Radsport Lüttich-Bastogne-Lüttich: Evenepoel siegt, Brüche bei Alaphilippe

Stand: 24.04.2022 20:40 Uhr

Der belgische Rad-Jungstar Remco Evenepoel hat die 108. Auflage des Frühjahrsklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. Weltmeister Julian Alaphilippe zog sich bei einem Sturz mehrere Brüche zu.

Der 22-Jährige holte sich nach 257,2 Kilometern und zehn giftigen Anstiegen in den Ardennen den Sieg im Alleingang vor seinen beiden Landsmännern Quinten Hermans und Wout Van Aert. Deutsche Fahrer spielten nach der krankheitsbedingten Absage von Maximilian Schachmann, dem Lüttich-Dritten von 2019, keine Rolle.

Evenepoel war bei seiner Lüttich-Premiere eigentlich nur als Helfer von Weltmeister Julian Alaphilippe vorgesehen, doch nach einem schweren Sturz des Franzosen hatte der Jungstar vom Team vom Team Quick-Step Alpha Vinyl freie Fahrt.

Evenepoel attackiert am vorletzten Anstieg

"Das war mein bester Tag auf dem Rad, ein perfekter Tag. Das ist unglaublich" sagte Evenepoel und fügte hinzu: "Ich habe in den letzten anderthalb Jahren mental und körperlich sehr gelitten und endlich habe ich das Gefühl, dass alles gut läuft, alles stabil wird und ich wieder der alte werde. Ich denke, heute habe ich den besten Remco gezeigt, seit ich Profi geworden bin. Ich bin so stolz und glücklich." Evenepoel hatte sich im August 2020 bei einem Horrorsturz bei der Lombardei-Rundfahrt das Becken gebrochen hatte und musste neun Monate pausieren.

Evenepoel sorgte an der Côte de la Redoute, dem vorletzten Anstieg, für die Vorentscheidung, als er mit einer kraftvollen Attacke ausriss und in Zeitfahrer-Manier seinem bisher größten Erfolg entgegenfuhr. Am letzten Anstieg hängte er dann den Franzosen Bruno Armirail ab und hatte im Ziel 48 Sekunden Vorsprung.

Pogacar nicht am Start

Den beiden Altstars und Ex-Sieger Alejandro Valverde (41 Jahre/Spanien) und Philippe Gilbert (39/Belgien) blieb dagegen bei ihrer letzten Lüttich-Teilnahme ein Podiumsplatz verwehrt. Titelverteidiger und Tour-de-France-Champion Tadej Pogacar musste wegen eines Trauerfalls in der Familie kurzfristig passen.

Schulterblattbruch und Lungenverletzung bei Alaphilippe

Überschattet wurde das Rennen gut 62 Kilometer vor dem Ziel von einem heftigen Massensturz, der auch die Hoffnungen von Alaphilippe zunichte machte. Der Franzose erlitt dabei, wie sein Team später mitteilte, einen Schulterblattbruch, zwei Rippenbrüche und eine Lungenverletzung (Hämatopneumothorax). Mit dem Sturz setzte sich Alaphilippes Pleitenserie bei La Doyenne, dem ältesten Rad-Klassiker, fort. Den so sehnlichst erhofften Sieg bei seinem Lieblingsrennen hatte ihm 2021 Pogacar auf den letzten Metern weggeschnappt. Ein Jahr zuvor hatte Alaphilippe bereits die Arme zum Jubeln hochgerissen, als sich Primoz Roglic noch vorbeischob. Später wurde er sogar wegen eines Manövers im Zielsprint auf Platz fünf zurückversetzt.

Annemiek van Vleuten gewinnt Frauen-Rennen

Im Frauen-Rennen fuhr Liane Lippert (Friedrichshafen) auf den achten Platz. Der Vize-Europameisterin fehlten nach 142,1 Kilometern im Ziel 1:58 Minuten auf Solo-Gewinnerin Annemiek van Vleuten. Die niederländische Zeitfahr-Olympiasiegerin, die immerhin schon 39 Jahre alt ist, setzte sich vor Grace Brown aus Australien und Landsfrau Demi Vollering durch.