Paralympics | 6. Wettkampftag Kress verpasst die Top-20 im Riesenslalom – Glötzner gestürzt

Stand: 10.03.2022 10:32 Uhr

Der sechste Paralympics-Wettkampftag ist wie erwartet ohne deutsche Medaille geblieben. Im Riesenslalom der stehenden Männer verpasste Leander Kress die avisierten Top 20, Teamkollege Christoph Glötzner war beim Einfahren gestürzt.

Alpin-Skifahrer Leander Kress hat den Paralympics-Riesenslalom am Donnerstag (10.03.2022) in der stehenden Klasse als 22. beendet.

Kress verbessert sich im zweiten Lauf

Der 21-Jährige lag bei frühlingshaften Temperaturen und immer herausforderenden Schneeverhältnissen auf der Piste am Xiaohaituo Mountain nach dem ersten Durchgang auf Rang 24 und verbesserte sich dank eines beherzten, drei Sekunden schnelleren zweiten Laufs noch um zwei Plätze.

"Mich ärgert der erste Lauf, da bin ich nicht richtig auf Zug gekommen", sagte Kress danach: "Aber alles in allem bin ich zufrieden. Ich bin hier zum Lernen, um Erfahrungen zu sammeln. Im zweiten habe ich nochmal Gas geben können."

Klassifizierungsproblematik: Einbeinige ohne Medaillenchance

Kress' Rückstand auf den überraschenden Goldmedaillengewinner Santeri Kiiveri (Finnland) betrug schlussendlich 14 Sekunden. Thomas Walsh (USA) holte Silber, Arthur Bauchet aus Frankreich schob sich durch eine fulminanten zweiten Lauf noch von Rang sechs vor auf den Bronzeplatz.

Die in der Startklasse LW2 klassifizierten Einbeinigen wie Kress waren im aktuellen Klassifizierungssystem ohne Chance auf Medaillen. Bestplatzierter der Einbeinigen wurde Davide Bendotti auf Platz 21. Der Italiener war im Ziel insgesamt 1,93 Sekunden schneller als sein deutscher Konkurrent.

"In diesem Faktorsystem hat man mit einem Bein keine reelle Chance zu gewinnen. Man muss Zeiten fahren, die nicht mehr realistisch sind", kritisierte Alexander Spitz, Kress‘ Mentor und selbst viermaliger Paralympicssieger.

Bundestrainer Wolf: "Dabei sein ist alles"

Der 21-jährige Kress hat aktuell vier Wettkämpfe hinter sich. Zum Auftakt stürzte er in der Abfahrt, blieb zum Glück unverletzt. Es folgten Rang 27 im Super-G und zuletzt ein respektabler 17. Platz in der Super-Kombination. Am Sonntag (13.03.2022) steht der abschließende Slalom auf dem Programm.

"Dabei sein ist alles", hatte Bundestrainer Justus Wolf über seine beiden männlichen Starter Kress und den ebenfalls einbeinigen Christoph Glötzner betont. Glötzners geplantes Paralympics-Debüt fiel jedoch auf denkbar bittere Art und Weise aus.

Slalom-Einsatz für Glötzner mehr als fraglich

Bereits beim Einfahren stürzte Kress' Teamkollege und guter Freund Glötzner. Der 18-Jährige zog sich dabei eine schwere Schienbeinprellung und eine Muskelverletzung am Oberarm zu. Sein eigentlich auch im Slalom geplanter Einsatz ist mehr als fraglich.

Ein "richtiger Kindheitstraum" sei in Erfüllung gegangen, hatte der Abiturient noch im Vorfeld der Wettkämpfe dem Bayerischen Rundfunk erzählt und blickte schon ambitioniert auf die nächsten Spiele 2026 in Mailand-Cortina d’Ampezzo: "Langfristig sind meine Ansprüche auf jeden Fall höher. Ich will in Italien gerne Gold holen."

Sehbeeinträchtige: Drittes Gold für Österreich

Der erst 16-jährige Johannes Aigner hat das dritte Gold für Österreich bei diesen Paralympics von Peking geholt. Mit Guide Matteo Fleischmann entschied Aigner die Konkurrenz der Sehbeeinträchtigten vor dem Italiener Giacomo Bertagnolli (+1,68s) mit Guide Andrea Ravelli sowie Miroslav Haraus (+5,58s) und Guide Maros Hudik aus der Slowakei für sich.

Aigner, dessen Zwillingsschwester Barbara und ältere Schwester Veronika im Riesenslalom und Slalom der sehbeeinträchtigten Frauen antreten, hat in allen seinen bisher vier Peking-Wettbewerben Edelmetall eingefahren: Neben dem Riesenslalom noch Gold in der Abfahrt, Silber in der Superkombination und Bronze im Super-G.

Pedersen bleibt der Dominator der sitzenden Klasse

Norwegens Jesper Pedersen bleibt derweil der Dominator in der sitzenden Klasse. Der 22-Jährige holte mit jeweils Bestzeit in beiden Läufen auch im Riesenslalom die Goldmedaille.

Der nach dem ersten Durchgang noch auf Rang zwei liegende Niederländer Jeroen Kampschreur ging anschließend zu viel Risiko und schied nach einem verpassten Tor aus. Davon profitierten auch Silbermedaillengewinner Rene de Silvestro aus Italien (+3,30 Sekunden) und Zilu Liang aus China (+6,72) als Dritter.

Nach den Erfolgen im Super-G und in der Superkombination war es Jesper Pedersens schon dritter Sieg bei diesen Paralympics von Peking. Lediglich in der Abfahrt musste er sich hinter dem Neuseeländer Corey Peters mit Silber zufrieden geben.