Fußball | Krieg in der Ukraine Sorge um Spieler in Russland und Ukraine

Stand: 04.03.2022 13:08 Uhr

In Russland und der Ukraine spielen zahlreiche ausländische Fußballer. Angesichts des Kriegs werden Forderungen an die FIFA laut, das Transfersystem anzupassen und Spielern einen sofortigen Wechsel zu ermöglichen.

Sandro Schwarz ist nach aktuellem Stand noch bei Dinamo Moskau. Der frühere Mainzer Bundesliga-Trainer ist nun Chefcoach bei Dinamo und wird diese Tätigkeit nach eigener Aussage vorerst auch weiter ausüben. "Ich fühle mich verantwortlich und werde hier im Klub bleiben", sagte Schwarz bei "Bild".

Damit ist Schwarz in diesen Tagen eher eine Ausnahme. Einige seiner Trainerkollegen mit nicht-russischem Pass haben fluchtartig das Land verlassen, dessen Regierung einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Darunter Andrej Woronin, der bisherige Co-Trainer von Schwarz und selbst Ukrainer. Oder die deutschen Trainer Markus Gisdol (Lok Moskau) und Daniel Farke, der erst vor kurzem den Job bei FK Krasnodar angetreten hatte.

Krasnodar - Coach Farke und acht Spieler weg

Bei Krasnodar haben zudem bereits acht ausländische Profis den Klub verlassen. Beziehungsweise darum gebeten, ihre Verträge auszusetzen, wie es in einer Vereinsmitteilung hieß. Auch der polnische Nationalspieler Grzegorz Krychowiak soll auf dem Absprung sein, ebenso wie viele andere ausländische Profis, die bei russischen Klubs beschäftigt sind.

Forderungen an FIFA nach erleichterter Transferregelung

Aus Polen kommt nun auch ein Vorstoß, der den Fußball-Weltverband zum Handeln auffordert, angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Verbannung russischer Klubs von allen internationalen Wettbewerben. Nach einem Bericht des Guardian hat der polnische Verband PZPN einen Antrag bei der FIFA gestellt, ein außerordentliches Transferfenster zu öffnen. Um den zahlreichen ausländischen Spielern in der Premjer Liga die Möglichkeit zu geben, neue Verträge mit Klubs außerhalb Russlands abzuschließen und das Land zu verlassen zu können.

Eine Reaktion der FIFA liegt bislang noch nicht vor. Doch der Weltverband und sein Präsident Gianni Infantino, der auch wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisch beäugt wird, wird international weiter unter Druck geraten, je länger der Krieg andauert und Fußballprofis in Russland festsitzen.

In zunehmend unsicheren Verhältnissen: Denn es ist damit zu rechnen, dass die weitgreifenden wirtschaftlichen Sanktionen aus Europa gegen russische Oligarchen und Unternehmen bald auch den russischen Profifußball treffen. Und Klubs dann nicht mehr in der Lage sein werden, die zum Teil hohen Gehälter ihrer Spitzenspieler aus Europa oder Südamerika zu bezahlen. Darunter prominente Namen wie Quincy Promes, Malcom oder Dejan Lovren.

Spielergewerkschaft Fifpro drängt FIFA zu schneller Lösung

Auch die Internationale Spielervereinigung Fifpro hat Gespräche mit der FIFA bestätigt und drängt für die Spieler bei russischen oder ukrainischen Klubs auf eine Option, ihre Verträge sofort einseitig auflösen zu können. Um dann ablösefrei wechseln zu können, unabhängig von der restlichen Vertragslaufzeit.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll sich die Spielergewerkschaft dabei auf eine Musterklausel zu Höherer Gewalt berufen, die bei internationalen Verträgen gelte. "Wir sprechen mit den Ligen und mit der FIFA über Änderungen der Regelungen, um Spielern, die aktuell in Russland sind, zu erlauben, ihre Vereine zu verlassen und woanders eine Anstellung zu finden", sagte Fifpro-Generalsekretär Jonas Bär-Hoffmann der BBC.

UEFA-Präsident Ceferin: Verbannung Russlands bleibt

Auch UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin signalisierte seine Unterstützung, in Russland und der Ukraine beschäftigten Fußballern eine schnelle und sichere Ausreise zu ermöglichen. "Wir als Fußballfamilie werden zusammenstehen und zumindest unseren Part erfüllen, den fußballerischen Part", sagte Ceferin auf einer Podiumsdiskussion der Financial Times in London.

Ceferin ging davon aus, dass die Verbannung russischer Klubs und Geldgeber aus dem europäischen Fußball der Status quo ist, der erst einmal bestehen bleibt. Wann sich daran etwas ändern könnte, und was dafür passieren müsste, dies sei derzeit "unmöglich abzusehen", so Ceferin.