Doping Politiker Frank Ullrich zieht Konsequenzen aus Doping-Diskussion

Stand: 06.04.2022 18:41 Uhr

Biathlon-Olympiasieger Frank Ullrich handelt nach Anschuldigungen im Zusammenhang mit Doping in der DDR und lässt sein Amt im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) ruhen. Ullrich bestreitet die Doping-Vorwürfe.

Nach Vorwürfen im Zusammenhang mit Doping in der DDR lässt der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Biathlon-Olympiasieger und langjährige Bundestrainer Frank Ullrich seine Funktion im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur ruhen.

Er wolle die Kritik, die er für unzutreffend halte, für sich "abwägen und in dieser Zeit das Amt bei der NADA ruhen lassen", erklärte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Vorwürfe sollten "weder dem Amt schaden, noch das Vertrauen von Doping-Opfern beschädigen". Ullrich ist seit Mitte Dezember Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, dem aufgrund der Statuten automatisch ein Platz im NADA-Aufsichtsrat zusteht.

Vorwürfe von ehemaligen Biathlon-Teamkollegen

Der Ex-Biathlet war in das Dopingsystem der DDR verstrickt: Schon 1991 beschuldigte der ehemalige DDR-Biathlet Jens Steinigen die ehemals in der DDR verantwortlichen Biathlon-Trainer Wilfried Boch, Kurt Hinze und Ullrich, sie hätten ihn zur Einnahme von Dopingmitteln überreden wollen. Hinze verklagte den Athleten, verlor aber den Prozess vor dem Landgericht Mainz.

Im März 2009 warf auch der ehemalige DDR-Biathlet Jürgen Wirth den Trainern Bock und Ullrich Doping-Verwicklungen vor. Auch Ullrich habe als DDR-Biathlon-Trainer die Einnahme des Dopingmittels "Oral-Turinabol" mit angeordnet und die Einnahme mit überwacht. Ullrichs ehemalige Mannschaftskollegen vom ASK Oberhof Andreas Heß und Jürgen Grundler erklärten gegenüber der ARD-Dopingredaktion damals, dass Ullrich nicht die Wahrheit sage.

Untersuchungen nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion

Ullrich wies alle Vorwürfe energisch zurück und betonte, dass er unter der Bezeichnung "unterstützende Mittel" im DDR-Leistungssport "Vitamine, Mineralsalze und physiotherapeutische Maßnahmen" verstanden habe. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) empfahl, die Angelegenheit Ullrich von der  Kommission für Dopingfragen klären zu lassen.

Der Deutsche Skiverband (DSV), dessen Angestellter Ullrich damals war, setzte stattdessen eine eigene Untersuchungskommission ein. Diese bescheinigte Ullrich im Juli 2009 einen "unbewusst gesteuerten Veränderungsmechanismus". Konsequenzen blieben aus.

Ullrich will über SED-Opferbeauftragte mit Doping-Betroffenen sprechen

Ullrich nahm jetzt das Angebot der SED-Opferbeauftragten des Deutschen Bundestags, Evelyn Zupke, an, mit ihr ins Gespräch zu kommen. "Ich werde mit ihr gemeinsam auch den Austausch mit Doping-Betroffenen suchen. Das ist letztlich eine Chance, gemeinsam mehr Licht in das DDR-Sportsystem zu bringen und in die Rolle, die wir darin gespielt haben. Die Gespräche werden auch helfen zu eruieren, wo wir Doping-Opfer besser unterstützen können", sagte er.

CDU und CSU: "Statement von Ullrich kann nur erster Schritt sein"

CDU und CSU mahnten nach diesem Statement an, dass Taten folgen müssten. Fritz Güntzler, Obmann der Unionsfraktion im Sportausschuss forderte:

"Als Sportausschussvorsitzender ist es Frank Ullrichs Pflicht, sich kritisch mit seiner Doping-Vergangenheit auseinandersetzen und aktiv zu einer unabhängigen Aufklärung beizutragen. Gespräche mit ehemaligen Doping-Opfern reichen hier nicht aus. Unsere Forderung bleibt: Frank Ullrich muss sein Amt im Aufsichtsrat der NADA niederlegen und den Weg für ein anderes Mitglied des Sportausschusses frei machen. Es ist zu spät, jetzt noch glaubhaft für "sauberen Sport" im Aufsichtsrat der NADA einzutreten. Deshalb werden wir unseren Antrag im Sportausschuss aufrechterhalten."