Deutsche Nationalspieler nach dem Spiel gegen die Ukraine
analyse

Nach dem 3:3 gegen die Ukraine DFB-Elf - Glaube an den richtigen Weg

Stand: 13.06.2023 07:32 Uhr

Die deutsche Nationalmannschaft und ihr Bundestrainer sind auch nach dem 3:3 gegen die Ukraine der Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein. Die immer wieder auftretenden Fehler regen aber zumindest zum Nachdenken an.

Von Marcus Bark

Der Plan, Leon Goretzka in dem zunächst ausprobierten System allein ins zentrale Mittelfeld vor eine Dreierkette zu stellen, sei im Training geübt worden. "Da ist es gut gewesen. Das müsst ihr mir glauben, auch wenn ihr nicht das ganze Training sehen durftet oder konntet", sagte Bundestrainer Hansi Flick. Die Anregung eines Journalisten, dann doch künftig die Einheiten in voller Länge zugänglich zu machen, nahm der Deutsche Fußball Bund (DFB) dankend an. Die Umsetzung wird es nicht geben, diese Prognose ist nicht allzu gewagt.

Flick: Mannschaft hat "enorme Qualität"

Hansi Flick ist der Chef-Gläubige, wenn es um die deutsche Fußballnationalmannschaft geht. Der Bundestrainer glaubte auch nach dem 3:3 gegen die Ukraine, dass seine Einschätzung richtig sei, die Mannschaft habe "enorme Qualität". Selbst im Bremer Weserstadion sei dies durchgeschimmert. "In Ansätzen ist es schon ein guter Fußball, den wir spielen können", sagte Flick.

Es kam allerdings wieder mal einiges dazwischen, vor allem die "paar Fehler, die wir so nicht machen dürfen". Das war in den vergangenen Monaten und Jahren häufig zu hören. Es gebe viel Arbeit, aber es sei auch noch Zeit. Nach diesem Motto beschwichtigen deutsche Bundestrainer seit 2018 die Öffentlichkeit, bis es dann zu spät ist.

Zu viele individuelle Fehler

Diese sogenannten individuellen Fehler, sie sind das große Problem der deutschen Mannschaft. Die Konstanz, mit der sie begangen werden, lassen die Frage aufkommen, ob es an individueller Qualität fehlt.

Dass die defensiven Außen und das Sturmzentrum schwächer besetzt sind als bei anderen Nationen, die ebenfalls den Anspruch haben, Titel zu gewinnen, ist seit Jahren bekannt. Aber es fällt dem Bundestrainer auch schwer, außer Antonio Rüdiger einen zweiten Innenverteidiger von gehobenem internationalen Niveau zu finden.

Selbst im Mittelfeld, als Hort des Überflusses an hoher Qualität beschrieben, fehlen die Nachweise. Goretzka versuchte sich am Montag (12.06.2023) in Bremen mit den "Achter" Joshua Kimmich und dem "Achter/Zehner" Julian Brandt. Nach vorne gab es nur wenige gute Momente des Trios, Brandt fiel vor allem wegen seines Abspielfehlers vor dem 1:1 und dem unsauberen Pass auf Matthias Ginter auf, der diesen vor dem 1:3 technisch schwach verarbeitete.

Flick wechselt nach einer Stunde auf 4-3-3

Den Test mit der Dreierkette gab Flick nach gut einer Stunde auf, um mit dem Wechsel auf ein 4-3-3 und personellen Wechseln die Offensive zu stärken. So sollte eine Niederlage im Jubiläumsspiel verhindert werden, was mit Ach und Krach gelang.

"Kopf hoch, weiter", gab Flick als Parole aus, und es deutet alles darauf hin, dass es ein "weiter so" geben soll. Der Bundestrainer sagte jedenfalls, dass er auch weiterhin mal ab und an mit einer Dreierkette spielen will, weil es einfach gut sei, ein "zweites System spielen zu können".

Die grundsätzliche Ausrichtung stellt Flick nicht infrage, obwohl Niclas Füllkrug einen sachdienlichen Hinweis gab, zumindest mal drüber nachzudenken. "Wir waren in der ersten Halbzeit sehr dominant, ohne die Kontrolle zu haben", sagte der Stürmer von Werder Bremen.

Ukraine überrumpelt DFB-Elf

Ballverluste führten in der Defensive zum Kontrollverlust. Die Ukraine überrumpelte Deutschland mit recht simpel gestricktem Konterfußball. So machten das in den vergangenen Jahren viele Gegner, ohne dass Löw und nun Flick erfolgreich gegensteuerten.

Ob große Turniere oder Testspiele, die Auswahl des DFB lässt den Kontrahenten zu viele Großchancen, weil der Wunsch nach Dominanz dem Gedanken an Absicherung geopfert wird.

Der Glaube, weiter auf dem richtigen Weg zu sein, ist in der deutschen Mannschaft verwurzelt. Das wurde in Bremen auch durch eine Aussage von Benjamin Henrichs deutlich. Der Profi von RB Leipzig sagte: "Wir gehen mit 1:0 in die Pause, wenn wir die Gegentore nicht kassieren."