Formel E Formel-E-Saison startet: Unsicherer Blick in die Zukunft

Stand: 28.01.2022 19:17 Uhr

Sie galt als Pionier-Serie im Motorsport und kämpft jetzt um ihre Zukunft: die Formel E. Am Freitag (28.01.22) startete die Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien beim Sieg des Niederländers Nyck de Vries in ihre achte Saison.

Von Erik Rönicke

Eigentlich, so könnte man vor dem Saisonstart meinen, läuft für die Formel E alles nach Plan. Vier hochkarätige Marken aus Deutschland haben sich in der vergangenen Saison bei den E-Prixs gemessen: Mercedes, BMW, Porsche und Audi. Hinzu kamen große Hersteller aus dem Ausland, wie Jaguar oder Nissan. Eine Auswahl an Werksteams, die sich zumindest in dieser Kategorie mit der etablierten Formel 1 messen konnte.

Seit 2021 offiziell eine "Weltmeisterschaft"

Seit der vergangenen Saison ist die Formel E außerdem auch in der Wertung durch den Internationalen Automobilverband (FIA) mit der deutlich älteren Formel 1 gleichgestellt. Beide Wettbewerbe werden als "Weltmeisterschaft" geführt. Die Zuschauer zeigten sich ebenfalls interessiert. Zum deutschen E-Prix-Wochenende auf dem Tempelhofer Feld in Berlin kamen in Vor-Pandemiezeiten über 20.000 Fans. Im Fernsehen konnte im vergangenen Jahr ein Rekordwachstum an Zuschauern verzeichnet werden.

Deutsche Hersteller laufen der Serie davon

Doch schon im Laufe der vergangenen Saison zogen dunkle Wolken auf. BMW und Audi verkündeten ihren Ausstieg aus der Rennserie. Die neue Saison startet ohne die beiden Werksteams. Audi, das als Hersteller seit der Gründung der Rennserie mit dabei war, nutzte die Technologie aus den Formel-E-Autos lieber zum Start bei der Rallye Dakar.

Nach der jetzt startenden Saison zieht sich ein weiterer Hersteller zurück: Mercedes. Das ist besonders bitter für die Formel E, denn in der vergangenen Saison holte Nyck de Vries in einem Auto mit Stern die Fahrerweltmeisterschaft. Mercedes wurde Team-Champion. Eine Dominanz wie in der Formel 1, wo Mercedes weiterhin vertreten sein wird.

Nachhaltiges Image bedroht

Der entscheidende Vorteil der elektischen Rennserie gegenüber der Formel 1 liegt eigentlich auf der Hand: Weil die Autos ohne fossile Kraftstoffe auskommen, könnte die Serie eigentlich als umweltfreundlichere Alternative auf sich aufmerksam machen.

Doch dieses Image hat zwei Probleme. Weil lokale Stromnetze je nach Austragungsort überlastet werden können, wurden - verschiedenen Medienberichten zufolge - teilweise Dieselgeneratoren für die Stromerzeugung eingesetzt. Das Faktencheck-Portal "Mimikama" konnte in einem konkreten Fall zwar herausfinden, dass die Generatoren nicht für die Fahrzeuge selbst, sondern vielmehr für Sponsoren-Fahrzeuge genutzt wurden. Doch das Problem um die Herkunft des genutzten Stroms bleibt. Darüber hinaus sind die Emissionen durch den Transport des Rennzirkus ein Problem für eine nachhaltige Außenwirkung der Formel E.

Zweitens haben auch andere Rennserien die Nachhaltigkeit für sich entdeckt und bedrohen das Alleinstellungsmerkmal der Formel E. Die Rallye Dakar und die Formel 1 wollen beispielsweise bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden. Die neuen Hybrid-Antriebe für die Formel-1-Boliden ab 2026 sollen mehr Kraft aus Elektromotoren erzeugen und nur noch mit klimaneutralen Kraftstoffen betankt werden.

Hersteller zeigen Interesse an beiden Serien

Dieses neue Motorenkonzept in der Formel 1 findet Anklang. Nach dem Ausstieg aus der Formel E liebäugelt Audi offen mit einem Engagement in der Königsklasse des Motorsports. Man befände sich weiterhin "in intensiven Gesprächen rund um die zukünftige Neuausrichtung der Formel 1", heißt es dazu von den Ingolstädtern. Bei der Formel 1 hofft man schon länger auf ein Engagement der Volkswagen-Gruppe. Neben der Marke Audi soll auch Porsche Teil der Weltmeisterschaft werden.

Aber auch bei der Formel E gibt es nicht nur Abwanderungsbewegungen. Ab 2023 startet eine neue, schnellere Fahrzeuggeneration. Als Marke will dann Maserati mit dabei sein.