Die norwegische Fußballerin Ada Hegerberg

Stets aktiv für Gleichberechtigung Ada Hegerberg - Norwegens schillernde Streiterin

Stand: 07.07.2022 09:01 Uhr

Nach dem jüngsten Anschlag in Oslo ergriff Ada Hegerberg das Wort im Namen von Norwegens Fußballerinnen. Die 26-Jährige ist mittlerweile weit mehr als "nur" Fußballerin. Am Donnerstag (07.07.2022) startet sie mit ihrem Team gegen Nordirland ins EM-Turnier.

Als Ada Hegerberg am Samstagabend (25.06.2022) im Testländerspiel Norwegens gegen Neuseeland (2:0) ein Tor erzielt hatte, eilte sie rasch zu ihrer Teamkollegin Maren Mjelde und zog ihr die regenbogenfarbene Kapitänsbinde vom Arm. Nachdem sie das symbolkräftige Textil Richtung Publikum gestreckt hatte, legte sie nach der Partie auf ihrem Instagram-Kanal noch einmal nach: "Zu lieben ist ein Menschenrecht", schrieb sie.

Zeichen für die Liebe, gegen Hass

All dies sollte ein Zeichen für die Liebe sein - gegen den Hass des Attentäters, der Oslo wenige Stunden zuvor in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ein Angreifer hatte in der Nacht zu jenem Samstag rund um eine beliebte Schwulen-Bar Schüsse abgefeuert. Zwei Menschen starben dabei, 21 weitere wurden verletzt.

Es ist typisch für die Weltfußballerin von 2018, dass sie sich in derlei Situationen mittlerweile zur Sprecherin ihres Teams aufgeschwungen hat. Die 26-Jährige ist seit Jahren als Aktivistin für Gleichberechtigung bekannt. Sie geht dabei oftmals ungewöhnliche Wege.

Rücktritt aus Nationalteam mit 21

Hegerberg, früher auch einmal bei Turbine Potsdam aktiv, hatte sich nach der EM 2017 aus dem Nationalteam zurückgezogen und dabei als Grund das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen bei den Verbandsprämien genannt. Jetzt ist sie wieder dabei. Und gilt als eine der größten Hoffnungsträgerinnen des norwegischen Teams, das heute (21 Uhr) mit der Vorrundenpartie gegen Nordirland ins Turnier startet.

Hegerberg hatte nach dem EM-Desaster 2017 - Norwegen schied punkt- und torlos aus - öffentlich harsche Kritik am Verband geäußert. "Fußball ist der beliebteste Sport in Norwegen für Mädchen und Jungen und das schon seit Jahren, aber gleichzeitig haben Mädchen nicht die gleichen Chancen wie die Jungen. Wir haben aufgehört, über Entwicklung zu reden, und andere Länder haben uns überholt", sagte sie dem "Guardian".

Mangelnden Respekt für Frauenfußball angeprangert

Zudem beklagte sie den ihrer Meinung nach mangelnden Respekt im Verband für den Frauenfußball. "Ich habe damals eine Entscheidung getroffen, die ich nicht bereue. Aber ich hatte in den letzten Jahren viel Zeit, um über viele Aspekte meines Lebens nachzudenken", betonte die Stürmerin des französischen Rekordmeisters und Champions-League-Siegers Olympique Lyon bei der Ankündigung ihrer Rückkehr.

Am 7. April 2022 trug Hegerberg zum ersten Mal wieder das norwegische Trikot. Und sie meldete sich eindrucksvoll zurück: Beim 5:1-Sieg gegen den Kosovo steuerte sie einen Hattrick bei.

"Möchte meinen Teil beitragen"

Hegerberg teilte vor ihrer Comeback-Partie mit, sie freue sich, gleichzeitig wieder für das Team und für Gleichberechtigung zu kämpfen, sowohl auf als auch neben dem Spielfeld. "Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir unsere Ziele erreichen und sowohl junge Mädchen als auch Jungen im ganzen Land inspirieren", sagte sie. "Jetzt kann ich das endlich wieder mit der Flagge auf der Brust tun." Das wird sie nun auch bei der Euro 2022 tun.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 06.07.2022 | 20:15 Uhr