Martina Voss Tecklenburg

Nicht mehr Bundestrainerin DFB-Aus für Voss-Tecklenburg - Vertrag aufgelöst

Stand: 04.11.2023 15:06 Uhr

Martina Voss-Tecklenburg wird nicht mehr als Bundestrainerin der deutschen Fußballerinnen zurückkehren. Die Zusammenarbeit mit der zuletzt pausierenden 55-Jährigen sei mit sofortiger Wirkung beendet, der Vertrag aufgelöst worden, teilte der Deutsche Fußball-Bund am Samstag (04.11.2023) mit. In einem gemeinsamen Gespräch mit Voss-Tecklenburg am Freitag habe Einvernehmen bestanden, dass "das Team einen personellen Neuanfang in der sportlichen Führung benötigt."

Voss-Tecklenburg hatte die Nationalspielerinnen zuletzt beim blamablen WM-Vorrundenaus im Sommer betreut, danach hatte sie sich krankgemeldet und befand sich zuletzt im Erholungsurlaub.  "Ich bedanke mich im Namen des DFB und auch ganz persönlich bei Martina Voss-Tecklenburg für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "In dieser Zeit wurden im Bereich des Frauenfußballs wichtige Impulse gesetzt."

Schult: "Gut, dass es endlich eine Entscheidung gibt"

"Es ist gut, dass es endlich eine Entscheidung gibt. In den letzten Wochen sind auch bei den Spielerinnen einige Fragezeichen entstanden, wozu sie sich geäußert hatten. Insbesondere durch Auftritte der Bundestrainerin bei Veranstaltungen vor Abschluss der WM-Analyse", sagte ARD-Expertin Almuth Schult gegenüber sportschau.de:
"Schade, dass der Entscheidungsprozess so lange gedauert hat. Die jetzige Klarheit ist hilfreich im Hinblick auf die entscheidenden Spiele.  Zudem hat der Verband durch die Verpflichtung von Horst Hrubesch als Interimsbundestrainer keine Eile bei der Neubesetzung des Amtes."

DFB und Voss-Tecklenburg - finanziell geeinigt

Das Treffen am Freitag habe in einer "vertrauensvollen Atmosphäre" stattgefunden, teilte der DFB weiter mit. Voss-Tecklenburg soll dem Verband bei der Abfindung ihres Vertrags finanziell entgegengekommen sein - und so den Weg für eine schnelle Einigung freigemacht haben. 

Nach Voss-Tecklenburgs krankheitsbedingtem Rückzug nach der WM hatte zunächst Co-Trainerin Britta Carlson den Chefposten übernommen, ehe der Verband Anfang Oktober erneut Horst Hrubesch als Interimstrainer installierte. Für Irritationen sorgte, dass Voss-Tecklenburg während ihres Erholungsurlaubs öffentlich Vorträge abseits des Fußballs gehalten hatte, statt die WM-Analyse voranzutreiben. 

Kritik aus Reihen der Nationalspielerinnen

"Es gibt mir ein paar Fragezeichen natürlich. Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht. Dass man sagt: Ok, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist", hatte Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf gesagt. Von den Spielerinnen machte sich öffentlich zuletzt keine mehr für eine Rückkehr der Bundestrainerin stark.

Voss-Tecklenburg hatte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bunds 2018 als Nachfolgerin von Hrubesch übernommen. Bei der WM 2019 in Frankreich scheiterte sie mit dem deutschen Team im Viertelfinale an Schweden und verpasste damit auch die Olympia-Teilnahme. Bei der EM im vergangenen Jahr führte die frühere Nationalspielerin die DFB-Spielerinnen ins Endspiel. Dort unterlagen sie zwar Gastgeber England 1:2, doch in der Heimat löste das erfolgreiche Turnier eine Euphorie aus. 

Keine Aufarbeitung der misslungenen WM

Das erste Vorrunden-Aus bei einer WM in der Historie des Frauen-Nationalteams kam daher umso überraschender - doch die Aufarbeitung blieb aus. Kurz nach der WM hatte der DFB mitgeteilt, dass Voss-Tecklenburg krank sei und zunächst pausiere. Doch die Kommunikation verlief in den folgenden Wochen unglücklich. Der Eindruck entstand, dass der Verband vor allem über die öffentlichen Auftritte der Bundestrainerin während ihres Erholungsurlaubs überhaupt nicht im Bilde war. Eine weitere sportliche Zusammenarbeit, wie von Voss-Tecklenburg angestrebt, schien damit ausgeschlossen.

Unmittelbar nach dem frühen Turnier-Aus in Australien und Neuseeland hatte Voss-Tecklenburg ihre persönliche Zukunft noch offen gelassen. Eine konkrete Aussage zu Konsequenzen wäre "nicht richtig, weil es auch aus der Emotion heraus geschieht", hatte Voss-Tecklenburg damals gesagt: "Von daher versuche ich, bei mir zu bleiben, sachlich zu bleiben und in die Verantwortung zu gehen."

Hrubesch soll es nach Voss-Tecklenburg richten

Dies ist nun insoweit geschehen, als die Nationalspielerinnen nun Klarheit darüber haben, dass das Kapitel beim DFB beendet ist. Für die angestrebte Qualifikation für Olympia 2024 soll HSV-Urgestein Hrubesch sorgen.

Die europäischen Teams können sich die für sie vorgesehenen zwei Plätze nur über die Nations League sichern. Das Finalturnier findet im Frühjahr statt, nur die Gruppensieger nehmen daran teil. Zwei Spieltage vor Schluss liegt das deutsche Team in Gruppe 3 auf Platz zwei hinter Dänemark.

Am 1. Dezember kommt es in Rostock zum Rückspiel gegen die Däninnen. Um bei drei Punkten Rückstand die Tabellenführung von den Skandinavierinnen zu übernehmen, muss die Hrubesch-Elf gewinnen und dabei das 0:2 aus dem Hinspiel im direkten Duell möglichst mit einem höheren Sieg wett machen. Dann würde im letzten Vorrundenspiel am 5. Dezember bei den bislang punktlosen Waliserinnen einfach ein weiterer Sieg zum Einzug ins Finalturnier reichen.