Fußball | FA Cup Wie ein Chelsea-Spiel einen ganzen Fußballklub rettet

Stand: 07.01.2022 13:17 Uhr

In England gibt es 92 Profi-Fußballklubs - all jene, die in den ersten vier Ligen spielen. Der FC Chesterfield gehört nicht dazu, bekommt es nun aber im FA Cup mit dem Champions-League-Sieger Chelsea zu tun. Ein Glücksfall.

Von Erik Rönicke

92 Profi-Fußballklubs gibt es in England, weit mehr als zum Beispiel hierzulande. Der FC Chesterfield ist keiner davon, entsprechend mit minimalem Budget ausgestattet. Für den Klub aus der fünfthöchsten Spielklasse Englands, der National League, steht nun ein absolutes Highlight an: das FA-Cup-Duell mit dem FC Chelsea. Auf dem Papier heißt das: Fast 900 Millionen Euro Marktwert treffen auf ein Team mit einem Marktwert von rund 600.000 Euro.

Viele Kosten, wenig Einnahmen

5. Liga - das wäre in Deutschland die Oberliga. Auf der Insel spielt die National League aber in ganz England und nicht nur in einer kleineren Region. Entsprechend gelten auch die Chesterfield-Spieler als Profis. Immerhin: Laut "Daily Mail" verdienen einige Spieler in der Liga bis zu 15.000 Euro im Monat.

Dabei kämpft der Verein eigentlich jedes Jahr ums Überleben, sagt Geschäftsführer John Croot. Das meiste Geld verdient der Verein mit Zuschauereinnahmen - und die mussten während der Corona-Pandemie eben einige Monate draußen bleiben. Einen großen Geldgeber, wie viele Klubs in England ihn haben, hat Chesterfield nicht mehr. Der Klub gehört seit fast zwei Jahren einer Stiftung aus Chesterfield, die Charity-Projekte organisiert. Das Geld zum Kauf des Vereins hat ihr die Gemeinde geliehen.

Spiel gegen Chelsea als Lebensretter

"Ich glaube, ich habe immer noch ein Loch im Dach meiner Lounge vom Tag der Auslosung", erinnert sich Croot im Gespräch mit der Sportschau: "Als wir zum Gegner von Chelsea gezogen wurden, bin ich aufgesprungen." Die Einnahmen aus dem Spiel seien ein Lebensretter für den Klub. Etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes werde das Spiel in London am Ende ausmachen, schätzt er.

Für das Spiel bekommt der Verein Prämien vom Verband und auch einen Anteil aus TV-Geldern. Vor allem aber beteiligt der FC Chelsea den Fünftligisten an den Einnahmen aus den Ticketerlösen an der Stamford Bridge.

Entsprechend ist Croot auch überhaupt nicht traurig, dass das Spiel nicht zu Hause in Chesterfield stattfindet. Im Gegenteil: "Ich glaube, jeder würde sich wünschen, an der Stamford Bridge zu spielen", sagt er. Außerdem würden in das heimische Stadion viel weniger Zuschauer hineinpassen, und ein Spiel in London habe auch eine größere Werbewirkung für den Verein. Und auch die Fans freuen sich auf die Partie. Im freien Verkauf waren die Tickets innerhalb von 20 Minuten ausverkauft.

Stolzer Blick zurück

Mit der Heimspielstätte der "Blues" in London verbindet sein Verein gute Erinnerungen: "Wir sind das erste Team, das ein Ligaspiel an der Stamford Bridge gewonnen hat", erinnert sich Croot stolz.

Kurz nach der Gründung Chelseas im Oktober 1905 habe man dort gespielt. Croot lacht: "Egal, wie das Spiel am Samstag ausgeht, das können sie uns nicht mehr nehmen."

Eines der größten Spiele in der Vereinsgeschichte

Zum Spiel im FA Cup sagt er: "Das sind die Sachen, aus denen Träume gemacht sind." Niemals hätte er zu Beginn der Saison gedacht, dass sein Verein an deren Ende ein Spiel gegen den Champions-League-Sieger bestreiten würde.

Langfristig sollen die Charity-Projekte des Vereins weitergehen - und Croot will den Verein weiter nach oben führen - in die Ligen der "English Football League". In diesen Profiligen gibt es einfach mehr Geld. Dann braucht es auch kein Duell mit Chelsea, um sich finanziell über Wasser zu halten.