Haas-Fahrer Mick Schumacher vor dem Rennen in Österreich
analyse

Formel 1 in Spielberg Mick Schumacher - endlich angekommen in der Formel 1

Stand: 10.07.2022 21:55 Uhr

Es war ein wildes Wochenende für Mick Schumacher im österreichischen Spielberg, an dessen Ende aber eine Erkenntnis bleibt: Der 23-Jährige ist endlich angekommen in der Formel 1.

Von Marco Schyns

"Ich bin rundum zufrieden", sagte Schumacher nach dem Rennen am Sonntag (10.07.2022). Mit Platz sechs fuhr der Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher das beste Ergebnis seiner Karriere ein. Dank acht zusätzlichen Punkten überholte er gleich zwei Fahrer in der WM-Wertung – und das obwohl er am vergangenen Wochenende in Silverstone überhaupt erst seine ersten WM-Punkte sammeln konnte.

"Mick ist super gefahren", lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Leistung des Haas-Piloten. Mit den Mercedes', vor allem dem von Lewis Hamilton, hatte Schumacher sowohl beim Rennen am Sonntag, vielmehr aber noch beim Sprint am Samstag reichlich zu kämpfen. "Er hat gut und immer auf der sportlichen Seite verteidigt. Mich freut es, das zu sehen", fügte Wolff an.

Platz sechs - und vor Teamkollege Magnussen

Dass der Haas letztlich nicht ganz mit den Mercedes‘ mithalten konnte ist nicht überraschend. Hamilton fuhr das zweite Mal in Folge auf das Podium, sein Teamkollege George Russell landete trotz Crash in Runde eins auf Platz vier. Dahinter Esteban Ocon im starken Alpine – und dann schon Schumacher. Vor Lando Norris im McLaren (7.) und vor allem vor seinem Teamkollegen Kevin Magnussen (8.).

Das hatte am Samstag (09.07.22) noch anders ausgesehen, als Schumacher, im seit der letzten Saison an manchen Rennwochenende praktizierten Sprint-Qualifying, zwar deutlich schneller war als Magnussen, das Team aber keine Order gab, zugunsten der Strategie die Plätze zu tauschen. Zum Ärger von Schumacher, der schließlich gegen Hamilton den Kürzeren zog und als Neunter keinen zusätzlichen Punkt einfuhr.

Häufiges Bild am Wochenende in Spielberg: Die Haas' und Lewis Hamilton

Häufiges Bild am Wochenende in Spielberg: Die Haas' und Lewis Hamilton

Mehrere Überholmanöver gelungen

Davon unbeirrt fuhr Schumacher ein nahezu perfektes Rennen, kämpfte gleich nach dem Start wieder mit Hamilton und zog am Mercedes vorbei. Nachdem sich das Mittelfeld durch Boxenstopps und verschiedene Rennstrategien etwas durcheinander gewirbelt hatte, folgten astreine Überholmanöver gegen Daniel Ricciardo (McLaren), Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und Teamkollege Magnussen, der das schnellere Auto fair gewähren ließ und nicht auf der Kampflinie beharrte. Die Fans wählten Schumacher per Online-Voting sogar zum "Fahrer des Tages".

Teamchef Günther Steiner gratulierte kurz nach Zieldurchfahrt am Boxenfunk: "Toller Job. Fantastisches Rennen. Danke. Freue mich für dich und das Team." Schumacher selbst sprach anschließend von "einem Lauf", den sie bei Haas gerade haben. Platz acht und zehn in Silverstone, Platz sechs und acht in Österreich. Das ist ein Lauf für ein Team, dass nach der Chancenlosigkeit im vergangenen Jahr mit großen Ambitionen in diese Saison gestartet war, sich zuletzt aber in internen Diskussionen verlor und im Vergleich zur Konkurrenz damit auffiel, erst im Spätsommer beim Rennen in Ungarn Updates am Auto zu präsentieren. Höchst ungewöhnlich in der Formel 1.

Zuletzt viel Kritik an Schumacher

Steiner verweist bei Kritik daran immer wieder auf das Budget, sparte aber gleichzeitig nicht mit Kritik vor allem an Schumacher. Der hatte sowohl in Saudi-Arabien, als auch in Monaco schwere Unfälle verursacht und das Auto nahezu komplett zerlegt. Der Schaden soll in beiden Fällen mehr als eine Million Euro betragen haben. Nach dem Crash in Monaco war Schumacher sogar öffentlich von Steiner angezählt worden, Ergebnisse müssten her. Schließlich geht es für beide Haas-Piloten auch um neue Verträge für die kommende Saison.

Ferrari hat als Motorenlieferant für das US-amerikanische Team ein Mitspracherecht bei der Fahrer-Auswahl. Schon deswegen werden Schumacher, langjähriger Ferrari-Junior, gute Chancen auf ein neues Arbeitspapier eingeräumt.

Bei seiner derzeitigen Form dürften sich die Diskussionen darum schon jetzt erledigt haben. Denn spätestens in Silverstone und Spielberg hat sich gezeigt: Mick Schumacher fährt nicht wegen seines Nachnamens in der Formel 1, sondern weil er das Talent für die Königsklasse hat.