Münchens Alfred Heiß im Dribbling gegen Braunschweigs Klaus Meyer

BR24 Sport Löwen-Legende Fredi Heiß: Bundesliga ist ein großer Gewinn

Stand: 24.08.2023 16:50 Uhr

Am 24. August 1963 begann die Erfolgsgeschichte der Bundesliga. Eine der Gründungsmannschaften war der TSV 1860 München. Mit dabei: der damals 22-Jährige Alfred "Fredi" Heiß. Im Interview mit BR24Sport erinnert die Löwen-Legende an die Anfangszeiten.

Von Nicole Hornischer

Der 24. August 1963 war ein denkwürdiger Tag in der Geschichte des deutschen Fußballs: Er markiert den Start der Bundesliga. Der TSV 1860 München gehörte zu den Gründungsmannschaften. Das Premierenspiel der Sechzger gegen Eintracht Braunschweig endete 1:1. Mit dabei: der damals 22-Jährige Alfred "Fredi" Heiß. Die Löwen-Legende erinnert sich an die Partie im Grünwalder Stadion: "Wir waren übernervös."

Der Start der Bundesliga löste Euphorie aus - bei Fans und Spielern. "Das war ein gravierender Einschnitt, der alle begeistert hat. Wir spielten auf der ganz großen Bühne Fußball gegen etablierte Mannschaften wie den Hamburger SV. Unser Stadion war immer ausverkauft", erzählt Heiß im BR24Sport-Interview.

Die Bundesliga war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte und begeisterte die Fans. Neben den Löwen war auch der 1. FC Nürnberg im ersten Jahr dabei. Der FC Bayern, in der Saison 1962/63 in der Oberliga Süd hinter dem TSV 1860 und dem 1. FC Nürnberg nur auf Rang drei gelandet - stieß erst zwei Jahre später ins Fußball-Oberhaus.

1.200 Mark im Monat - Heiß hat "viele erlebt, die zum Sozialfall wurden"

60 Jahre nach dem historischen 1. Bundesliga-Spieltag sorgten der FC Bayern und ihr Rekordtransfer Harry Kane für bundesweite Aufmerksamkeit - 100 Millionen Euro Ablöse überwiesen die Münchner an Tottenham Hotspur. "Dass der Fußball finanziell mal solche Höhen erreicht, hätte ich nicht gedacht", sagt Heiß dazu.

Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft soll beim FCB 25 Millionen Euro pro Jahr erhalten. Die Verdienstmöglichkeiten für die Spieler in den Anfangszeiten der Bundesliga waren dagegen überschaubar. 1.200 Mark im Monat bekam damals jeder Fußballer.

"Spieler wurden zu Berufsfußballern, wurden aber nur wie mittlere Angestellte bezahlt. Das bedeutete für viele einen Einschnitt nach dem Karriereende. Ich hab viele erlebt, die zum Sozialfall wurden", berichtet der heute 82-Jährige. Der gelernte Speditionskaufmann selbst sorgte rechtzeitig vor und gründete noch als Spieler ein Speditionsunternehmen.

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Heiß: Finanz-Änderungen des DFB kamen zu spät

Damals war es - im Gegensatz zu heute - noch nicht erlaubt, Werbung zu machen. Ein Stehplatz kostete im Grünwalder Stadion drei, der Tribünenplatz 14 Mark. So kam wenig Geld in die Kassen des Vereins. "Der DFB hat es damals versäumt, da was zu ändern", so Heiß. Aber "vom Sportlichen her war es eine tolle Sache. Wir hätten auch umsonst gespielt".

Seit 1974 ist Werbung erlaubt, die Karten für den Stadionbesuch sind deutlich teurer geworden, die Fernsehgelder spülen viel Geld auf die Konten der Bundesligavereine. Dass die Bundesliga so eine Entwicklung nehmen würde, hatte Heiß damals nicht gedacht. Kritisch war für ihn vor allem der Einstieg des Privatfernsehens.

"Wir dachten, dass im Stadion weniger los ist. Denn der Fußball war ja für günstiges Geld überall zu sehen. Aber das Gegenteil war der Fall", so Heiß. Die Massen strömten weiter in die Fußballtempel der Republik. "Es hat sich bis heute gezeigt: Die Bundesliga ist ein großer Gewinn", stellt der 82-Jährige fest.

Heiß: Bundesliga war "die schönste Zeit in meinem Leben"

1966 wir Fredi Heiß mit den Löwen Deutscher Meister - zum einzigen Mal in 60 Jahren Bundesligageschichte. "Wir haben damals den Münchner Fußball aus dem Mittelmaß gehoben", sagt er rückblickend und weiter: "Es war die schönste Zeit in meinem Leben."

Video: BR Retro - Gründung der Bundesliga

Gründung der Bundesliga · TSV 1860 - Braunschweig

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Quelle: BR24 24.08.2023 - 18:30 Uhr