Motorsport | Formel 1 Formel 1 in Miami: Superstar Hamilton nur noch Statist
Lewis Hamilton hat möglicherweise den richtigen Zeitpunkt für seinen Abschied aus der Formel 1 verpasst. 2022 muss sich der siebenmalige Weltmeister mit ungewohnten Problemen herumplagen. Und zuletzt gab es die ultimative Demütigung: Er wurde in Imola überrundet.
Sie überschlagen sich derzeit bei Mercedes mit Durchhalteparolen und wortgewandten Erklärungsversuchen: Das seit 2014 unangefochten dominierende Formel-1-Team wurde in der vergangenen Saison von Max Verstappen und seinem Red-Bull-Team entthront - und befindet sich sportlich im freien Fall. Beim vergangenen Rennen in Imola wurde Lewis Hamilton im Mercedes mit der Typenbezeichnung W13 ausgerechnet 13. Neun Plätze hinter seinem neuen Teamkollegen, dem 13 Jahre jüngeren George Russell. 13 - die Unglückszahl?
Experimente in Miami erwartet
Vielleicht. Denn das Hauptproblem ist der diesjährige Rennwagen des vielmaligen Konstrukteurs-Weltmeisters Mercedes. "Wir haben mehrere Wege gefunden, um das Auto zu verbessern", sagte der Erfolgsgarant bei Mercedes, Teamchef Christian "Toto" Wolff, "motorsport-total.com", und fügte mit dem Ausblick auf das kommende Rennen in den USA hinzu: "In Miami werden wir Experimente durchführen, um diese Simulationen zu korrelieren und hoffentlich den Entwicklungsweg für die kommenden Rennen zu bestätigen." Was sich ein wenig kryptisch anhörte und von Wolff auch wenig später dechiffriert wurde: "Im Moment haben wir den Schlüssel noch nicht."
Lange war bekannt, dass das technische Reglement für die Autos der Generation 2022 verändert wird - doch bei Mercedes kamen sie schon 2009 - damals noch im Verbund mit Chassis-Bauer McLaren - mit solch starken Regelement-Veränderungen nicht gut zurecht. Damals wurde Hamilton in der Saison nach seiner ersten Weltmeisterschaft wegen der schlechten Performance seines Rennwagens in Grund und Boden gefahren. Immerhin gelangen ihm dann in der zweiten Saisonhälfte noch zwei Siege.
Der Rückstand auf die Konkurrenz ist derzeit riesig
Darauf hoffen sie auch in diesem Jahr bei Mercedes, wohlwissend, dass die WM 2022 bereits so gut wie abgefahren ist - obwohl erst vier von 22 Rennen absolviert sind. Denn die Tendenz in der laufenden Saison zeigt weiter nach unten: In Imola hatte es zum ersten Mal seit zehn Jahren für beide Autos nicht für einen Startplatz unter den besten zehn gereicht. Derzeit fehlt dem deutsch-österreichisch-englischen Team eine Sekunde pro Runde. In der Formel 1 ist das wie eine andere Galaxie. Und für die erfolgsverwöhnte Mercedes-Truppe schlicht ein Alptraum.
Marko: "Vielleicht hätte er aufhören sollen"
Und Hamilton? "Vielleicht hätte er vergangenes Jahr aufhören sollen", wird Red-Bull-Berater Helmut Marko bei "motorsport-total.com" zitiert. Nach 103 Rennsiegen und zahllosen weiteren Rekorden - vor allem aber nach sieben WM-Titeln. Hamilton, 37, war der tiefe Frust über das verlorene WM-Finale 2021 monatelang anzumerken und ist womöglich heute noch immer nicht überwunden. Vielleicht nie.
Alles schien so inszeniert gewesen zu sein, als würde sich der zum Ritter geschlagene Brite als alleiniger achtmaliger Weltmeister zur Motorsport-Ruhe setzen können. Und dann fuhr der wilde Max Verstappen alle Pläne über den Haufen. Auch wenn die FIA in ihrem Abschlussstatement zur Untersuchung des letzten Saisonrennens in Abu-Dhabi zu dem Schluss kam, dass die Rennleitung Fehler gemacht hatte.
Hamilton schafft es in keine Schlagzeile mehr
Aktuell fällt es Hamilton schwer, sich für seine oft über den Motorsport hinausgehenden Ziele ("Black Lives Matter") stark zu machen: Die Schlagzeilen rund um den Superstar fehlen derzeit. Und so versickerte die Meldung fast, dass der eigentlich ausgewiesene Fan des Fußball-Klubs FC Arsenal sich ausgerechnet beim Stadt- und Ligakonkurrenten FC Chelsea einkaufen will. Es gehe ihm um die "Förderung von Bildung und Inklusion der Gemeinschaft", wird Hamilton zitiert, "Chelsea war bisher führend in der Arbeit für mehr Diversität und Inklusion."
Zehn Millionen seines auf 310 Millionen Euro geschätzten Vermögens will Hamilton als Mitglied eines Konsortiums um den ehemaligen Liverpool-Vorsitzenden Martin Broughton investieren. Chelsea soll 2,5 Milliarden Euro wert sein, allerdings wurden jüngst auch schon noch unfassbare fünf Milliarden geboten.
Droht Mercedes in Miami die nächste Klatsche?
Bleibt dem seit Jahren bekanntesten Formel-1-Piloten derzeit also nicht mehr, als sich artig auf die neue Rennstrecke in Florida zu freuen. Allerdings soll die mit ihren schnellen Passagen an den Albert Park in Australien erinnern.
Und während Mercedes dort weiter am "Hoppeln" der Hinterachse des Einsatzwagens von Hamilton und Russell experimentieren will (das "Bouncing" ist aktuell eines der größten Probleme der Mercedes-Ingenieure, d. Red.), könnte in Miami die nächste Schlappe warten: Ferrari und Red Bull waren in Australien deutlich schneller als die "Silberpfeile". Sie sind es schon die ganze Saison über.