Das Team von FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel steht vor einem großen Umbruch.

Kim, Kane & Co Der Stand auf der Großbaustelle FC Bayern

Stand: 29.06.2023 12:25 Uhr

Der Kader des FC Bayern befindet sich im Umbruch. Noch ist nicht klar, mit welchem Personal der deutsche Meister in die kommende Saison gehen wird. Doch mit der nahenden Verpflichtung von Min-jae Kim nimmt zumindest die Verteidigung Formen an.

Von Raphael Weiss

Die vergangene Saison hat beim FC Bayern einiges kaputt gemacht. Trainer-Entlassung, Vorstands-Kündigungen, Kabinenschlägerei, Maulwurfjagd - Ruhe kehrte bei den Münchnern nie ein. Nach einem Jahr voller Krisen bereitet der Serienmeister einen Neuanfang vor. Nicht nur in der Führungsebene herrscht ein neuer (alter) Wind, auch der Kader wird in der kommenden Saison ein anderer sein.

Die Mannschaft - bestückt mit Spielern von internationalem Format und Klasse - hat in kaum einer Saisonphase als Einheit funktioniert. Weder Julian Nagelsmann noch Thomas Tuchel konnte aus dieser Zusammenstellung ein echtes Team entwerfen. Und so stehen in allen Mannschaftsteilen große Umbrüche an. Nun naht die Verpflichtung von Min-jae Kim und zumindest auf einer Position herrscht allmählich Klarheit.

Verteidigung: Italienisches Flair und großer Konkurrenzkampf

Schon lange war abzusehen, dass der FC Bayern sich wohl einen der begehrtesten Spieler dieser Transferperiode schnappen wird. Nach Informationen von Transferexperten Fabrizio Romano gibt es daran nun keinen Zweifel mehr: Min-jae Kim wird laut ihm in der kommenden Saison das FC-Bayern-Trikot tragen. In nur einem Jahr beim SSC Neapel hat Kim sich zum spektakulärsten Verteidiger der Serie A entwickelt. Der 26-jährige Südkoreaner hat alle Fähigkeiten, die Trainer Thomas Tuchel sucht: Groß, wuchtig, schnell, ballsicher, Zweikampfstark, anpassungsfähig - und vor allen Dingen zuverlässig.

Denn Abwehrpatzer gab es in der vergangenen Saison beim FC Bayern fast in jedem wichtigen Spiel. Fehlpässe, verschuldete Elfmeter, Stellungsfehler - immer wieder waren es vermeidbare Patzer der Münchner Hintermannschaft, die knappe Führungen in Niederlagen für den FCB verwandelte. Besonders Dayot Upamecano stand immer wieder in der Kritik. Mit Kim bekommt der Franzose nun einen harten Konkurrenten um den Stammplatz in der Innenverteidigung. Der frühere Turiner Verteidiger Matthijs de Ligt dürfte gesetzt sein und so wird es wohl ein Duo mit Serie-A-Erfahrung im Zentrum geben.

Eine Planstelle bleibt offen

Möglich und nötig gemacht hat diesen Transfer der bevorstehende Abgang von Lucas Hernández, der überraschend seinen Vertrag doch nicht verlängern wollte und wohl dem Ruf von Paris Saint-Germain folgen wird. Mit dem ablösefreien Raphael Guerreiro ist auch die Linksverteidigerposition gut besetzt. Mit Guerreiro hat Alphonso Davies nicht nur einen guten Back-up, sondern auch einen echten Konkurrenten, der dem zuletzt schwächelnden Youngster zusätzliche Motivation geben dürfte.

Auf der anderen Seite dürfte es hingegen noch Bedarf geben. Mit Noussair Mazraoui und Josip Stanisic hat man zwar zwei solide Rechtsverteidiger im Kader. Und ein Abgang von Benjamin Pavard scheint trotz Wechselwunsch und auslaufendem Vertrag nicht akut zu sein. Doch Pavard hat zuletzt als Innenverteidiger überzeugt und in dieser Konstellation wäre es Tuchel auch möglich, auf eine Dreierkette in der Verteidigung umzustellen. Ein weiterer Rechtsverteidiger dürfte daher nicht schaden. Heißester Kandidat ist Kyle Walker (33), der unter Pep Guardiola auch immer wieder Erfahrung als Innenverteidiger in einer Dreierkette sammeln konnte.

