Kaiserslautern-Trainer Friedhelm Funkel und Jean Zimmer umarmen sich nach Abpfiff

Mit Kaiserslautern im Pokalfinale Friedhelm Funkel - aus der Rente nach Berlin

Stand: 03.04.2024 12:53 Uhr

Die Trainer-Karriere von Friedhelm Funkel schien eigentlich schon beendet. Jetzt ist der 70-Jährige mit dem 1. FC Kaiserslautern ins Finale des DFB-Pokals eingezogen. Ein Rückblick auf eine imposante Laufbahn.

Von Frank van der Velden

Am 10. Dezember 2023 war Friedhelm Funkel auf Fuerteventura. Mit Freunden und Familie feierte er auf der kanarischen Ferieninsel seinen 70. Geburtstag.

Arnd Zeigler interviewte den Trainer an jenem Tag in seiner  WDR-Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs". Funkel nahm sich gerne die Zeit, er redet gerne über Fußball, war entspannt, es ging ihm gut bei 24 Grad, er genoss sein "Rentnerdasein".

Funkel: "Das ist unfassbar"

Denn Funkel war damals ohne Job. Im April 2021 hatte er für acht Spiele als "Feuerwehrmann" den 1. FC Köln übernommen und vor dem Bundesliga-Abstieg gerettet. Ende Juni machte er dann Platz für den neuen Trainer Steffen Baumgart. Damals schien Funkels lange Karriere beendet. Und zweieinhalb Jahre später, an seinem 70. Geburtstag, war er tatsächlich bei Fans und Klubs aus dem Fokus geraten.

Vor diesem Hintergrund ist es schlichtweg spektakulär, dass Funkel am 24. Mai mit dem 1. FC Kaiserslautern als Trainer im Finale um den DFB-Pokal steht. Die "Roten Teufel" stoppten am Dienstag (02.04.2024) den Favoritenschreck 1. FC Saarbrücken und zogen ins Endspiel von Berlin ein. Dort geht es dann gegen Bayer Leverkusen oder Fortuna Düsseldorf, die am Mittwoch das zweite Halbfinale bestreiten. "Das ist unfassbar. Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten", sagte Funkel nach dem Finaleinzug am ARD-Mikrofon.

In Erinnerung gebracht

Rückblick: Im Interview mit Arnd Zeigler hatte sich Funkel an seinem Geburtstag in Erinnerung gebracht und so ein wenig die Werbetrommel für sich gerührt. Er sei zuletzt das ein oder andere Mal als Experte am Spielfeldrand gewesen und habe "Grasgeruch" gespürt. "Das war wunderbar", sagte Funkel damals und erklärte dann, dass er eventuell nochmal einen Trainerjob übernehmen würde, wenn es denn ein Anfrage gebe.

Und die kam dann tatsächlich auch. Mitte Februar, nach dem 21. Spieltag der 2. Bundesliga, verpflichtete der 1. FC Kaiserslautern Funkel als Coach. Das Team vom Betzenberg war da gerade auf den Relegationsplatz abgerutscht und akut vom Abstieg bedroht.

Schon als Spieler in Kaiserslautern

Kaiserslautern und Friedhelm Funkel, das ist eine ganz besondere Beziehung. Zwischen 1980 und 1983 spielte der gebürtige Neusser für die Pfälzer in der Bundesliga - und das überaus erfolgreich, denn Lautern war damals ein Spitzenklub. 1981 stand der torgefährliche Mittelfeldspieler mit Lautern im Pokalfinale, das gegen Eintracht Frankfurt allerdings verloren ging. Den Pokal gewann Funkel dann aber vier Jahre später mit Bayer Uerdingen.

Funkels fünftes Finale

Auch als Trainer stand Funkel schon zweimal im Endspiel. 1998 mit dem MSV Duisburg (1:2 gegen Bayern München) und 2006 mit Eintracht Frankfurt (0:1 gegen Bayern München) musste er allerdings Niederlagen einstecken. Das Finale am 25. Mai ist also sein insgesamt fünftes.

Seit mehr als 50 Jahren dabei

Funkels Karriere ist ohnehin imposant. Seit 1973, also seit mehr als 50 Jahren, ist er im Profi-Fußball. Nach seiner Spielerkarriere in Kaiserslautern und Uerdingen trainierte er neben dem MSV Duisburg, dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt auch Hansa Rostock, Hertha BSC, den VfL Bochum, Alemannia Aachen, 1860 München und Fortuna Düsseldorf. Und natürlich auch Uerdingen und jetzt eben Kaiserslautern.

Als Spieler und Trainer kommt Funkel auf mehr als 1.400 Pflichtspiele. Er ist der einzige Trainer im deutschen Fußball, der sechsmal mit einer Zweitligamannschaft in die Bundesliga aufgestiegen ist. Funkel gilt damit als erfolgreichster Zweitligatrainer. Schon die Tatsache, dass er 1981 als Spieler und 43 Jahre später als Trainer mit Kaiserslautern im Pokalfinale steht, ist sensationell.

Mission Klassenerhalt

Doch jetzt geht es darum, nicht abzusteigen. Aktuell steht Lautern da, wo Funkel das Team übernahm - auf dem Relegationsplatz. Sollten die Pfälzer am Ende tatsächlich in die Relegation müssen, steht ihnen ein heißer Mai mit drei Spielen in acht Tagen bevor.

"Das wäre aber immer noch besser, als direkt abzusteigen", sagte Funkel: "Meiner Ansicht nach ist es ganz wichtig, nicht als Absteiger nach Berlin zu fahren. Wir wollen das mit allen Mitteln verhindern. Der Klassenerhalt ist viel, viel wichtiger als ein Pokalsieg."

Kurios: Den bisher letzten Triumph im DFB-Pokal holten die "Roten Teufel" im Jahr 1996 eine Woche nach dem ersten Abstieg aus der Bundesliga. "Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen", sagte Funkel. So bleibt für den Trainer zu hoffen, dass ihm der Klassenerhalt gelingt und er das Endspiel dann auch in vollen Zügen genießen kann. Zu gönnen wäre es ihm.