Paralympics | 8. Wettkampftag Goldener Samstag: Forster löst Versprechen ein, Kazmaier verblüfft immer weiter

Stand: 12.03.2022 12:41 Uhr

Anna-Lena Forster und Linn Kazmaier haben den vorletzten Paralympics-Tag in Peking aus deutscher Sicht vergoldet. Die kanadische Legende Brian McKeever stieß derweil in Gerd Schönfelders Sphären vor.

"Ich bin ich super motiviert, Slalom ist meine Stärke, einfach mein Ding, und will da zeigen, was ich kann", hatte Anna-Lena Forster unmittelbar nach ihrer um sechs Hundertstel Sekunden verpassten Bronzemedaille im Riesenslalom betont – und löste ihr Versprechen kaum 24 Stunden später auf beeindruckende Art und Weise ein.

Wie schon vor vier Jahren in Pyeongchang war die Monoskifahrerin in der sitzenden Klasse auch bei diesen Paralympics in ihrer Spezialdisziplin nicht zu schlagen.

Forster kann "glücklich heimreisen"

Dahinter lagen zwei Chinesinnen: Silber blieb der 2,32 Sekunden langsameren Wanjing Zhang, Bronze ging an Sitong Liu (+3,45). Die dreifache Peking-Siegerin Momoka Muraoka (Japan) verpasste mit Rang fünf (+7,68) erstmals am Xiaohaituo Mountain das Podest.

"Die lange Warterei da oben hat mich fast verrückt gemacht", berichtete Forster im Sportschau-Interview nach dem entscheidenden zweiten Lauf. "Ich bin einfach echt happy, erleichtert und so froh, dass ich das jetzt hier heruntergebracht habe. Ich kann sowas von glücklich heimreisen."

Die 26-jährige deutsche Fahnenträgerin der Eröffnungsfeier beendet die dritten Paralympics ihrer Karriere also mit vier Medaillen. Vor dem abschließenden Slalom hatte sie an den ersten drei Wettkampftagen auch die Superkombination gewonnen und jeweils Silber in der Abfahrt sowie im Super-G geholt.

"Ziemlich cool" – Rieder mit Bronze

"Ziemlich cool, da musste schon mal ein Freudenschrei raus", durfte vor Forsters Sieg schon Anna-Maria Rieder in die Sportschau-Kamera lächeln. Warum? Nach den jeweils knapp verpassten Medaillen in den vier vorherigen Rennen belohnte sich die 22-Jährige im Slalom der stehenden Klasse mit Bronze.

"Ich habe schon beim Einfahren gemerkt, die Piste liegt mir. Jetzt muss ich halt voll attackieren" - und das tat Rieder in beiden Durchgängen. Zur auf Rang vier eingekommenen Kanadierin Michaela Gosselin fuhr sie schlussendlich über sechs Sekunden heraus.

Aarsjoe siegt phänomenal, Rothfuss scheidet aus

Einen phänomenalen Sieg dank zwei deutlichen Laufbestzeiten feierte derweil die Schwedin Ebba Aarsjoe vor der Chinesin Mengqui Zhang (+5,64 Sekunden). Aarsjoe ließ sich dabei auch von einem schweren Sturz im Riesenslalom am Freitag nicht aufhalten.

Andrea Rothfuss, Bronzegewinnerin im Riesenslalom, schied bereits im ersten Lauf aus. Zwar "hatte ich meinen Moment gestern schon, von daher lässt sich das ganz gut verschmerzen", meinte die 32-Jährige, aber ärgerte sich dennoch über einen "blöden Leichtsinnsfehler, der nicht hätte passieren dürfen."

Ristau bei Aigner-Doppelsieg in den Top-10

Beim Doppelsieg der österreichischen Schwestern Veronika und Barbara Aigner im Slalom der sehbeeinträchtigten Frauen reichte es für Noemie Ristau (mit Guide Paula Brenzel) nach Rang zehn im Riesenslalom und Rang fünf im Super-G als Neunte noch mal für ein Top-Ten-Resultat.

Unersättliche Kazmaier setzt sich Krone im Langlauf auf

Die besten Zehn sind Linn Kazmaier in den Ski nordischen Wettbewerben der Paralympics von Peking nicht genug. Ihren von Wettkampftag eins an verblüffenden Leistungen setzte die mit 15 Jahren jüngste deutsche Teilnehmerin im letzten Langlauf-Einzelrennen der sehbeinträchtigten Frauen noch die Krone auf und gewann mit ihrem Guide Florian Baumann sensationell Gold über die zehn Kilometer.

"Gerade fühlt es sich noch ziemlich unwirklich an, ich kann es noch gar nicht fassen", gestand die Schülerin anschließend im Sportschau-Interview. Yue Wang (China/+39,5 Sekunden) und Carina Edlinger (Österreich/+1:33 Minuten) hatte sie deutlich hinter sich gelassen.

Johanna Recktenwald (mit Guide Valentin Haag) wurde Fünfte. Kazmaiers persönliche Medaillensammlung ist nun übrigens komplett. Zuvor hatte die Unersättliche bereits zweimal Biathlon-Silber sowie je einmal Silber und Bronze im Langlauf geholt.

16. Para-Gold: McKeever zieht mit Schönfelder gleich

In noch einmal ganz andere Sphären ist die lebende Para-Legende Brian McKeever am Samstag vorgedrungen. Durch den unagefochtenen Sieg über die 12,5 Kilometer der mittleren Langlaufdistanz bei den sehbeeinträchtigten Männern mit Guide Graham Nishikawa hat der mittlerweile 42-jährige Kanadier nun insgesamt 16 Goldmedaillen seit seiner Paralympics-Premiere 2002 im US-amerikanischen Salt Lake City beisammen.

Genauso viele gewann der bisher alleinige Rekordhalter Gerd Schönfelder aus Kulmain in der Oberpfalz im Para Ski Alpin zwischen den Spielen 1992 von Albertville bis 2010 in Vancouver. "Um wirklich ehrlich zu sein: Der Rekord bedeutet mir überhaupt nichts. Es ging mir nie darum – sondern darum, Spaß zu haben", sagte McKeever, der seine dritte Goldmedaille in China gewann: "Wir lieben unsere Abenteuer. Wir verirren uns gerne in den Bergen, um nach zehn Stunden völlig erschöpft nach Hause zu kommen."

Seine paralympisches Karriere wird der Ausnahmeathlet nach den Spielen von Peking beenden: "Ich bin alt und grau. Ich wache mit Schmerzen auf und gehe mit Schmerzen ins Bett. Also ist es an der Zeit."