Bayern-Fans fragen in Anderlecht: "Kriegt ihr den Hals nicht voll?"

Europapokal UEFA schließt Schlupflöcher bei Ticketpreisen für Gästefans

Stand: 30.08.2023 15:42 Uhr

Gästefans haben in den drei Europapokalwettbewerben oft mehr zahlen müssen als eigentlich vorgesehen - entsprechende Schlupflöcher will die UEFA nun schließen.

Immer wieder waren Fans von Gastvereinen in der Champions League, der Europa League und der Conference League überhöhten Ticketpreisen ihrer Gastgeber ausgesetzt.

Die bisherigen Regularien sehen folgende Maßgaben vor:

  • 5 Prozent der Karten müssen Gästefans zur Verfügung stehen (in der Bundesliga sind es 10 Prozent).
  • Die Preisobergrenze für Gästefans beträgt 70 Euro in der Champions League, 45 Euro in der Europa League und 35 Euro in der Conference League.
  • Einschränkung: Die Ticketpreise für Gästefans dürfen die Preise der Karten für Heimfans in einer "vergleichbaren Kategorie" nicht übersteigen.

Doch manche Klubs fanden Schlupflöcher.

Die Lücke im Regelwerk: Rabatte nur für Heimfans

Einige Vereine gewährten ihren eigenen Fans in der Vergangenheit Rabatte, die sie Gästefans vorenthielten. Beispielsweise wurde von Heimfans mit Dauerkarten, für Mitglieder oder wenn Karten für mehrere Spiele im Paket verkauft wurden, weniger Geld verlangt als von den Gästen, obwohl ihre Karten in derselben Kategorie lagen. Das war durch Ausnahmeregelungen bisher ausdrücklich von den Regularien gedeckt.

Diese Lücken schließt die UEFA nun, die Ausnahmen werden im Europapokal abgeschafft. Das Fanbündnis Football Supporters Europe (FSE) hatte sich dafür eingesetzt, nach Verhandlungen zwischen UEFA, FSE und der Klub-Vereinigung ECA kam es nun zu den neu formulierten Regeln. In einem Rundschreiben der UEFA an alle Nationalverbände heißt es: "Die neue Formulierung gilt ab sofort." Sie werde für alle Spiele der Saison 2023/24 angewendet.

"Kriegt ihr den Hals nicht voll?" Preise für Gästefans waren oft Streitpunkt

Die Preisgestaltung für Gästefans sorgte im Europapokal immer wieder für Unmut. Im Februar 2022 spielte Bayern München in der Champions League bei Red Bull Salzburg. Während Salzburger Fans hinter dem Tor 30 Euro zahlten, wurden von den Bayern-Fans auf der anderen Seite 60 Euro verlangt. Die UEFA kündigte eine Prüfung an - ihre 30 Euro zurück bekamen die Bayern-Fans nie.

Beim RSC Anderlecht mussten Bayern-Fans zunächst 100 Euro für eine Karte bezahlen. Die Bayern-Fans reagierten mit Spruchbänden ("Kriegt ihr den Hals nicht voll?") und warfen Fake-Geldscheine in den Innenraum. Die UEFA bestrafte die Bayern für das Verhalten der Fans mit einer Strafe von 20.000 Euro, entschied aber außerdem, dass Anderlecht 30 Euro pro Karte zurückzahlen muss, weil der Preis für die Gästefans ungleich höher war als bei den Heimfans.

Auch der "Preiskrieg" zwischen Manchester und Sevilla führte zur Obergrenze

Zu einem regelrechten "Preiskrieg" kam es Anfang 2018 zwischen Manchester United und dem FC Sevilla. Nachdem Sevilla von Manchesters Fans zwischen 100 und 150 Euro gefordert hatte, subventionierte United seine Fans beim Kauf der Karten. Als Retourkutsche und zur Finanzierung dieser Maßnahme schröpfte aber Manchester gleichsam Sevillas Fans mit Kartenpreisen von 100 Euro - die aber der falsche Adressat für den Unmut waren.

100 bis 150 Euro Eintritt: Manchesters Fans 2018 beim FC Sevilla

100 bis 150 Euro Eintritt: Manchesters Fans 2018 beim FC Sevilla

Der Konflikt war ein Auslöser für die Einführung einer Preisobergrenze, auf die sich die UEFA und die Klub-Vereinigung ECA zur Saison 2019/20 einigten. Doch auch die Obergrenze von 70 Euro in der Champions League wird von vielen Fans als zu hoch kritisiert. "70 Euro? Fuck you" - diese Botschaft hinterließen Bayern-Fans 2022 an einer Plexiglasscheibe des Stadions von Viktoria Pilsen, nachdem sie dort den Maximalpreis zahlen mussten. Die UEFA verhängte daraufhin eine Strafe von 15.000 Euro gegen die Bayern.

Klare Ansage: Bayern-Fans in Pilsen zur Preisobergrenze von 70 Euro in der Champions League

Klare Ansage: Bayern-Fans in Pilsen zur Preisobergrenze von 70 Euro in der Champions League

Conference League wird teilweise günstiger

Neben dem Ende der Schlupflöcher bieten die neuen Regeln eine weitere Verbesserung für Fans. Die Preisobergrenze in der Conference League wird ab der Saison 2023/24 von 35 auf 25 Euro gesenkt.

Hintergrund ist, dass in keinem Spiel die günstigste Karte teurer sein soll als die günstigste Karte im Finale. Und in der Conference League kosteten im Endspiel die günstigsten Tickets 25 Euro.

Fans von West Ham United beim Finale der Conference League 2023 in Prag

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