Fußball | Bundesliga Alexander Wehrle - Vergangenheit und Zukunft beim VfB Stuttgart

Stand: 22.03.2022 11:51 Uhr

Alexander Wehrle hat seine Arbeit als Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart aufgenommen. Für den 47-Jährigen ist es eine Rückkehr in die schwäbische Heimat.

Wer Steffen Baumgart, den Trainer des 1. FC Köln, an der Seitenlinie beobachtet, der hätte vermutlich mit einer anderen Überredungs-Strategie gerechnet. Baumgart gestikuliert gerne, schreit, er hat oft die Haltung eines Skispringers, der kurz vor dem Schanzentisch tief in die Hocke geht, um sich möglichst kraftvoll abzudrücken. Als Baumgart von den Gerüchten erfahren hat, dass Geschäftsführer Alexander Wehrle den Verein verlassen könnte, hat er nicht geschrien, nicht wild gestikuliert, er hat sich auch nicht aus der Hocke gedrückt und ist Wehrle an die Gurgel gesprungen. Baumgart hatte eine andere Idee: Er schenkte Wehrle: Blumen.

Eine Rückkehr in die Heimat

Alexander Wehrle hat inzwischen die Nachfolge von Vorstands-Chef Thomas Hitzlsperger angetreten. Hitzlsperger war vor dem 3:2 gegen den FC Augsburg verabschiedet worden. Wehrle war in den vergangenen neun Jahren als Geschäftsführer beim Liga-Konkurrenten 1. FC Köln tätig.

Für ihn ist es eine Rückkehr in die Heimat. Als Kind hatte Alexander Wehrle, ein schneller rechter Außenbahnspieler beim TV Möglingen, mal ein Probetraining beim VfB Stuttgart. Er hat sich gut angestellt, erzählte er vor einiger Zeit in einem Podcast des Westdeutschen Rundfunks. Doch seine Eltern wollten nicht, dass er zum VfB geht. Drei, vier Mal in der Woche Training, dazu ein Spiel am Wochenende: zu viel für sie. Sie wollten, dass er sich auf die Schule konzentriert. Wehrle hat daraufhin ein paar Wochen nicht mehr mit ihnen gesprochen.

Zehn Jahre Erfahrung beim VfB Stuttgart

Rund 15 Jahre später hat es dann doch mit dem VfB geklappt, wenn auch in anderer Funktion. Wehrle arbeitete von 2003 an zehn Jahre auf der Geschäftsstelle des VfB Stuttgart, war als Referent des Vorstandes um Erwin Staudt tätig, ehe es ihn 2013 nach Köln zog. Die Region um Stuttgart ist noch immer seine Heimat. "Heimat bleibt Heimat. Da leben meine Eltern, meine Geschwister und viele, viele Freunde", sagte er im WDR-Podcast.

Alexander Wehrle hat früh Verantwortung übernommen

Er gilt als eifriger Arbeiter, gehört dem Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) an. Wehrle kennt sich mit Finanzen aus, mit Fragen des Managements, ihn aber bloß als Zahlen-Mensch zu beschreiben, wäre zu kurz gegriffen. Alexander Wehrle ist in Bietigheim-Bissingen geboren, hat als Jugendlicher in einem Altenheim gearbeitet, seinen Zivildienst beim Roten Kreuz abgeleistet, war als Rettungssanitäter bei Unfällen im Einsatz und hat Menschen sterben sehen. "Das ist eine totale Schule fürs Leben gewesen", sagte er einst. Er hat später, während seines Studiums der Verwaltungswissenschaften in Konstanz, bei einem Beerdigungsinstitut Leichen gewaschen. Als seine Chefin im Urlaub war, hat er schon damals die Geschäfte allein abgewickelt. Alexander Wehrle hat früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.

Köln gegen den VfB Stuttgart - ein besonderes Spiel für Wehrle

Wehrle sagte mal, als er die Kölner mit der Stuttgarter Mentalität verglich: "In Stuttgart oder Baden-Württemberg ist es halt so, da brauchen die Leute ein bisschen länger, um einem das Gefühl zu geben, dass du willkommen bist. Aber wenn es dann mal passiert ist, dann lassen sie dich auch nicht mehr los." In gewisser Weise gilt das auch für den VfB, bei dem der Name Wehrle in der Vergangenheit immer mal wieder fiel. Jetzt ist die Rückkehr also perfekt.

Über die Blumen übrigens habe Wehrle nur geschmunzelt, erzählte Kölns Trainer Steffen Baumgart. Er müsse in seinen Überredungskünsten "härter werden", kündigte er vor einigen Wochen noch an. Dafür ist es längst zu spät.