Handball-Bundesliga Herzschlagfinale: Kiel holt im Fernduell mit Flensburg den Titel

Stand: 27.06.2021 20:02 Uhr

Der THW Kiel ist zum 22. Mal deutscher Handball-Meister. Dem Titelverteidiger reichte am Sonntag (27.06.2021) im letzten Saisonspiel bei den Rhein-Neckar Löwen ein 25:25 (13:12) zum Happy End.

Erst als das Goldkonfetti herabregnete und die Schale überreicht war, war der 22. deutsche Meistertitel in den Köpfen der Handball-Profis des THW Kiel angekommen. Zu dramatisch, ja fast unwirklich war das Bundesliga-Fernduell mit der SG Flensburg-Handewitt, nach 38 Spieltagen entschied der allerletzte Wurf.

Den setzte Andy Schmid von den Rhein-Neckar Löwen in der Schlusssekunde und in Überzahl am rechten Torpfosten vorbei, es blieb beim 25:25 (13:12), eine Punktlandung für die Gäste. Und die Mannheimer Arena wurde für die THW-Profis nach dem Abpfiff gleichermaßen zu einem Tanzpalast und einem Tollhaus, Bundestrainer Alfred Gislason spendete von der Tribüne aus Beifall dazu.

Jicha unfassbar stolz, Duvnjak pathetisch

"Vortänzer" Filip Jicha war unfassbar stolz auf seine Champions. "Was die Jungs geleistet haben, ist bewundernswert. Wir sind alles andere als ein Zufallsmeister", sagte der tschechische Erfolgstrainer mit feuchten Augen.

Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak wurde sogar ungewohnt pathetisch: "Das war die schwerste Saison meines Lebens, ich habe wirklich alles auf dem Spielfeld gelassen." Dennoch sollte die Kraft für eine kleine Meisterfeier reichen, denn noch am Abend war in der Kieler Förde ein Schiffs-Törn geplant.

Flensburg hofft vergeblich

Mit dem Remis starben alle Flensburger Hoffnungen, den Tabellenführer, der mit einem Punkt mehr ins Liga-Finale ging, noch abzufangen. Der sicher eingeplante Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten (38:26) war letztlich unerheblich. Bei Punktgleichheit entschied der Vorteil im direkten Vergleich für den THW.

SG-Coach Maik Machulla war unsäglich enttäuscht, aber dennoch begeistert von seinem Team: "Wir waren praktisch drei Monate lang nur mit acht gesunden Leuten unterwegs." Die letzten Minuten des Kieler Spiels verfolgten die SG-Profis nach dem Ende ihrer Partie via Videowand - und hofften vergeblich auf einen THW-Ausrutscher.

Kiel lag von Beginn der zweiten Halbzeit zumeist knapp vorn, konnte sich aber nie entscheidend absetzen. Das lag in erster Linie am Löwen-Torhüter Andreas Palicka, der von den Gästen immer schwerer zu überwinden war. Jicha war sichtlich genervt davon, dass seine Schützlinge immer wieder überhastet warfen - und scheiterten.

Nie einen Zweifel am Ausgang der Begegnung gab es in der Flensburger Arena. Vor 2.000 Fans agierten die Hausherren von der ersten Minute an konzentriert, bei einem Halbzeitstand von 24:12 war die Partie praktisch schon entschieden. Und ein Großteil des Publikums verfolgte interessierter, was sich in Mannheim tat.

Spielzeit war logistische Herausforderung

Abschied von den Mannheimern nahm mit der Partie gegen Kiel Trainer Martin Schwalb. Der Ex-Nationalspieler kehrt als Sportdirektor zum Bundesliga-Aufsteiger HSV Hamburg zurück, mit dem er als Coach 2013 die Champions League gewonnen hatte. Er hatte Mitgefühl mit den knapp gescheiterten Flensburgern: "Ihr habt es gesehen, wir haben alles reingehauen."

Im vergangenen Jahr war die Bundesliga-Saison wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochen worden, man erklärte den THW über die Quotientenregelung zum Meister. Dieses Szenario drohte zeitweise auch in dieser Spielzeit. 41 Partien mussten pandemiebedingt verlegt werden, eine logistische Herausforderung. "Wir sind wirtschaftlich und organisatorisch an unsere Grenzen gestoßen. Aber es war wichtig, dass die Entscheidungen auf dem Spielfeld und nicht am grünen Tisch fallen", sagte Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann. Das gebe "ein gutes Gefühl für die neue Saison."