Muss sich einem Dopingverfahren stellen: Kamila Walijewa.

Eiskunstlauf "Eine Katastrophe"- WADA will vier Jahre Sperre für Walijewa

Stand: 15.11.2022 11:36 Uhr

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat im Dopingfall der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa ein Schiedsgerichtsverfahren eingeleitet.

Das teilte der CAS mit. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte das Gericht in Lausanne angerufen, weil die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA bislang noch keine Entscheidung getroffen hat. Die 16 Jahre alte Europameisterin war am 25. Dezember 2021 bei den russischen Meisterschaften positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden. 

Dies war erst bei den Olympischen Winterspielen im Februar in Peking bekannt geworden, nachdem Walijewa mit dem russischen Team Olympia-Gold gewonnen hatte. Eine vorläufige Suspendierung war wieder aufgehoben worden, sodass sie auch im Frauen-Einzel an den Start gehen durfte und als Topfavoritin Vierte wurde. Im Team-Wettbewerb hatten die USA Platz zwei belegt und Japan Platz drei.

WADA geht von Doping-Verstoß aus

Die WADA begründet die Anrufung des Sportgerichtshofs mit Artikel 15.3 der Anti-Doping-Bestimmungen der RUSADA. Danach kann die Weltagentur den CAS anrufen, wenn in einem Fall "innerhalb einer von der WADA gesetzten angemessenen Frist" keine Entscheidung getroffen wird, ob ein Verstoß gegen die Regeln vorliegt, hieß es in der Mitteilung. Die Berufung sei eingelegt worden, da die RUSADA innerhalb der von der WADA gesetzten Frist keine Entscheidung getroffen habe, hieß es.

Aberkennung von Medaillen, Punkten und Preisen?

Die WADA geht von einem Doping-Verstoß aus und beantragte eine vierjährige Sperre für Walijewa sowie die Aberkennung aller von ihr vom  25. Dezember 2021 an erzielten Wettkampfergebnisse - mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen, einschließlich der Aberkennung von Medaillen, Punkten und Preisen, teilte der CAS mit. Ein Zeitrahmen für die Verkündung der Entscheidung könne noch nicht angegeben werden.

"Wir können das nicht kommentieren", sagte RUSADA-Chefin Veronika Loginowa, die die WADA-Frist bis 4. November verstreichen ließ und ohnehin Ermittlungen und Urteil geheim halten wollte.  Moskau hat die Ermittlungen gegen Walijewa immer wieder als anti-russische Kampagne dargestellt. "Das ist reine Politik", heißt es bei "Sport 24". Und: "In der WADA schikanieren sie die Russin weiter", schreibt das Portal "Sportbox". Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist seit Aufdeckung und Sanktionierung eines flächendeckenden Dopings in Russland bis zum Olympia-Ausschluss ohnehin keine beliebte Organisation.

"Das ist eine Katastrophe"

"Eine vierjährige Sperre? Das ist eine Katastrophe", sagte der bekannte russische Trainer Alexander Schulin. Kamila Walijewa sei nicht nur ein Talent, "sie ist ein Genie - und es ist so einfach, sie zugrunde zu richten".

In der großen Eiskunstlauf-Nation Russland wird die Entwicklung des Dopingfalls aufmerksam verfolgt. Allzu optimistisch sind die meisten Kommentatoren über den Ausgang nicht. "Sport 24" etwa vermutet, die RUSADA habe sich schlicht um eine Entscheidung herumgewunden - weil sie bereits ahne, dass Walijewa auf internationaler Ebene für schuldig befunden werde. 

Ihrer Beliebtheit tut das aber keinen Abbruch - im Gegenteil. Denn dass das gefeierte Wunderkind in Wirklichkeit unschuldig ist, davon sind in der Heimat viele überzeugt. "Ich bin nicht mit allen Nuancen vertraut, aber Walijewa ist sauber", erklärte kürzlich die frühere Startrainerin Tatjana Tarassowa.