Paralympics | Medaillenspiegel Chinas Dominanz - Widerstand gegen die Klassifizierung

Stand: 13.03.2022 07:42 Uhr

61 Medaillen für China, die zweitplatzierte Ukraine kommt gerade mal auf 29. Die Dominanz des Gastgebers bei den Paralympics in Peking sorgt für Unmut. Die Klassifizierung bleibt ein Streitthema im Parasport.

Am Ende der Paralympics in Peking steht eine imposante Zahl. 61 Goldemdaillen räumte Gastgeber China bei den Heimspielen ab. Die Ukraine auf Platz zwei folgt mit weitem Abstand. Ähnlich dominant war eine Nation zuletzt 2014 bei Winter-Paralympics aufgetreten.

Russland hatte bei seinen Heimspielen in Sotschi sogar 80 Medaillen geholt. Mittlerweile ist bekannt, dass einige davon wohl nicht mit ganz legalen Mitteln errungen wurden. Das russische Dopingsystem ist unter Beschuss, zahlreiche russische Paralympioniken unter Dopingverdacht sind bisher aber noch ungestraft davongekommen. 21 Medaillen sorgen für Zweifel.

US-Star Oksana Masters und der Dopingvorwurf

Die Situation in China ist ähnlich und doch anders. Das Wort "Doping" nahm lautstark nur US-Superstar Oksana Masters in den Mund, nachdem sie sich gleich in drei Rennen der Chinesin Hongqiong Yang geschlagen geben musste. Die war vor Olympia noch nie in einem Weltcup, noch nie in einem Rennen außerhalb Chinas gestartet. Beweise für die Vorwürfe gibt es freilich nicht. Bei der Flower Ceremony nach dem Mittelstreckenrennen hielt sie allerdings demonstrativ Abstand.

Die "Achillesferse des Para-Sports"

Das Reizwort der Paralympics-Tage von Peking ist allerdings nicht Doping, sondern "Klassifizierung" - und da stehen eben vor allem Chinas Athletinnen und Athleten unter Beschuss. "Sie haben Topleistungen gebracht", sagt Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) zwar. Aber: "Ob das in der richtigen Klasse war, das wage ich zu bezweifeln."

Es soll kein "Nachkarten" sein, betonte Beucher. Doch nahm er erneut den Weltverband IPC in die Pflicht: "Die Klassifizierung ist die Achillesferse des internationalen Para-Sports." Beucher fordert unter anderem, dass neben Ärzten künftig auch Experten aus dem Para-Sport beim komplizierten Klassifizierungsverfahren helfen.

Chef de Mission: "Einige Chinesen werden wir nicht mehr sehen"

Auch der deutsche Chef de Mission Karl Quade fand deutliche Worte bezüglich der bei Winterspielen vorher quasi nicht in Erscheinung getretenen Chinesinnen und Chinesen. "Wir sind der Meinung, dass einige Chinesen bezüglich der Klassifizierung überprüfbar sind", sagte Quade: "Ich prognostiziere, dass wir einige chinesische Athleten nicht mehr sehen werden. Weil die umgestuft werden und dann nicht mehr antreten."

Ski-Alpin-Trainer: "Die Grundsatzfrage stellen"

Justus Wolf, Bundestrainer Ski Alpin, beschränkte die Probleme allerdings nicht nur auf Chinas Team. Vor allem bei den Stehend-Rennen waren die Zeitabstände teilweise gewaltig. "Im Bereich der Stehenden muss man sich als Trainer die Grundsatzfrage stellen, ob das alles Sinn ergibt", sagte Wolf der Sportschau: "Wenn man merkt, dass etwas offensichtlich nicht stimmt, dass sich die klassifizierte Behinderung gar nicht im Skifahren niederschlägt, dann muss man schon auch mal von Seiten des IPC überlegen, ob man einen Fehler gemacht hat."