Frauenfußball | EM DFB-Frauen - erst Pokalfinale, dann EM-Vorbereitung

Stand: 25.05.2022 13:14 Uhr

Nach dem DFB-Pokalfinale bekommen die Nationalspielerinnen des VfL Wolfsburg noch zwei Wochen Pause. Der Rest des Frauen-Nationalteams trifft sich bereits Pfingstsonntag zum ersten Trainingslager für die Fußball-EM in England.

Es ist ein Pflichttermin für den Trainerstab der deutschen Frauen-Nationalmannschaft: Das DFB-Pokalfinale zwischen dem VfL Wolfsburg und Turbine Potsdam (Samstag 16.45 Uhr, live im Ersten und im Stream sowie im Sportschau-Live-Ticker) im Kölner Fußball-Stadion wird wie jedes Jahr von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg begutachtet.

Auch ihre Co-Trainerin Britta Carlson, die Assistenten Patrick Grolimund, Thomas Nörenberg sowie Torwarttrainer Michael Fuchs sind diesmal mit ihren Familien vor Ort. Was gut zum Familienfest des deutschen Frauenfußballs in Köln-Müngersdorf passt, wo erstmals nach zwei Jahren wieder vor Zuschauern gespielt wird.

Der Trainerstab des Frauen-Nationalteams hat sich sogar auf eigene Kosten eine Loge im Stadion gemietet, um das Beisammensein ein bisschen behaglicher zu machen. Schließlich will sich auch das Trainerteam gemeinsam auf das einschwören, was auf das letzte Spiel auf Vereinsebene folgt: die Vorbereitung auf die EM in England (6. Juli bis 31. Juli).

Der vorläufige Kader dafür wird bereits am Dienstag (31.05.2022) in Frankfurt verkündet. Vermutlich sind mehr als ein halbes Dutzend Spielerinnen des VfL Wolfsburg dabei.

Die EM soll den Frauenfußball auf ein neues Niveau hieven

Von der EM wird allenfalls erwartet, dass dieses Turnier den Frauenfußball auf ein neues Niveau hievt. Von der fußballerischen Klasse, aber auch der internationalen Aufmerksamkeit.

Voss-Tecklenburg sagte zuletzt: "Von den Stadien, von der Stimmung und hoffentlich vom gesamten Event wird es hoffentlich eine Highlight-EM." Welche Rolle der achtfache Europameister Deutschland bei dem deutlich zusammengerückten Leistungsniveau spielen wird, ist nicht so ganz klar. Ausfälle durch Verletzungen und Corona, aber auch Rücksicht auf die Vereinsbelange haben verhindert, dass sich eine Startformation einspielen konnte.

Zudem hat der Rückschlag in der WM-Qualifikation gegen Serbien (2:3) erneut Zweifel am Leistungsvermögen einer immer wieder veränderten Mannschaft geschürt, die in der Gruppe gegen Vize-Europameister Dänemark (8. Juli), Mitfavorit Spanien (12. Juli) und Außenseiter Finnland (16. Juli) gefordert wird.

Die deutsche Führungsrolle ist dahin

"Die Zeiten, dass Deutschland die Führungsrolle im Frauenfußball hatte, sind auf jeden Fall vorbei. Nichtsdestotrotz bin ich positiv gestimmt, dass von unserer Mannschaft zu hören sein wird", sagte Sabine Mammitzsch, die neue DFB-Vizepräsidentin Frauen- und Mädchenfußball jüngst gegenüber der Sportschau.

Auch Co-Trainerin Carlson, früher selbst für den VfL Wolfsburg aktiv, hätte sich im Vorlauf mehr Klarheit bei Rollen- und Personalfragen, am besten einen eingespielten Stamm mit 13, 14 Akteuren gewünscht. Umso wichtiger ist es nun, nach dem Pokalfinale direkt den Fokus auf die EM-Vorbereitung zu richten.

Pre-Camp beginnt bereits am Pfingstsonntag

Aber nicht alle 28 nominierten Spielerinnen - später wird das Aufgebot auf 23 reduziert - reisen bereits ins Pre-Camp, das vom 5. bis 9. Juni dauert. Dann dürfen die DFB-Frauen als erstes Team überhaupt das hochmoderne Trainingsgelände der neuen DFB-Akademie benutzen.

Die viel beanspruchten Akteure vom VfL Wolfsburg werden nicht dabei sein. Jede EM-Teilnehmerin soll im Vorlauf knapp zwei Wochen Pause haben, um geistig und körperlich zu regenerieren.

Almuth Schult will noch die Nummer eins werden

Trotzdem sollen sich die VfL-Spielerinnen fit halten - und das nimmt beispielsweise Almuth Schult sehr ernst. Die nach der EM zum neu gegründeten US-Klub Angel City FC wechselnde Torhüterin hatte zunächst erwogen, nach Los Angeles zu fliegen, um einiges für ihren Umzug zu erledigen, nahm aber wegen des drohenden Jetlags davon Abstand.

Die 31-Jährige hat sich vorgenommen, ihrer Nachfolgerin beim VfL Wolfsburg, Merle Frohms von Eintracht Frankfurt, den Status als Nummer eins noch zu entreißen. Sie sehe nicht, "dass die Entscheidung schon in Stein gemeißelt ist", verkündete Schult jetzt.

Zwei Trainingslager im Juni in Herzogenaurach

Der interne Konkurrenzkampf auf allen Positionen wird der Bundestrainerin vor allem in den zwei Trainingslagern in Herzogenaurach - erst vom 12. bis 18. Juni, dann vom 21. bis 29. Juni - helfen. Bewusst wurde in diese Phase nur ein Testspiel am 24. Juni gegen die Schweiz in Erfurt gelegt, weil es darum gehen soll, ungestört die Spielprinzipien zu verinnerlichen, die Abläufe zu schulen und eine Stammelf zu finden.

Die deutschen Fußballerinnen bereiten sich in der "World of Sports" des DFB-Ausrüsters Adidas vor - also genau dort, wo zuvor die Männer sich für die Nations-League-Länderspiele wappnen. Nicht nur das Quartier für Frauen und Männer ist dasselbe, auch die Zielsetzung im Turnierjahr 2022 ist für die Frauen-EM in England dieselbe wie für die Männer-WM in Katar.

Der Fahrplan
Datum Anlass Ort
31. Mai Nominierung des vorläufigen EM-Kaders Frankfurt
5. - 9. Juni Pre-Camp mit ausgewählten Spielerinnen Frankfurt
12. - 18. Juni Trainingslager 1 Herzogenaurach
21. - 29. Juni Trainingslager 2 Herzogenaurach
24. Juni Testspiel gegen die Schweiz Erfurt
3. Juli Abreise zur EM in England Frankfurt
8. Juli 1. Gruppenspiel gegen Dänemark Brentford
12. Juli 2. Gruppenspiel gegen Spanien Brentford
16. Juli 3. Gruppenspiel gegen Finnland Milton Keynes

Der DFB gibt das Halbfinale als Ziel aus

"Unter die letzten vier Teams kommen bei Frauen und Männern. Alle zehn Jahre ein Titel", benannte Oliver Bierhoff als Direktor Nationalmannschaften die Vorgabe.

Heißt also: Die DFB-Frauen, die am 3. Juli nach England abreisen, sollen nicht wie bei der EM 2017 in den Niederlanden oder der WM 2019 in Frankreich schon im Viertelfinale scheitern. Und in der Vorrunde hängen bleiben - wie die Männer bei der WM 2018 - schon mal gar nicht.