Fußball | Champions League Noch einmal wie 1999 – Bayern-Gegner Dynamo Kiew

Stand: 29.09.2021 12:05 Uhr

Mehr als zwei Jahrzehnte ist die bislang letzte Partie zwischen Bayern München und Dynamo Kiew her. Vor dem Zusammentreffen in der Champions League gibt man sich bei Dynamo vorsichtig-selbstbewusst.

Das Motto von Dynamo Kiew strahlt Selbstbewusstsein aus: "Wir sind Kiew" – ein passendes Pendant zum "Mia san Mia" der Bayern. Als einzigartig und legendär – so sieht man sich beim ukrainischen Hauptstadtklub.

Box-Weltmeister Vitalij Klitschko, Bürgermeister von Kiew, macht keinen Hehl aus seiner Liebe zu dem Verein: "Der Klub Dynamo wurde im Mai 1927 gegründet. Dynamo hat uns, den treuen Fans, viele Emotionen geschenkt und uns erlaubt, Teil der Legende zu sein. Der Klub ist für immer in die Geschichte der Siege Kiews und der Ukraine eingegangen.“

Die Historie ist beeindruckend: 13 Mal wurde der Klub sowjetischer Meister, seit 1993 stehen 16 ukrainische Titel auf der Habenseite. 1975 und 1986 gewann Dynamo Kiew den Europapokal der Pokalsieger. Der Klub hat viele Fußballlegenden wie die Stürmerstars Oleg Blochin oder später Andrij Schewtschenko hervorgebracht.

Schmahgesänge gegen Putin keine Seltenheit

Dauerrivale in der ukrainischen Liga ist Schachtjor Donezk. Der Verein spielt wegen des seit sieben Jahren anhaltenden Krieges in der Ostukraine nicht in seinem eigenen Stadion und ist ausgerechnet auf das Stadion von Dynamo Kiew ausgewichen: das Olimpijskyj-Stadion in Kiew.

Der anhaltende Konflikt mit Russland färbt auch auf den Fußball ab. Schmähgesänge gegen den russischen Präsidenten Putin sind beim Klub aus Kiew keine Seltenheit. Die Ultras von Dynamo sind dem rechtsextremen Lager zuzuordnen. Um Ausschreitungen möglichst zu verhindern, hat die UEFA russische und ukrainische Teams auf nationaler und auch auf Klub-Ebene getrennt.

1999 im Halbfinale gegen Bayern

In der Gruppe E der Champions-League trifft Kiew auf Benfica Lissabon, den FC Barcelona und den FC Bayern. Dynamo sieht sich nicht in der Favoritenrolle. Mit einem 0:0 startete Kiew gegen Benfica Lissabon.

Grigori Surkis, Politiker, Geschäftsmann und ehemaliger Präsident des ukrainischen Fußballverbandes, hält Überraschungen aber nicht für ausgeschlossen. Er sagt: "Es gab in der Vergangenheit viele tolle Momente, als wir zum Beispiel schon einmal mit Barcelona in einer Gruppe waren und gewannen."

Auch an eine andere Partie hat Surkis noch genaue Erinnerungen: "Ich erinnere mich auch an das Halbfinale 1999 gegen die Bayern. Aber lassen sie uns nicht von Träumen sprechen." Damals gab es in Kiew ein 3:3 – erst im Rückspiel in München unterlag Kiew knapp mit 0:1 und verpasste so das Finale.

Erster Meistertitel seit fünf Jahren

Seit vergangenem Jahr ist der Rumäne Mircea Lucescu Cheftrainer bei Dynamo Kiew. Da er viele Jahre erfolgreich den Erzrivalen Schachtjor Donezk trainiert hatte, gab es bei seinem Wechsel massive Proteste der Dynamo-Fans.

Lucescu legte daraufhin sogar zwischenzeitlich sein Amt nieder, machte dann aber doch weiter und holte in diesem Jahr nach einer fünfjährigen Durststrecke die Meisterschaft für Kiew. Jetzt ist er endgültig angekommen.

Über seine Arbeit bei Dynamo sagte er kürzlich: "Mir gefällt es sehr, mit jungen Fußballern zu arbeiten. Mit Menschen, die etwas erreichen wollen und hungrig sind nach Siegen, Resultaten und Trophäen."

Und Lucescu weiß, wovon er spricht. Als Trainer hat er viele Titel gewonnen. Einer seiner größten Erfolge war der Gewinn des UEFA-Cups in der Saison 2008/2009 – als Trainer von Schachtjor Donezk.