Paralympics | Ski Nordisch Para-Langlauf: Kazmaier und Walter schreiben weiter Geschichte

Stand: 07.03.2022 14:02 Uhr

Linn Kazmaier und Leonie Maria Walter haben das zweite Kapitel ihres Paralympics-Märchens in Peking geschrieben - vollkommen überraschend holten die Teenager auch im Langlauf Silber und Bronze.

Von Maximilian Hendel

Linn Kazmaier kauerte noch entkräftet am Schneeboden im Zielbereich des Stadions von Zhangjiakou, als sich Guide Florian Baumann zu ihr herunterbeugte und die soeben vergangenen gut 52 Minuten mit zwei Worten auf den Punkt brachte: "Geiles Rennen!"

Härtester Wettkampf der noch jungen Karriere

"Ich bin jetzt schon ziemlich platt", sagte Kazmaier wenig verwunderlich im Sportschau-Interview. 15 Kilometer im klassischen Langlaufstil lagen hinter ihr.

Der bislang längste, anspruchsvollste und zugleich härteste Wettkampf in Kazmaiers noch so junger Karriere endete für die gerade 15 Jahre und vier Monate alte Schülerin mit einer abermals sensationellen Paralympics-Silbermedaille bei den seh-beeinträchtigten Frauen. Bereits am vergangenen Samstag war sie Zweite im Biathlon-Sprint geworden.

Nur die Ukrainerin Oksana Schischkowa hatte eine 56 Sekunden bessere Zeit abgeliefert und war wieder nicht zu schlagen. Und auch dieses nächste Kapitel des aus deutscher Sicht kleinen ski-nordischen Para-Märchens von Peking krönte Leonie Maria Walter, Kazmaiers nur drei Jahre ältere WG-Mitbewohnerin im paralympischen Dorf, an der Seite ihres Guides Pirmin Strecker mit ihrer erneuten Bronzemedaille.

Kazmaier: "... dann merkt man schon, heute geht was"

"Meine Eltern haben gestaunt", sagte Walter mit verschmitztem Lächeln. Vor dem Start "haben wir gesagt, wir gehen die erste Runde an und schauen, was drin ist, um dann das Tempo irgendwie durchzuhalten. Das ist und glaube ich ganz gut gelungen."

Genauso fiel es Kazmaier schwer, all das "so richtig zu realisieren. Ich hätte nicht gedacht, dass ich auch über so eine lange Distanz mithalten kann." Aber "wenn die Trainer mitfiebern, mitschreien, mitrennen, die Zeiten durchsagen und aus dem Häuschen sind, dann merkt man schon, 'heute geht was'", berichtete sie über den Rennverlauf.

DBS-Präsident Beucher ist "entzückt"

Auch wenn in der Konkurrenz vor allem aufgrund des Ausschlusses des russischen Teams durchaus favorisierte Medaillenanwärterinnen fehlen, sind die phänomenalen Leistungen der deutschen Youngster nicht zu erwarten gewesen.

"Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein. Was steckt in diesem Mädchen für eine Kraft, ein Wille und auch ein Naturtalent. Ich bin entzückt", hatte etwa Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), bereits nach dem Biathlon-Sprint dem SID über Linn Kazmaier gesagt.

"Wir laufen jetzt einfach mal unsere restlichen Rennen und schauen, was dabei rauskommt", meinte Kazmaier am Montag noch ganz routiniert. Nur etwas fehlt dem Teenager bei diesen bereits jetzt denkwürdigen Paralympics-Tagen von Peking: "Schade, dass meine Eltern hier nicht dabei sein können."