Die niederländische Rennradfahrerin Annemiek van Vleuten

Tour de France Femmes Vom Eiffelturm in die Vogesen: Am Berg wird die Tour entschieden

Stand: 18.07.2022 08:47 Uhr

Dieses Jahr findet erstmals wieder eine Tour de France für Frauen statt. Über acht Etappen führt die Rundfahrt vorbei an Weinbergen und Schotterpisten in die Vogesen.

Sie ist das Highlight im Wettkampfkalender der weiblichen Radsport-Elite, die Neuauflage der Tour de France für die Frauen, welche über acht Tage (24.-31.07.) durch den Nordosten Frankreichs führen wird. Mehr als 1.000 Kilometer werden die Fahrerinnen am Ende der acht Etappen in den Beinen haben: Dabei geht es von Paris über die Champagner-Stadt Reims, vorbei an den Weinbergen rund um Bar-sur-Aube, in die Vogesen, wo nach der Bergankunft auf dem legendären Planche des Belles Filles die erste offizielle Tour-Siegerin seit mehr als 30 Jahren feststehen wird.

Die ersten Tage: Einladung an die Sprinterinnen

Nur wenige Stunden, bevor die Männer von ihrer dreiwöchigen Frankreich-Rundfahrt in Paris eintreffen, fällt der Startschuss zur Frauen-Tour am Fuße des Eiffelturms. Von dort aus geht es in einem Rundkurs zwölfmal über die Champs-Élysée. Der berühmte Prachtboulevard ist teilweise mit Kopfstein gepflastert, deshalb werden im Kampf um das heißbegehrte erste Gelbe Trikot der Tour die Sprinterinnen im Vorteil sein, die ihre Stärke sonst bei den Frühjahrsklassikern ausspielen.

Charakteristik der Etappen
2 Bergetappen
4 Flachetappen
2 Hügelige Etappen
Längste Etappe: 175,6 Kilometer (5. Etappe)

Wie der erste ist auch der zweite 136 Kilometer lange Abschnitt eine Flachetappe und somit eine Einladung an die Sprinterinnen. Zwar wartet nach rund 15 Kilometern ein Anstieg auf das Peloton, danach führt die Strecke aber durch weitestgehend flaches Terrain nach Provins in der Region Île-de-France.

Ab Reims: Schotterpisten und knackige Anstiege

Auf der dritten Etappe von Reims nach Épernay wird es erstmals richtig hügelig. Insgesamt fünf Bergwertungen gilt es zu gewinnen: Die erste bereits nach knapp 21 Kilometern, alle weiteren folgen in der zweiten Hälfte der Etappe. Die Vorentscheidung auf den Tagessieg fällt wohl am Côte de Mutigny, einem mit 900 Metern zwar kurzen, aber dank seiner Steigung von 12,1 Prozent steilen Anstieg. Ausreißversuche sind zwar möglich, dennoch haben sogenannte Puncheure, also Fahrerinnen, welche auf kurzen, aber knackigen Anstiegen über einen starken Antritt verfügen, die besten Chancen.

Anders als die Männer haben die Frauen keinen Ruhetag, und so steht tags darauf schon die nächste Bewährungsprobe an. Denn um das 126 Kilometer entfernte Bar-sur-Aube zu erreichen, müssen sie nicht nur etliche Bergwertungen, sondern auch die berühmten "chemins blancs", weiße Schotterpisten, bewältigen. Zum ersten Mal gilt: Man kann hier die Tour nicht gewinnen, dafür aber verlieren.

Die perfekte Gelegenheit, Zeit im Gesamtklassement gut zu machen oder den Tagessieg in einer Ausreißergruppe zu holen, bietet die fünfte Etappe. Diese ist zwar mit 175 Kilometern die längste der Tour, aber im Vergleich zu den Tagen zuvor geradezu erholsam.

In den Vogesen warten die Bergetappen

Die Tour der Frauen startet flach und wird im Verlauf immer hügeliger, in den Vogesen angekommen warten auf die Fahrerinnen nun aber die wahren Berge. Während der sechste Abschnitt nach Rosheim noch zum Eingewöhnen da ist, muss das Peloton am nächsten Tag richtig in die Vollen gehen. Es folgt nämlich die Königsetappe, welche über 127 km und drei Berge zur Ski-Station Markstein führt.

Und das sind nicht irgendwelche Berge. Der 1.343 Meter hohe Grand Ballon war bereits neunmal Teil der Männer-Tour, zuletzt 2019. Mehr als 900 Höhenmeter müssen die Frauen nun bewältigen. Davor stehen aber noch Anstiege zum Petit Ballon sowie dem Col du Platzerwasel auf dem Programm. Verschnaufpausen sind kaum möglich. Die Vorentscheidung um das Gelbe Trikot könnte also auf dieser ersten Bergetappe fallen.

Auf der achten Etappe, die nach 123 Kilometern in einer Bergankunft auf dem altehrwürdigen Planche des Belles Filles gipfelt, könnte das begehrte Gelbe Trikot aber noch einmal die Besitzerin wechseln. Auch die endgültige Trägerin des Bergtrikots dürfte erst dort gekürt werden.

Kritik: Tour-Neuauflage ohne Zeitfahren

Ein Zeitfahren findet bei der Neuauflage der Tour de France Femmes nicht statt. Eine Entscheidung, welche Fahrerinnen wie Olympiasiegerin Lisa Brennauer, Annemiek van Vleuten und Co. kritisieren. So riefen sie in den sozialen Medien Rennveranstalter sowie den Radsport-Weltverband UCI dazu auf, wieder mehr Zeitfahren in den Wettkampfkalender aufzunehmen.

Doch auch ohne Zeitfahr-Wettbewerb bietet die diesjährige Tour de France Femmes abwechslungsreiche Strecken, die im Verlauf des Rennens immer anspruchsvoller werden und für jeden Fahrertypen etwas bereithalten.