Personalfragen beim FC Bayern "Viel Konkurrenz" - Tuchel über Abgänge und Stürmersuche
Der Kader des FC Bayern soll saniert werden. Neben vielen Neuzugängen wird es wohl auch prominente Abgänge geben. Thomas Tuchel spricht über eine "unbefriedigende Saison" von Sadio Mané – und auch bei Leon Goretzka sieht er "Luft nach oben".
Thomas Tuchel war bei der ersten Pressekonferenz der neuen Saison gut gelaunt, wich allen Fragen zu Transfergerüchten meist geschickt und mit einem Lächeln aus. Zwischen den Zeilen konnte man dann doch einiges zu gehandelten Spielern wie Min-jae Kim, Harry Kane und Kyle Walker herauslesen. Bei Fragen zu möglichen Abgängen wurde Tuchel noch etwas konkreter.
Besonders bei Sadio Mané stehen die Zeichen derzeit auf Abschied. Nach einer schwachen ersten Saison beim FC Bayern könnte der Königstransfer der vergangenen Sommerpause den Verein nun schon wieder verlassen – obwohl Mané zuletzt öffentlich bekundet hatte, weiterhin auf einen Verbleib in München zu hoffen.
Tuchel über Mané: "Konkurrenzsituation ist extrem hoch"
Die Worte seines Trainers dürften diese Hoffnung nicht gerade befeuert haben: "Sadio hatte eine unbefriedigende Saison. Er ist hinter den Erwartungen geblieben – hinter denen des Vereins und seinen eigenen", sagte Tuchel und blickte auf die kommende Saison: "Die Konkurrenzsituation ist für ihn extrem hoch. Auf der Position, auf der ich ihn am stärksten sehe, haben wir Kingsley Coman, der herausragend wichtig für uns ist und Serge Gnabry, der zum Ende hin immer stärker geworden ist."
"Es ist eine Konstellation, die es sehr schwer macht für Sadio. Das weiß der Spieler auch. Er kennt meine Meinung, er kennt die Meinung des Klubs", sagte Tuchel und macht damit relativ deutlich, dass der FC Bayern Mané wohl gerne abgeben würde. Doch: " Er hat einen Vertrag. Er ist hier. Es wäre nicht das Verrückteste, was ich erlebt habe, wenn er am 01.09. noch hier wäre."
Video: Tuchel zur Zukunft von Goretzka und Gravenbech
Tuchel: Leon Goretzka "hat noch Luft nach oben"
Auch über Leon Goretzka gab es zuletzt Berichte, dass der FC Bayern den Mittelfeldspieler bei einem entsprechenden Angebot abgeben könnte. Angesprochen auf eine Garantie, dass Goretzka auch zum Ende der Transferperiode Spieler des FC Bayern sein wird, erwiderte Tuchel: "Das würde ich für keinen Spieler bestätigen. Das hat aber nichts mit Leon zu tun."
Dennoch hatte Tuchel vor allen Dingen kritische Wort für den 28-Jährigen übrig: "Es war für ihn ein unbefriedigendes Ende der Saison: Für sich selber und für uns auch. Er ist jemand, von dem wir viel erwarten, von dem wir erwarten, dass er die Mannschaft trägt. Da ist noch Luft nach oben. Aber es ist auch unsere Aufgabe, bestmögliche Bedingungen zu schaffen, dass er diese Erwartungen erfüllen kann".
Joshua Kimmich gilt im zentralen Mittelfeld als gesetzt. Daneben ist nur eine Position vakant, um die neben Goretzka auch Ryan Gravenberch und die Neuzugänge Konrad Laimer und Raphael Guerreiro kämpfen. Auch Gravenberch gilt als möglicher Abschiedskandaidat. "Beide haben einen Vertrag beim FC Bayern. Ich habe von Leon auch noch nichts gehört, dass er gehen möchte", sagte Tuchel und schränkte ein, dass sich das im Laufe der Vorbereitung noch ändern könnte. Fest steht: "Im Mittelfeld gibt es einen großen Konkurrenzkampf."
Tuchel über Stürmersuche: "Sind bereit, voll einzusteigen"
Zumal sich Tuchel wünscht, dass dieser Konkurrenzkampf noch ein wenig größer wird. Nach dem geplatzten Declan-Rice-Deal liegt der Hauptaugenmerk noch auf einem ähnlichen Spieler: "Der Spieler Declan Rice hat ein Profil, das wir so nicht im Kader haben", sagte Tuchel. Denn der Bayern-Trainer, das merkte man trotz guter Laune, hat im Kader einige Schwachstellen erkannt. "Zu wenig Robustheit, zu wenig Stabilität", lautet das Fazit und zwar: "körperlich, spielerisch und mental".
Das sollen auch Neuzugänge korrigieren. Zum einen die fixen: Guerreiro, laut Tuchel "Fußballerisch stark, kennt die Liga, kann die Sprache, Schlitzohr, schnelle Entscheidung." und Laimer: "Diszipliniert, profiliert sich durch Ballgewinne, kann vielleicht nicht nur im Mittelfeld spielen". Zum anderen der fast fixe Min-jae Kim: "Es ist nicht mehr das ganz große Geheimnis, um wen es geht. Aber wir wollen in den nächsten Tagen Vollzug melden".
Kein Tuchel-Kommentar zu Kane
Und dann gibt es noch die Verhandlungen, die sich hinziehen: Der wichtigste wohl der mögliche Transfer des Mittelstürmers Harry Kane. Eine Nachfrage zu ihm entlockte Tuchel ein Lachen, aber auch ein wenig Spielraum für Spekulationen: "Ganz langweilige Antwort zu einer sehr interessanten Frage: Kein Kommentar zu Spielern, die nicht bei uns unter Vertrag stehen", sagte der Bayern-Trainer, der dann doch ein wenig über die Sttürmersuche sprach.
Selbstverständlich, generell sei der Verein auf der Suche nach einem echten Mittelstürmer, der sportlich und charakterlich perfekt ins Bayern-Profil passe und wieder muss man nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, wenn man meint, dass diese Jobbeschreibung auf Kane zutrifft.
Tuchel über Transfers: "Arbeiten bei einigen Spielern mit Hochdruck"
Zumal Tuchel bei den Transferentscheidungen involviert ist, wie wohl kaum ein FC-Bayern-Trainer vor ihm. Eine Woche nach Saisonende habe die Vorbereitung auf die kommende Saison begonnen, sagte Tuchel und beschreibt die Transfer-Task-Force: "Wir haben uns sehr regelmäßig getroffen. Im Vordergrund stand eine sehr enge Zusammenarbeit mit Marco Neppe und Jan-Christian Dreesen, auf einer fast täglichen Basis mit Nachrichten und Telefongespräche, dazu die regelmäßige Runde mit Herbert Hainer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Es ist sehr wichtig, deren Know-How und Sachverstand zu nutzen.
Es ist also – wie die gesamte Pressekonferenz – eine durchaus interessante Lektüre zwischen den Zeilen, wenn Tuchel zu verstehen gibt: "Ich weiß, wie der Stand bei jedem Spieler ist. Ich weiß, dass wir bei einigen Spielern mit Hochdruck arbeiten. Es kommt wie es kommt. Wenn Dinge spät passieren, werden wir bereit sein." Ein Schelm, wer dabei an einen Transfer von Harry Kane denkt.
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Quelle: BR24Sport 15.07.2023 - 18:30 Uhr
