WM-Zehnkampf Neugebauer feiert Platz fünf - Lepage der König der Athleten
Zehnkämpfer Leo Neugebauer hat bei der Leichtathletik-WM in Budapest am Samstag (26.08.2023) den fünften Platz belegt. Der Kanadier Pierce Lepage siegte vor seinem Landsmann Damian Warner.
Neugebauer pushte an der Startlinie noch einmal die vollbesetzten Ränge, holte alles aus sich heraus, quälte sich über die 1.500 m mit letzter Kraft ins Ziel und brach dann erschöpft zusammen. Zu einer Medaille reichte es am Ende nicht für den Führenden des ersten Tages, doch mit 8.645 Punkten verbuchte der 23-Jährige das zweitbeste Resultat seiner Karriere. "Fantastisch. Es hat soviel Spaß gemacht", bilanzierte der Shootingstar im Sportschau-Interview.
"War eine geile Saison"
Nur bei seinem deutschen Rekord Anfang Juni bei den US-Collegemeisterschaften in Austin/Texas war er mit 8.836 Zählern noch stärker gewesen. Am Ende fehlten dem Sonnyboy, der die Herzen der Zuschauer mit einer großen Show im Sturm eroberte, 111 Zähler zu Bronze. "Fünfter Platz, gute Punktzahl, deutscher Rekord - das war eine geile Saison", sagte er.
Der Kandier Lepage triumphierte mit der Weltjahresbestleistung von 8.909 Punkten, Olympiasieger Warner kam auf 8.804 Zähler. Bronze ging an Lindon Victor aus Grenada (8.756). Der Ulmer Manuel Eitel erreichte bei seinem WM-Debüt Rang elf (8.191).
Neugebauer berappelt sich nach verkorkstem Auftakt
Neugebauers Start in die zweite Hälfte des Wettkampfs war am Samstagmorgen (26.08.2023) vollkommen danebengegangen. Als Führender stieg der College-Student in den Startblock für die 110 m Hürden, produzierte einen Fehlstart und kam im zweiten Anlauf nur auf 14,75 Sekunden. Auch in seiner Lieblingsdisziplin Diskus (47,63) blieb er deutlich unter seinen Möglichkeiten, sein Hausrekord steht bei über 55 m. Die Leichtigkeit, die den deutschen Rekordler am ersten Tag getragen hatte, war futsch.
"Es war ein bisschen Druck auf mir, dass ich vorne war bei so einer Riesenmeisterschaft", sagte Neugebauer. "Ich bin ja noch jung und habe nicht soviel Erfahrung. Meine Beine haben sich schon ein bisschen schwer angefühlt. Aber ich hab's geschafft und es am Ende noch rausgeholt."
Beim Stabhochsprung kommt das Lächeln zurück
Mit dem Stab holte sich "Leo the German", der in Austin/Texas lebt und trainiert, aber das Lächeln zurück. 5,10 m sprang er in der brütenden Hitze von Budapest und feierte mit seinem Fanclub auf der Tribüne. Mit 57,95 m im Speerwurf verbuchte er im Anschluss vor ausverkauftem Haus seine dritte persönliche Bestleistung im WM-Zehnkampf nach Hausrekorden am ersten Tag im Weitsprung (8,00 m) und Kugelstoßen (17,04 m). Zum Abschluss kam er dann über die ungeliebten 1.500 m nach großem Kampf in 4:43:93 Minuten ins Ziel.
Kein Limit bei Olympia in Paris
"Das Wichtige ist, dass ich mich da wieder rausgekämpft habe. Ich muss einfach daraus lernen und in die Zukunft schauen", bilanzierte er in der Sportschau.
Das zeichnet ihn als Athleten aus, dass er schwierige Situationen annimmt, erträgt, die Lehren daraus zieht und dann nach vorne blickt.
Für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr hat sich der WM-Zehnte des vergangenen Jahres nun viel vorgenommen: "Für Paris habe ich große Ziele. Wenn ich gesund bleibe, gibt es kein Limit."
Kaul und Mayer ausgestiegen
2019-Weltmeister und Europameister Niklas Kaul war am Freitag (25.08.2023) wegen Fußproblemen vorzeitig aus dem Wettkampf ausgestiegen. Das Risiko sei im Jahr vor den Olympischen Spielen "nicht tragbar" gewesen, sagte der 25-Jährige. Vor Kaul hatte auch Titelverteidiger und Weltrekordler Kevin Mayer aus Frankreich wegen Achillessehnen-Problemen den WM-Zehnkampf vorzeitig beendet.