Katharina Lang und Svenja Mayer jubelnd nach dem Sieg bei der IWBF Rollstuhlbasketball Weltmeisterschaft Dubai 2022

BR24 Sport Paralympics: "Zu gesund" für Rollstuhlbasketball?

Stand: 18.07.2023 11:35 Uhr

Rollstuhlbasketball verbindet behinderte und nicht behinderten Athleten bei ihrer Lieblingssportart. Eine Änderung in der Klassifizierung schließt allerdings Athleten mit weniger Einschränkungen wie Katharina Lang jetzt von den Paralympics 2024 aus.

Von BR24Sport

Rollstuhlbasketball kann jeder spielen, ob behindert oder nicht. Denn die sogenannten "Fußgänger" sind im Rollstuhl sitzend keine "Fußgänger" mehr. Der Sport im Rollstuhl ermöglicht so ein integratives Miteinander: "Wir haben nicht behinderte, und wir haben minimalbehinderte und wir haben Behinderte/Schwerbehinderte. Wenn man sich überlegt, dass wir alle zusammen Rollstuhlbasketball spielen, ich jetzt nicht mehr international spielen darf, weil z. B. meine Knie zu gesund sind! Für mich ist das alles nur unverständlich", sagt Katharina Lang.

Basketball-Karriere im Rollstuhl weiter möglich

Lang hat ihre Basketball-Karriere als "Fußgängerin“ begonnen. Mit Bad Aibling wurde sie 2009 Deutsche Meisterin, bevor sie nach fünf Kreuzbandrissen im rechten Knie ihre "normale" Karriere beenden musste und zum Rollstuhlbasketball wechselte, um weiter ihren geliebten Sport ausüben zu können.

Erfolgreich war sie dabei bislang auch unterwegs. Nach ihrem Debüt als deutsche 4,5-Punkte-Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin 2017 gewann sie bei der EM Silber, Bronze bei der WM 2018 und der EM 2019. Bei den Paralympics 2021 verpassten das Team auf Platz vier das Podest nur knapp. Lang konnte sich danach sogar vorstellen bei den Paralympics 2024 in Paris noch am Start zu sein.

IPC hat Sportler mit Minimalbehinderungen neu bewertet

Doch nun kommt auch bei der Münchnerin eine neue Klassifizierungsregel des IPC, um die es seit Längerem schon Streit zwischen dem Rollstuhl-Basketball-Weltverband (IWBF) und dem Internationalen Paralympischen Komitee (IOC) gibt, zum Tragen. Die 30-Jährige ist bei den Spielen in Paris nicht mehr spielberechtigt, weil ihre Behinderung als nicht schwer genug eingestuft wird. National geht es noch, dass sie sich in den Rollstuhl als Sportgerät setzt, um sich künstlich noch mehr zu beeinträchtigen.

Warum kommt der Ausschluss von Lang erst jetzt? Das IWBF hatte die Vorgaben lange nicht umgesetzt nach denen Sportler mit Minimalbehinderungen nach dem "IPC Athlete Classification Code", der seit 2015 gilt, neu bewertet werden.

Der Dachverband drohte deshalb sogar schon damit, Rollstuhl-Basketball aus dem paralympischen Programm für 2024 zu streichen, obwohl die Sportart zu den beliebtesten im Para-Sport gehört.

Lösung: Rollstuhlbasketball nicht mehr beim IPC

Für Lang wäre die Trennung vom IPC eine gute Lösung: "Ich würde es gerne so haben, dass Rollstuhlbasketball nicht mehr zum IPC gehört, nicht mehr zum paralympischen Komitee, weil ich denke, dass Rollstuhlbasketball so viele Fans generiert hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten, dass man mit Sicherheit kein Problem hätte die Zuschauer zu kriegen für ein internationales Turnier".

Aus Sicht von Lang gibt es die Verschärfung erst seit dem Wechsel an der Spitze des IPC von Sir Philipp Craven (bis 2017) auf Andrew Parsons: "Der vorige Präsident war Rollstuhlbasketballer, da hat man keine Probleme gehabt, aber seit der neue Präsident da ist, gibt's diese neue Klassifizierung." Ein britischer Athlet überlegte sich sogar ein Bein amputieren zu lassen, um weiter Rollstuhlbasketball spielen zu dürfen. "George Bates heißt der Spieler", sagt Lang. "ein Weltklassespieler, der hat natürlich sein Leben darauf ausgerichtet."

Quelle: BR24 im BR Fernsehen 13.07.2023 - 18:30 Uhr