Fußball | 2. Bundesliga 2. Bundesliga: Aufstiegskampf - was geht noch für die Verfolger?

Stand: 12.03.2022 16:17 Uhr

Vor dem Saisonendspurt führt ein Trio die 2. Fußball-Bundesliga an: Werder Bremen, Darmstadt 98 und der FC St. Pauli haben ein Polster zum 1. FC Nürnberg, dem Hamburger SV und dem FC Schalke 04 angelegt. Geht für die Verfolger noch was?

Von Christian Hornung, Christian Schulze

Die Ausgangslage

Den geringsten Druck hat der 1. FC Nürnberg. Sportchef Dieter Hecking hat nie den Aufstieg als Ziel ausgerufen, aber auch stets betont: "Wehren würden wir uns dagegen nicht." Für den HSV und die Schalker ist der Aufstieg hingegen ein Muss, vom eigenen Anspruch, vom Etat und vom Stolz auf die eigene Tradition her betrachtet sowieso. Die "Clubberer" haben aktuell bei noch neun ausstehenden Spielen sechs Punkte Rückstand auf die Plätze zwei und drei, noch einen Zähler dahinter hinken Hamburg und Schalke.

Die Situation beim 1. FC Nürnberg

Nürnberg hat Stehaufmännchen-Qualität bewiesen. Nach einem Zwischentief mit heftigen Niederlagen gelangen zuletzt drei Siege am Stück - darunter das für den Konkurrenten so schmerzhafte 2:1 gegen den Hamburger SV. Leicht wird es aber mit einem Blick auf das Restprogramm nicht: Der "Club" muss noch gegen das Top-Trio der Liga antreten, bei Werder und St. Pauli jeweils auswärts.

Coach Robert Klauß macht seine Mannschaft auf jedenfall nicht unnötig klein: "Euphorie, die von innen heraus entsteht, die soll man nie bremsen. Das ist wichtig. Wir wissen aber, wo wir herkommen. Wir wissen auch, dass wir vor einiger Zeit nach einer Niederlage hier zu Recht ausgepfiffen wurden. Wir können alles gut einordnen. Jetzt haben wir noch neun Spiele und wollen alles mitnehmen, was wir kriegen können. Dann werden wir am Ende sehen, was herauskommt. Unser Saisonziel ist Platz fünf bis acht. Wenn wir das erreicht haben, dann können wir über etwas Anderes reden."

Die Situation beim Hamburger SV

Wenn man es so richtig optimistisch betrachten möchte, dann ist sogar das Double noch drin: Direkter Aufstieg und Pokal-Triumph in Berlin. Aber besonders ärgerlich für die Hanseaten: An diesem Wochenende sind sie zum Zusehen gezwungen: Dem HSV stehen nach einem weiteren Corona-Fall nicht genügend Spieler gegen Erzgebirge Aue zu Verfügung. Die Partie wurde am späten Freitagabend noch abgesagt. Laut Spielordnung der DFL müssen einem Team mindestens 16 spielberechtigte Akteure angehören. Das ist beim HSV in diesen Tagen nicht gewährleistet.

In der Liga gab es zuletzt aber nichts zu feiern: Zwei Pleiten umrahmten den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Auf dem Papier hat der Hamburger SV den leichtesten Saison-Endspurt vor der Brust. In sieben der neun Spielen steht der jeweilige Gegner aktuell in der unteren Tabellenhälfte, viermal sogar im unteren Drittel.

Dass das aber gerade beim HSV gar kein Vorteil sein muss, haben die vergangenen drei Spielzeiten in der Zweitklassigkeit gezeigt. Das legendäre Heim-1:5 gegen den SV Sandhausen am 28. Juni 2020 dürften die selbst die größten Optimisten in Hamburg noch nicht komplett verdrängt haben.

Jonas Boldt, Sportvorstand Hamburger SV, muss schon ein paar Phrasen bemühen, um im Aufstiegsrennen weiter optimistisch zu wirken: "Ich werfe nach 25 Spieltagen nicht die Flinte ins Korn. Wir hören auch nicht auf, Fußball zu spielen. Ich kann die Tabelle lesen, das ist vollkommen in Ordnung. Es sind noch ein paar Spiele zu spielen und dann gucken wir, was am Ende dabei rauskommt."

An diesem Spieltag müssen sich die Hanseaten im heimischen Sessel zurücklehnen und die Liga vom TV aus mitverfolgen - anstatt selber eingreifen zu können.

Die Situation beim FC Schalke

So wenig bei Schalke derzeit sportlich los ist, so viel ist es mal wieder neben dem Platz. Sponsor-Trennung vom russischen Staatskonzern Gazprom, dann die Trainer-Entlassung von Dimitrios Grammozis und schließlich die Übergangs-Lösung Mike Büskens, der aber wie jetzt auch sein Sportdirektor Rouven Schröder an Corona erkrankt ist.

Die 3:4-Heimpleite gegen Abstiegskandidat Rostock zeigte auf, dass außer Simon Terodde kaum einer den ganz großen Ansprüchen gewachsen ist. Das Restprogramm ist hart: Duelle mit Abstiegskandidaten stehen zunächst an, im weiteren Verlauf hat Königsblau auch noch Bremen, St. Pauli und Darmstadt vor der Brust.

Interims-Coach Mike Büskens stellt sich seiner Verpflichtung als Ur-Schalker: "Hier geht es nicht um Mike Büskens, es geht um den Verein. Wir alle sind gemeinsam aufgefordert, die verbleibenden neun Spiele so erfolgreich wie möglich anzugehen." Schröder ergänzt: "Wir werden am 15. Mai wissen, ob das der richtige Zeitpunkt für einen Trainerwechsel war. Es war an der Zeit, einen Impuls zu setzen."