Mercedes und Fahrer Lewis Hamilton schalten in den Krisenmodus.

Formel 1 in Saudi-Arabien Mercedes und Ferrari - Albtraum wird eher noch schlimmer

Stand: 17.03.2023 11:13 Uhr

Den Saisonauftakt haben Mercedes und Ferrari in den Sand gesetzt, die Krise aus dem Vorjahr hält an. Einiges spricht dafür, dass der Albtraum weitergeht - oder sich beim bevorstehenden Rennwochenende ab heute (17.03.2023) in Saudi-Arabien (alle Live-Ticker von Training, Qualifying und Rennen bei sportschau.de) eher noch verschlimmert.

Denn neben den längst außer Reichweite geratenen Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Perez, die den Auftakt in Bahrain dominierten, ist nun noch ein Rennstall an den Roten und Silbernen vorbeigezogen, und das kommt einer schallenden Ohrfeige gleich: Ü-40-Fahrer Fernando Alonso fuhr beim Wüstenrennen seinen Aston Martin aufs Podium, für Carlos Sainz im Ferrari blieb nur Blech übrig.

Die früher von Mercedes mit dem siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton so oft gedemütigte Konkurrenz genießt die aktuelle Lage und stichelt fröhlich in Richtung der Abgehängten. "Bei Mercedes ist der Start ähnlich holprig wie er es im Vorjahr war", frohlockt Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko vor dem Wiedersehen in Saudi-Arabien. "Nur glaube ich, dass es jetzt auf die Schnelle sicher keine Lösung geben wird."

Keinen "Game Changer" gefunden

Das sehen sie bei den schwarz lackierten Silberpfeilen sogar ganz genauso. Es sah unter der Woche schon nach Verzweiflung aus, als das Team einen offenen Brief an seine schwerst enttäuschten Fans verfasste: "Wir wissen, euch schmerzt es auch. Wir werden nicht in Panik verfallen oder reflexartig reagieren."

Dabei würden sich die Anhänger durchaus mal ein paar Reflexe wünschen, die das Auto wieder in die Spur bringen. Doch Teamchef Toto Wolff bremst die Erwartungen: "Einige kleinere Weiterentwicklungen" seien inzwischen gelungen, aber ein "Game Changer" sei nicht dabei.

Teaminterner Stimmungstester bei Mercedes

Ob es so verheerend wird wie vor zwei Wochen in der Wüste von Sakhir, wo Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton demütigenderweise nicht mal in die zweite Qualifying-Runde gekommen war, ist nun die große Frage und dürfte auch zum teaminternen Stimmungstester werden. Hamilton übte bereits öffentlich harte Kritik, auch Wolff rutschte heraus, dass das Saisonkonzept bereits jetzt gescheitert sei und er sich eigentlich auch schon selbst entlassen müsste. Tat er aber nicht.

Jetzt sagt Wolff: "Seit Bahrain haben wir offene und ehrliche Gespräche geführt, auf deren Grundlage wir begonnen haben, unseren Plan aufzustellen, wie wir zurückschlagen wollen." Britische Medien hatten nach Bahrain von einer nächtlichen Krisensitzung mit allen Ingenieuren berichtet.

Hamilton will den achten Titel

Was die Angelegenheit fast schon peinlich macht: Aston Martin fährt mit Mercedes-Antrieben, und der zweimalige Weltmeister Alonso wird inzwischen eher als Herausforderer für Titelverteidiger Verstappen wahrgenommen als Hamilton und dessen Teamkollege George Russell.

Inzwischen wird von den britischen Medien sogar die Diskussion gestartet, ob Hamilton vielleicht sogar noch einmal das Team wechselt. Dass er unbedingt noch den achten WM-Titel holen will, womit er alleiniger Rekordhalter vor Michael Schumacher wäre, darf vorausgesetzt werden. Dass er das mit dem aktuellen W14 nicht schaffen kann, ist nach über 50 Sekunden Rückstand auf Verstappen in Bahrain eigentlich jetzt auch schon wieder klar.

Ferrari-Wechsel wäre für Hamilton sinnlos

Aber wohin sollte Hamilton schon gehen? Red Bull ist sehr glücklich mit einer Nummer eins Verstappen und dem zuverlässigen Sergio Perez. Immer schon Gegenstand von Spekulationen war Ferrari, aber außer Tradition und einer ebenfalls sehr ordentlichen wirtschaftlichen Ausstattung spricht für die Roten seit vielen Jahren nichts mehr.

Auch die Entlassung des auf allen Ebenen komplett überforderten Teamchefs Mattia Binotto hat auf die Schnelle natürlich noch kein Siegerteam aus der Scuderia gemacht. Der neue Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur legt den Finger immerhin deutlich klarer in die Wunde, als es Schönredner Binotto je gemacht hat: "Es ist wichtig, sich ein klares Bild der Situation zu verschaffen. Das größte Problem für mich ist die Zuverlässigkeit, wir sind da zu schwach."

Vasseur fordert "stärkere Reaktion"

Außerdem müsse der Rennstall die starke Abnutzung der Reifen in den Griff bekommen. "Ich habe dem Team schon vor den Tests in Bahrain vor zwei Wochen gesagt, dass die Meisterschaft in Bahrain nicht zu Ende sein wird", sagte Vasseur weiter. Man müsse nach der Analyse aber eine stärkere Reaktion zeigen. Auch da wird der Saudi-Arabien-GP zum Stimmungstester.