Mittelfeld-Zentrale als großes Fragezeichen

Mit der Verpflichtung des ablösefreien Konrad Laimer (Rasenballsport Leipzig) ist schon jetzt das zentrale Mittelfeld beim FC Bayern überbesetzt. Laimer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ryan Gravenberch kämpfen hier auf hohem Niveau um Einsatzzeiten. Kimmich dürfte dabei von allen am sichersten im Sattel sein. Doch nichtsdestotrotz ist Trainer Tuchels größtes Anliegen noch einen weiteren Hochkaräter für das defensive Mittelfeld zu verpflichten.

Der Grund: Alle vier Spieler haben ein ähnliches Profil. Spielintelligent, Passstark, Drang nach vorne - allerdings mit Mängeln in der Defensivarbeit. Tuchels-Wunschspieler Declan Rice steht vor einem Wechsel zum FC Arsenal. Dahinter gibt es derzeit eine Vielzahl an Gerüchten von Frankie de Jong (FC Barcelona), Marco Verratti (Paris Saint-Germain), Mason Mount (FC Chelsea) bis Xavi Simmons (PSV Eindhoven). Sie alle haben aber eines gemeinsam: Sie sind spielintelligent, passstark, haben allerdings Mängel in der Defensivarbeit. Dennoch dürfte eine Verstärkung im Mittelfeld noch kommen - mit ungewissen Konsequenzen für die aktuellen Bayernspieler. Wahrscheinlich ist eine Leihe von Gravenberch, doch selbst ein Verkauf von Leon Goretzka ist nicht ausgeschlossen.

Angriff - kommt tatsächlich der Wunderstürmer Kane?

Über keine andere Position beim FC Bayern wurde in der vergangenen Saison so intensiv diskutiert wie über den Mittelstürmer. Eric Maxim Choupo-Moting hatte sich zwar innerhalb des Sechzehners als verlässlicher Verwerter erwiesen, doch die spielerische Klasse und dauerhafte Gefahr von Robert Lewandowski vermissten die Münchner in fast jeder Partie schmerzlich. Den Außenstürmern fehlten Platz und Anspielstationen, da Choupo-Moting nicht die gleiche Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidiger auf sich zog wie sein Vorgänger. Thomas Müller suchte vergeblich freiwerdende Räume und die Chipbälle von Kimmich flogen allzu oft ins Leere.

Harry Kane - Torgarant und Kapitän

Sportschau, 28.06.2023 20:08 Uhr

Schon seit Monaten steht beim FC Bayern fest: Es braucht wieder einen echten Mittelstürmer. Einen echten Ausnahmespieler. Dass nun tatsächlich einer der besten Spieler der Welt nach München ziehen könnte, galt nicht gerade als wahrscheinlich. Doch übereinstimmenden Medienberichten zufolge konnte der FCB nun tatsächlich Harry Kane von einem Wechsel überzeugen.

Nun folgt allerdings eine weitere große Hürde: Verhandlungen mit Tottenham Hotspur. Denn der Londoner Verein möchte Kane nicht abgeben und gilt als vielleicht härtester Gesprächspartner im europäischen Fußball. So biss sich Real Madrid jahrelang die Zähne an einer Verpflichtung von Gareth Bale aus. Es benötigte 2013 die damalige Rekordsumme von 100 Millionen Euro und mehrere öffentliche Zeichen des Spielers, um einen Transfer schließlich zu ermöglichen. Ein Kane-Transfer könnte zu einer ähnlichen Hängepartie werden. Eine neue Offerte der Münchner über 93 Millionen Euro soll das wohl verhindern.

Nur auf den Flügeln alles beim Alten?

Auf den Flügeln ist der FC Bayern seit Jahren bestens besetzt. Und auch in der kommenden Saison wird das wohl so bleiben. Einen "Neuzugang" könnte es allerdings doch geben: Sadio Mané könnte als der Weltklasse-Spieler, der er in Liverpool war, auch endlich beim FC Bayern ankommen. Trotz Wechselgerüchten hat der Außenstürmer zuletzt seinen Wunsch auf einen München-Verbleib bekräftigt.

Mit Leroy Sané, Serge Gnabry und Kingsley Coman hat man jede Menge gute Spieler im Kader. Doch beim FC Bayern ist in dieser Saison nichts ausgeschlossen. Auch ein plötzlicher Abgang eines verdienten Bayern-Profis wäre nicht unbedingt überraschend. Sollten Kane und Kim kommen, stünden plötzlich 31 Spieler im Kader der Münchner. Zu viele, um eine stabile Teamchemie zu bekommen. Und das ist vielleicht die größte Baustelle, die Thomas Tuchel nach der vergangenen Saison angehen muss.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Quelle: BR24Sport
29.06.2023 - 10:54 Uhr