Sieht sich in seinem Amt als Verbandspräsident  schweren Vorwürfen ausgesetzt: Samuel Eto'o.

WM-Qualifikation Afrika - Kamerun unter Eto'o im Sturzflug

Stand: 08.06.2024 13:03 Uhr

Samuel Eto'o wird in Kamerun als Held verehrt. Als Verbandspräsident führt er das Nationalteam während der laufenden WM-Qualifikation aber offenbar ins Chaos.

Als sich die kamerunische Nationalmannschaft am vergangenen Samstag in Yaoundé traf, um sich auf die WM-Qualifikationsspiele gegen Kapverden eine Woche später (08.06.2024) und Angola (11.06.) vorzubereiten, fehlten bei der ersten Trainingseinheit die Bälle. Es waren auch keine Markierungshütchen auf dem Gelände, eigentlich war nichts da, was man zum Training so braucht Der Grund: Der Fußballverband "Fecafoot" hatte kein Material bereitgestellt.

Das war nicht etwa Zufall, sondern Kalkül. Fecafoots Präsident Samuel Eto'o ist nicht einverstanden mit dem gegenwärtigen Nationaltrainer der "Unzähmbaren Löwen". Der Belgier Marc Brys war Anfang April vom kamerunischen Sportministerium als Nachfolger des nach dem Afrika-Cup ausgeschiedenen Rigobert Song installiert worden - es ist in vielen afrikanischen Ländern üblich, dass der jeweilige Nationaltrainer von Regierungsgeldern bezahlt wird.

Eto'o wollte Nationaltrainer Brys nicht

Mit der Wahl des international weitgehend unbekannten 62-Jährigen, der bislang noch nie eine Nationalmannschaft betreut hat, war Samuel Eto'o allerdings überhaupt nicht einverstanden. Der kamerunische Fußballheld, der seit 2021 die Verbandsgeschicke führt, hatte eher namhafte Coaches wie den zweifachen Afrika-Cup-Triumphator Hervé Renard, Italiens Weltmeister Fabio Cannavaro oder Nigerias Ex-Coach Fabio Peseiro auf seiner Kandidatenliste. Er wurde vom Ministerium aber nicht gefragt.

Entsprechend verweigerte Eto'o, der unter anderem bei Inter Mailand und dem FC Barcelona einst eine Weltkarriere hingelegt hat, dem neuen Coach die Gefolgschaft. Eto'o fehlte, als Brys am 8. April offiziell vorgestellt wurde, und als sich die beiden am 28. Mai erstmals trafen, berichteten Beobachter von einer lautstarken Auseinandersetzung.

Samuel Eto'o - wie ein "Diktator"?

Es sind dies nicht die ersten Probleme, die der 43-jährige Eto'o als Verbandspräsident macht. Viele Beteiligte hatten sich beim jüngsten Afrika-Cup bereits beschwert, als sich der einstige Stürmerstar, der sich wie ein Diktator gerieren soll, in Aufstellung und Taktik seines alten Teamkollegen und Trainers Rigobert Song eingemischt hatte. Zudem steht Eto'os Rolle als Markenbotschafter eines Wettunternehmens unter Beobachtung. Das ist von Verbandsseite und entsprechend der FIFA-Regularien eigentlich nicht erlaubt.

Lange her: Jubel in Kamerun

Lange her: Fußballjubel in Kamerun

Eto'o, der viermalige Fussballer Afrikas galt immer als einer, der sein Herz auf der Zunge trug und für das einstand, woran er glaubte. "Ich werde wie ein Schwarzer rennen, um wie ein Weisser zu leben", sagte er einst bei seiner Ankunft in Barcelona. Ein Satz, der die ganze Doppelmoral von Gesellschaften entlarvte. 2006 drohte er als einer der ersten Spieler wegen rassistischen Gegröles bei einem Match in Saragossa mit dem Verlassen des Platzes.

Kein Vorbild mehr

Auch als Funktionär ist er unbequem geblieben - allerdings kaum so, wie es ihn einst zum Helden und Vorbild machte. Der stets als standhaft und integer angesehene Eto’o sieht sich zunehmenden Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Bereits im vergangenen Sommer legten an die Öffentlichkeit gelangte Gesprächsaufzeichnungen offen, dass der Präsident durch Einflussnahme auf Schiedsrichter dem Klub Victoria United zum Aufstieg in die erste Liga verholfen haben könnte. Victoria United gehört einem engen Unterstützer Eto’os, Valentine Nkwain. Sowohl er als auch Eto’o bestritten die Vorwürfe.

Kumpel-Klub bevorzugt?

Für Wirbel sorgten auch die Rücktritte zweier langjähriger Verbandsfunktionäre, die sich nicht an "Eto'os Machenschaften" beteiligen wollten oder im Januar die Nationalmannschafts-Berufung eines weitgehend unbekannten Teenagers vom Eto’o-Kumpel-Klub Victoria United für den Afrika-Cup.

Dessen ungeachtet geht es für Kamerun in diesen Tagen um zwei wichtige Qualifikationsspiele für die WM-Endrunde 2026 in den USA und Mexiko. Lediglich die Sieger der neun Afrika-Vorrundengruppen qualifizieren sich für die WM. Kamerun liegt nach zwei Spieltagen (ein Sieg, ein Remis) auf Platz drei seiner Gruppe. Es stehen nun zwei Begegnungen gegen die mutmaßlichen schärfsten Konkurrenten Kapverden und Angola auf dem Terminplan. Beide waren beim vergangenen Afrika-Cup in der Elfenbeinküste noch vor Kamerun gelandet.

Senegal und Algerien mit Problemen, Nigeria schon fast raus

Kamerun ist allerdings keineswegs das einzige afrikanische Fußball-"Schwergewicht", das Probleme in der WM-Qualifikation bekommen hat. Auch der Senegal um Sadio Mané hat in seiner Qualigruppe bei zwei Unentschieden erst einen Sieg gelandet. Nigeria rangiert nach drei enttäuschenden Remis gar nur auf dem vorletzten Platz seiner Gruppe und hat beinahe sämtliche Quali-Chancen schon verspielt.

Eine Bauchlandung erlitt am dritten Spieltag auch Algerien. Das Team, das Weltmeister Deutschland beim 2014er WM-Turnier im Achtelfinale noch so riesige Schwierigkeiten bereitet hatte, unterlag am Wochenende auf heimischem Gelände Guinea (mit Serhou Guirassy) mit 1:2 und liegt nunmehr gleichauf mit gleich drei punktgleichen Rivalen in Vorrundengruppe G.

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