Fußball | Champions League FC Bayern in der Champions League - Gedanken an das Undenkbare

Stand: 12.04.2022 10:26 Uhr

Vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Villarreal muss der FC Bayern um das Weiterkommen bangen. Es geht auch um die Frage, was bleiben wird von der ersten Nagelsmann-Saison.

Da saß also Julian Nagelsmann und verglich seine Fußballer mit Hunden. "Jetzt waren die Spieler zwei, drei Tage an der Leine, nicht mal eine Langlaufleine, sondern eine sehr kurze - jetzt muss ich nur noch diese silberne Schnalle aufmachen und dann müssen sie laufen", sagte Nagelsmann bei der Pressekonferenz vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag (12.04.2022) gegen den FC Villarreal.

Die Hoffnung in München ist nun, dass seine Spieler nicht wie im Hinspiel wie Welpen über das Grün rennen, begeistert von sich selbst, aber harmlos und mitunter ohne Plan.

Neuer über Hinspielniederlage: "Das wurmt uns"

Als die Bayern bei der Auslosung Villarreal zugelost bekamen, hatte man das in München wohl nicht ungern gesehen. Natürlich, der Klub hat in der vergangenen Saison die Europa League gewonnen, doch Villarreal ist eben nicht Real Madrid, Manchester City oder der FC Liverpool.

Wie unangenehm es sich gegen diese Mannschaft aus der Region Valencia spielt, das haben die Bayern im Hinspiel erfahren. Villarreals Defensive stand tief und verteidigte mit Akribie, und das Umschaltspiel war beeindruckend. Die Niederlage für die Bayern hätte höher ausfallen können als nur 0:1. Der Kapitän Manuel Neuer sagt: "Mit uns ist nicht zu spaßen, wenn wir so ein Spiel verloren haben. Das wurmt uns."

Es war die erste Auswärtsniederlage in der Champions League für den FC Bayern nach 25 ungeschlagenen Spielen. Damals, im September 2017, hatten die Bayern gegen PSG verloren. Trainer von Paris war damals Unai Emery, heute verantwortlich für den FC Villarreal. Gegen die Bayern coacht Emery besonders gerne.

"Mia san a Rätsel" statt "Mia san Mia"

"Wir haben viele Fehler gemacht im Hinspiel. Sie haben einen gemacht, dass sie uns am Leben gelassen haben - und das sollten wir bestrafen", sagte Nagelsmann. Einfach wird das nicht. Das Fehlen von Nationalspieler Niklas Süle (Grippe) ist eher nicht das größte Problem.

Zuletzt hatten die Bayern in der Bundesliga gar Mühe mit dem FC Augsburg, es erinnerte wenig an die beeindruckenden Leistungen der vergangenen Monate. Die Defensive sprach wenig und machte Fehler, und in der Offensive suchten sie Lücken und fanden sie nicht. Nur Robert Lewandowski traf - per Strafstoß.

"Mia san a Rätsel", so titelte die "Süddeutsche Zeitung", es war natürlich eine Anspielung auf das Selbstverständnis des Klubs. Es war aber auch eine gelungene Zustandsbeschreibung der jüngsten beiden Pflichtspiele der Bayern.

Diamanten, Druck, Hitze - ein gefährliches Gemisch

Und nun, vor dem Rückspiel, sind da plötzlich Gedanken an das, was man eigentlich für undenkbar gehalten hatte. Dass der FC Bayern nämlich tatsächlich gegen das kleine Villarreal ausscheiden könnte. Dann wäre die erste Saison von Julian Nagelsmann als Trainer der Bayern keine erfolgreiche, auch der zehnte Meistertitel in Folge würde daran nichts ändern. Zumal der Klub ja bereits im DFB-Pokal früh gescheitert war.

Mit dem Druck immerhin, da ist sich Nagelsmann sicher, können seine Spieler umgehen. Manchmal sei ein "besonderer Reiz, ein besonderer Druck" gar hilfreich, sagte Nagelsmann, "um auch eine besondere Leistung herauszukitzeln."

Weil es gerade so schön passte, sprach er dann auch gleich noch über Edelsteine. Der Kader der Bayern ist ja einer, in dem es funkelt, doch zuletzt war der Eindruck ein trüber. Nagelsmann sagte: "Bei hohem Druck entstehen ja auch Diamanten, vielleicht entsteht bei uns ja auch ein glänzendes Spiel." Nun ist das mit der Entstehung von Diamanten so eine Sache. Es braucht nicht nur Druck, es muss 300 bis 400 Kilometer unter der Erde auch heiß sein, wirklich heiß.

Sichtbar werden Diamanten übrigens erst, wenn Druck und Hitze zu einer Explosion geführt haben und Lava die begehrten Steine an die Erdoberfläche spült. Auf ein solches Spektakel könnten sie in München vermutlich gut verzichten.