Olympia | Zweierbob Jüngste Bob-Olympiasiegerin: Laura Nolte im siebten Himmel

Stand: 19.02.2022 17:08 Uhr

Mit gerade 23 Jahren hat Bobpilotin Laura Nolte Olympiagold gewonnen. Die Pilotin des BSC Winterberg konnte ihr Glück auch nach der Siegerehrung kaum fassen.

Noch ganz außer Atem und völlig euphorisiert von ihrem Goldcoup im Zweierbob präsentierte sich Laura Nolte mit ihrer Anschieberin und besten Freundin Deborah Levi vor dem Sportschau-Mikrofon: "Ich weiß nicht, das wievielte Interview das ist, ich hab's immer noch nicht verstanden. Die Medaille hängt hier, aber ich check's nicht", sagte eine überglückliche Laura Nolte. Gleich die Goldmedaille bei ihren ersten Olympischen Spielen - das war zu viel für die sympathische 23-Jährige.

Acht Weltcupsiege und zweimal WM-Bronze bei den Titelkämpfen vor einem Jahr in Altenberg - das hatte die Sportsoldatin aus Unna bisher in ihrer Vita als Sportlerin stehen. Und nun das: "Ich hoffe, dass da alle abdrehen", antwortete sie auf die Frage nach der Familie und den Freunden in Unna. Und obwohl sie sich "wie betrunken" fühlte, will sie in Peking auf jeden Fall noch ordentlich feiern: "Ja, schon noch Party, aber dann morgen mit den Männern."

"Debi ist die Krasseste"

Nolte reiht sich ein in die Riege der erfolgreichen deutschen Bobfahrer. Dabei vergaß sie in ihrem Überschwang auch das Team dahinter nicht und ihre Freundin Levi erst recht nicht: "Debi ist die Krasseste! Nach dem Monobob war für mich klar: Vierte, das kann ich Debi nicht antun. Aber richtig dran glauben kann man erst, wenn's soweit ist."

Levi gab das Kompliment umgehend zurück: "Sie ist im dritten Lauf so gut gefahren. Ich dachte, das ist ja fast schon langweilig", lachte sie. Der vierte Lauf war dann zwar nicht mehr perfekt. Es reichte aber, um mit dem überlegenen Vorsprung von 0,77 Sekunden zu gewinnen und Pyeongchang-Olympiasiegerin Mariama Jamanka in den Schatten zu stellen, die mit Silber den ersten deutschen Doppel-Erfolg perfekt machte.

Cheftrainer René Spies lobte: "Laura ist sehr kompakt auf den ersten zehn Metern, dazu kommt die Sprintschnelligkeit von Deborah, das ist eine Kombo, die sehr gut funktioniert."

Wechsel zum Bobsport erst mit 16 Jahren

Das Ganze ist auch deshalb so erstaunlich, weil Nolte relativ spät zum Bobsport kam. Die ehemalige Leichtathletin stieg mit 16 Jahren auf den Schlitten um. Ein Jahr später schrieb sie als erste Siegerin im Monobob bei den Youth Olympics Geschichte. In ihrer ersten Weltcupsaison 2019/2020 fuhr sie sofort in der Weltspitze mit, belegte als Newcomerin einen dritten und einen zweiten Platz.

Im Zweierbob hatte sie von Anfang an Deborah Levi an ihrer Seite. Inspiration holte sie sich unter anderem aus dem Film "Cool Runnings", der die Geschichte eines jamaikanischen Viererbobs bei den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 erzählt. In Peking suchte sie prompt den Kontakt zu den Jamaikanern und staubte einen Glücksbringer ab, den sie nach eigenen Angaben immer bei sich hatte.

"Noch nie im Leben so nervös"

Vielleicht auch ein Mittel gegen die große Nervosität, die sie während der Wettkampftage in Peking nie ablegen konnte. "Ich habe kaum etwas gegessen", sagte sie. Und weiter: "Ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie vor dem Lauf, beim Warmup wurde mir teilweise schwindelig, dann habe ich meine Beine nicht mehr gespürt, dann habe ich gezittert, mir wurde heiß."

Und das am bitterkalten Eiskanal. Dort fiel die "zittrige" Nolte optisch mal wieder als "Pink Lady" auf - ihr Spitzname, weil Pink ihre Lieblingsfarbe ist. Die Handschuhe und das T-Shirt unter dem Rennanzug strahlten pink, nur ihr ebenfalls so lackierter Weltcup-Transporter fehlte in China. Doch auch ohne den hat es gereicht. Zu Gold. Und Gefühlen wie im siebten Himmel.