Olympia | Zweierbob Nächster Coup im Eiskanal: Nolte/Levi vor Jamanka/Burghardt

Stand: 19.02.2022 15:54 Uhr

Laura Nolte und Deborah Levi sind bei ihrem Olympia-Debüt zu Gold im Zweierbob gerast. Auch Silber ging nach Deutschland - an Mariama Jamanka und Alexandra Burghardt.

Acht Siege in neun Rennen: Die deutschen Kufen-Spezialisten dürfen die spektakuläre "Drachen"-Bahn im Xiaohaituo-Gebirge mittlerweile als ihr "Wohnzimmer" betrachten. Nach den Goldläufen im Rennrodeln, Skeleton und im Zweierbob der Männer lieferten nun auch die deutschen Bobfahrerinnen im Zweier eine Triumphfahrt ab. Laura Nolte und Deborah Levi rasten am Samstag (19.02.2022) im Yanqing Sliding Centre mit beeindruckender Nervenstärke gleich bei ihrem Olympia-Debüt zu Gold.

In drei von vier Läufen setzte das Duo aus Winterberg und Potsdam die Bestzeit. Ein Fahrfehler im letzten Durchgang blieb so ohne Folgen. Mit 23 Jahren ist Nolte die jüngste Pilotin, die sich zur Bob-Olympiasiegerin gekrönt hat.

Nolte: "Keine Ahnung, was da abgeht"

Nach dem Sieg und der Siegerehrung war Nolte völlig aus dem Häuschen: "Die Medaille hängt hier, aber ich check es nicht", sagte die Sauerländerin im Sportschau-Interview. "Ich fühle mich, als wäre ich betrunken. Keine Ahnung, was da abgeht gerade." Mit Verweis auf ihren vierten Rang im Monobob ergänzte Nolte: "Nach dem Monobob war klar, Vierte, das kann ich Debbie nicht antun."

Zu ihren Läufen und Anschieberin Levi sagte die neue Olympiasiegerin: "Dank Debbie, die die Krasseste ist, waren wir im Start vorn dabei. Das bringt Speed in die Bahn. Und dann habe ich in der Bahn viele Läufe gut getroffen, wenig Fehler gemacht. Das Material läuft krass gut."

Erster Doppel-Erfolg im Frauen-Bob

Silber gewannen mit 77 Hundertstelsekunden Rückstand Mariama Jamanka (Oberhof) und Alexandra Burghardt (Burghausen), die den besten vierten Lauf zu Tal brachten. Jamanka war vor vier Jahren Olympiasiegerin geworden. Einen olympischen Doppelerfolg im Bob hatte es zuvor bei den Frauen noch nicht gegeben.

"Ich bin so unfassbar glücklich", freute sich Jamanka nach dem Wettkampf im ZDF. Mit Blick auf durchwachsene zurückliegende Monate ergänzte sie: "Nach den vergangenen zwei Jahren und dem Monobob-Wettkampf bin ich extrem froh und so unfassbar stolz, dass wir die Medaille gewonnen haben. Es sind meine zweiten Spiele, ich habe die zweite Medaille. Das können nicht viele von sich behaupten."

Bronze sicherte sich die US-Crew Elana Meyers Taylor/Sylvia Hoffman (+ 1,52 Sekunden). Meyers Taylor hatte im Monobob Silber geholt. Die WM-Zweite Kim Kalicki aus Wiesbaden komplettierte mit Anschieberin Lisa Buchwitz als Vierte das starke deutsche Ergebnis (+ 2,32). Nach dem ersten Tag hatte das Duo noch auf Rang sechs gelegen.

Kalicki: "Verlorener Wettkampf"

Trotz der Verbesserung am zweiten Tag reist Kalicki unzufrieden aus China ab: "Ob ich jetzt Vierter, Sechster oder Zehnter werde ist für mich relativ egal. Wenn es keine Medaille ist, ist es für mich ein verlorener Wettkampf. Heute die Fahrten waren noch einmal besser, aber nicht das, was ich im Training gezeigt habe", sagte die 24-Jährige nach dem Rennen.

Nur im Monobob gab es kein Gold

Mit Ausnahme des Monobob-Wettbewerbs, in dem Nolte Vierte geworden war, haben die deutschen Schlitten auf der anspruchsvollen, 1.615 Meter langen Bahn damit bislang alle Rennen gewonnen. Im Zweier der Männer hatte es gar einen deutschen Dreifach-Erfolg gegeben. Zudem liegen die Vierer von Francesco Friedrich und Johannes Lochner vor dem Finale am Sonntag auf Goldkurs.

Alle deutschen Bobteams fahren in Peking herausragendes Material. Das als "Medaillenschmiede" bekannte Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin hatte zwei Zweier-Modelle für die Winterspiele entwickelt, den N4 und den N3. Der N3 hatte sich laut Bundestrainer René Spies letztlich als besser geeignet für die Charakteristik der Bahn erwiesen. Deshalb lieh sich Francesco Friedrich den Schlitten, der ihn zu Gold im Zweier trug, von Kim Kalicki.

Nolte beim Debüt aufgeregt, aber gut

In den ersten beiden Läufen am Freitag waren Nolte/Levi jeweils Bestzeit gefahren und hatten mit 132,2 km/h auch den Top-Speed gesetzt. Das bedeutete zur Halbzeit zugleich eine halbe Sekunde Vorsprung vor Jamanka/Burghardt. Am Sportschau-Mikrofon hatte Nolte zugegeben, wie "zittrig" sie vor dem Start des Rennens war. Eine schlaflose Nacht befürchtete sie jedoch nicht: "Aufgeregter als heute kann ich sowieso nicht mehr werden."