FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem (l-r), Audi-Chef Markus Duesmann, Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffman und Formel-1-Chef Stefano Domenicali bei einer Pressekonferenz.

Motorsport Viele Fragezeichen - Audi steigt 2026 in Formel 1 ein

Stand: 26.08.2022 10:29 Uhr

Der Formel-1-Einstieg von Audi zur Saison 2026 ist perfekt. Was erhofft sich die Volkswagen-Tochter von dem kostspieligen Engagement?

Die Freude bei Markus Duesmann ist spürbar. "Ich bin sehr erfreut, hier zu sein für diesen wirklich sehr speziellen Moment", sagte der Audi-Chef während einer Pressekonferenz vor dem Grand Prix im belgischen Spa-Francorchamps zusammen mit den Bossen der Rennserie.

Und gab das bekannt, was schon seit Monaten erwartet wurde. "Wir werden 2026 in der Formel 1 fahren."

Partner soll Ende des Jahres feststehen

Audi will einen eigenen Motor entwickeln, aber keinen komplett neuen Rennstall aufbauen. Erwartet wird ein Einstieg beim Schweizer Rennstall Sauber, der aktuell als Alfa-Romeo-Team in der Motorsport-Königsklasse unterwegs ist.

Eine Entscheidung wolle man bis Jahresende kommunizieren, erklärte Audi in einer Pressemitteilung. Gefeilscht wird wohl noch über die Höhe der Kaufsumme und den Umfang des Anteilspakets.

Engagement bei Konzernmutter VW umstritten

Schon Anfang April hatten Vorstand und Aufsichtsrat der Konzernmutter Volkswagen Grünes Licht gegeben, dass Audi und auch Porsche "für einen eventuellen Einstieg in die Formel 1" planen dürfen. Dennoch ist das Engagement intern umstritten, vor allem die Pläne für einen Start mit zwei Konzerntöchtern.

Bei der Formel 1 hat man dagegen großes Interesse am Einstieg von renommierten Herstellern wie Audi und mühte sich, den Einstieg schmackhaft zu machen. Nach einer monatelangen Hängepartie verabschiedete der Motorsport-Weltrat am 16. August das Regelwerk ab 2026.

Die Motoren sollen dann günstiger, relevanter für die Serienproduktion und nachhaltiger werden. "Mit dem neuen Reglement ist für uns genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg. Denn die Formel 1 und Audi verfolgen beide eindeutige Nachhaltigkeitsziele", sagte Duesmann am Freitag.

Nebulöse Nachhaltigkeitskonzepte für die Zukunft

Nicht nur beim Thema Nachhaltigkeit gibt es allerdings vor allem Fragezeichen. Ab 2026 sollen die Hybrid-Motoren laut Reglement mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden.

Der Verbrenner im Aggregat soll dann nur noch 50 Prozent der Leistung beitragen, der Rest ist elektrisch. Woraus dieser klimaneutrale Kraftstoff bestehen soll und wie teuer er ist ist noch ebenso unklar wie die Kosten.

BMW-Engagement als mahnendes Beispiel

In weniger als vier Jahren einen starken Formel-1-Motor zu entwickeln, sei ohnehin eine gewaltige Herausforderung, räumte Audis Technik-Vorstand Oliver Hoffmann ein. "Wir nennen für die gesamte Operation keine Zahlen. Aber es sind hohe Zahlen", deutet Duesmann die finanziellen Dimensionen an.

Der Audi-Chef weiß, wovon er spricht. Beim Formel-1-Intermezzo von BMW zu Beginn des Jahrtausends war er Entwicklungschef. Auch damals war Sauber der Partner. Als sich die erhofften Erfolge trotz immenser Investitionen nicht einstellten, stieg BMW 2009 nach nur vier Jahren wieder aus der Rennserie aus.

Wettbewerbsfähigkeit innerhalb von drei Jahren

Rennserien-Boss Stefano Domenicali schwärmte ungeachtet all dessen bei der Pressekonferenz in Belgien von einem "großartigen Tag für den Sport". Weltverbands-Chef Mohammed bin Sulayem sprach von "einem Meilenstein".

Sicher ist: Audi steigt nicht zum Mitfahren ein. "Innerhalb von drei Jahren sollten wir sehr wettbewerbsfähig sein", fügte Duesmann hinzu. Auf die Frage, ob die Formel 1 für Audi finanzielle Gewinne abwerfen müsse, antwortete der Vorstandschef: "Geld zu verdienen, ist immer gut, aber wir müssen es nicht."