Fußball | WM-Qualifikation Flick schützt Werner - aber ein Typ Terodde täte gut

Stand: 09.10.2021 10:49 Uhr

Beim Sieg gegen Rumänien hätte sich das DFB-Team mit einem besseren Torabschluss viel Mühe ersparen können. Hansi Flick stützt Timo Werner - aber es fehlt ein Typ wie Simon Terodde.

Timo Werner hat auch weiterhin seine Fans. Zwei Jungs in gelben Regencapes hatten beim WM-Qualifikationsspiel am Freitagabend (08.10.2021) in Hamburg mit schwarzem Edding und roter Umrandung auf Pappkartonresten ihren Wunsch nach dem Trikot des Chelsea-Stürmers aufgemalt. Ihr Kumpel im gleichen Outfit schien allerdings nicht der ganz große Werner-Verehrer zu sein. Er hielt gleich daneben ein Plakat hoch, in dem er den Bundestrainer fragte, wo denn bitte schön Simon Terodde, der beste Zweitliga-Torjäger der Historie, sei. Auf Schalke, lautet die Antwort. Und nicht auf Werners Position in der Nationalelf.

Wie ernst gemeint der Ruf nach einer Nominierung des mittlerweile 33-Jährigen Dauerknipsers ist, ist die eine Frage. Die Social-Media-Abteilung des FC Schalke griff die Plakataktion jedenfalls humorvoll auf und unterlegte den Hinweis an "Hansi" ("Hätte bestimmt schon ein- bis dreimal geklingelt") mit einem Augenzwinker-Zungeausstreck-Emoji.

Es sieht so einfach aus

Die Art und Weise, mit der Terodde aber seit seinem Durchbruch bei Union Berlin vor zehn Jahren und dann in Bochum, Stuttgart, Köln, Hamburg und jetzt auch wieder auf Schalke Torszenen erahnt und mit einer scheinbaren Leichtigkeit vollendet - die fehlt im deutschen Nationalteam schon ewig. Dass bei Terodde 153 seiner 163 Profitore zweitklassig waren, kann dabei eigentlich kein Vorwurf sein, denn auch seine Passgeber und Flankenschläger waren 153 Mal zweitklassig.

Einfache Handlungsanweisungen von Flick

Also was hat dieser Terodde, was Werner nicht hat? Das Tempo ist es nicht, in diesem Bereich ist der Nationalstürmer auf Weltklasseniveau. Die Ruhe vor dem Tor ist es aber ganz sicher, und das Selbstvertrauen kommt dazu. Werners Leistung hängt oft davon ab, wie er in ein Spiel hineinkommt, ob und wie ihm die ersten Aktionen gelingen. Für die anderen Tage, solche wie die gegen Rumänien, hat er aber auf jeden Fall jetzt im DFB-Team den richtigen Trainer.

Hansi Flick ist nicht nur ein Mensch, der Vertrauen gibt und sich auch in schwierigen Zeiten vor seine Spieler stellt. Das sind Dinge, die zwar auch schön sind, weil sie eine Zeitlang die Öffentlichkeit beruhigen können und vielleicht etwas Druck vom Spieler nehmen. Was aber in der Praxis tatsächlich hilft, ist Flicks Fähigkeit, Spielern klare Handlungsanweisungen zu geben, auf die sie auch dann zurückgreifen können, wenn mal wieder ein Laufweg falsch war, ein Ball über den Spann gerutscht ist oder die Torhöhe von 2,44 Metern auch aus kürzester Distanz einfach erneut nicht ausgereicht hat.

"Werner braucht die richtige Positionierung"

Genau das hat Flick nun auch nach dem Rumänien-Spiel gemacht. Erstmal hat er sich schützend vor seinen Stürmer gestellt, der in den ersten drei Qualifikationsspielen unter dem neuen DFB-Coach auch unglückliche Szenen hatte, aber jeweils traf: "Timo ist durchaus in der Lage, da, wo es eng ist, immer wieder die Räume zu öffnen, und er ist einer, der Abpraller reinmachen kann. Dafür hat er ein Näschen."

Um das Näschen auch einzusetzen, muss er aber richtig stehen, führt der Bundestrainer weiter aus und will das vor dem nächsten Qualifikationsspiel am Montag (11.10.21, im Live-Center bei sportschau.de) in Nordmazedonien auch nochmal mit Werner üben.

"Das kann er besser - und das erwarten wir auch von ihm"

Der Bundestrainer erklärt, dass der Champions-League-Sieger nicht immer genau die Positionierung gehabt habe, die er eigentlich brauche. Er habe zu oft im Sturmzentrum auf einer Linie mit den Außen Serge Gnabry und Leroy Sané gestanden und damit zu nah am Tor, statt mit Anlauf reinzustarten. "Das kann er besser machen, und das erwarten wir auch von ihm. Da müssen wir die Abläufe nochmal trainieren."

Flick ist es aber ganz wichtig, am Ende noch einmal festzuhalten: "Man muss auch mal herausheben, dass Timo weiß, wie das Toreschießen geht. Er kriegt bei uns Einsätze und Rückendeckung, das ist für einen Stürmer das Wichtigste." Er hätte noch ergänzen können: Ob der nun Werner heißt, oder Terodde ...