Die Nationalfarben des Oman am Hotel der deutschen Nationalmannschaft.
analyse

Nationalmannschaft vor der WM Warum in den Oman? Wie ist es im Oman?

Stand: 15.11.2022 12:51 Uhr

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft macht auf ihrem Weg zur WM einen Abstecher in den Oman. Der Gegner im Testspiel wird so fremd sein wie das Sultanat auf der Arabischen Halbinsel.

Von Marcus Bark, Maskat

Der Aufenthalt im Oman dauert kaum länger als bei einem Auswärtsspiel in der Qualifikation oder Nations League. Von einem Trainingslager zu sprechen, wäre maßlos übertrieben. Als die Delegation der deutschen Nationalmannschaft kurz nach Mitternacht Ortszeit ihre Hotelzimmer in der Hauptstadt Maskat bezog, war der Montag schon vorbei.

Am Dienstag (15.11.22) stehen dann die üblichen Termine vor einem Spiel an: Abschlusstraining und Pressekonferenz mit Bundestrainer Hansi Flick. Am Mittwoch wird das letzte Testspiel vor der WM um 21 Uhr Ortszeit angepfiffen, in Deutschland ist es dann erst 18 Uhr. Die Partie wird vor allem der Akklimatisierung dienen. Am Abend sinken die Temperaturen auf etwa 27 Grad, eine leichte Brise macht es angenehm. Tagsüber steigt das Thermometer auf mehr als 30 Grad. Die Bedingungen ähneln damit denen in Katar.

Sportlich ist der Oman nicht zu unterschätzen

Sportlich könnte die Aufgabe ein bisschen schwieriger werden, als einige glauben dürften. Der Oman verlor etwa in der Qualifikation zur WM nur 0:1 gegen Japan, dem ersten deutschen Gegner beim Turnier in Katar. Auch gegen den Gastgeber der WM und einen weiteren Teilnehmer, Tunesien, verlor die Mannschaft des kroatischen Trainers Branko Ivanković nur mit einem Tor Unterschied. Gegen Australien gab es sogar ein 2:2.

Die Planungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sahen zunächst vor, die Tage zwischen dem letzten Spieltag vor der Winterpause und der Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu verbringen, inklusive eines Testspiels gegen deren Nationalmannschaft.

Die VAE wollten jedoch in Abu Dhabi spielen, Bundestrainer Flick aber nicht vom ausgesuchten Quartier in Dubai die etwa 140 Kilometer lange Strecke hin- und zurückfahren. So kam es zu leichten Verstimmungen zwischen den beiden Verbänden. Der DFB entschied sich für den Oman, die VAE werden nun am Mittwoch gegen Argentinien spielen. Die Chancen, diese Partie gegen die Mannschaft mit Superstar Lionel Messi zu besseren Konditionen als gegen Deutschland zu vermarkten, dürften gut sein.

Reichtum dank Öl, Migranten werden ausgebeutet

Die Auswahl des DFB wird gegen den Oman im "Sultan Qaboos Sports Complex" spielen. Das Stadion ist benannt nach dem Sultan Qaboos bin Said, der das Land auf der Arabischen Halbinsel von 1970 bis zu seinem Tod 2020 als Monarch führte. Sein Nachfolger ist Haitham ibn Tariq, der Cousin des heute noch hoch verehrten Sultans Qaboos.

Am 18. November ist Nationalfeiertag. Deshalb ist alles in den Nationalfarben beleuchtet.

Der muslimisch geprägte Oman mit seinen etwa 5,2 Millionen Einwohnern, von denen gut 1,3 Millionen in Maskat leben, ist eine absolute Monarchie. Das Parlament hat nur beratenden Charakter. Der Oman entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten schneller als viele andere Länder und kam dank der Ölvorkommen zu einigem Reichtum. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung stammt aus dem Ausland, sehr viele aus Indien und von den Philippinen.

Nicht-Regierungsorganisationen klagen an, dass die Migranten - wie in Katar - auch heute noch ausgebeutet werden. Frauen werden nach einem Bericht von Amnesty International weiter extrem benachteiligt, im Vergleich zu Staaten wie dem Nachbarn Saudi-Arabien soll es ihnen aber besser ergehen.

DFB-Team verpasst Nationalfeiertag

Schon am späten Donnerstagvormittag - und damit einen Tag früher als zunächst geplant - wird die deutsche Mannschaft nach Katar fliegen. Damit verpasst die Delegation den Nationalfeiertag im Oman um ein paar Stunden. Der 18. November war der Geburtstag von Sultan Qaboos. Der Tag wird sehr groß gefeiert, mit Musik und Tanz.

Schon jetzt ist die Stadt Maskat in die Nationalfarben Weiß, Rot und Grün getaucht. Nahezu jede Palme auf dem Weg vom Flughafen in die City ist mit Lampen behängt. Viele der zahlreichen und sehr großen Malls werden zudem mit den Nationalfarben angestrahlt. Dass der Oman zu den Ländern mit dem höchsten Energieverbrauch pro Kopf gehört, hat aber mehr mit der Ölindustrie zu tun, die sehr viel Energie frisst.