Fußball | 2. Bundesliga Mike Büskens - der "Neurofighter" bringt Schalke auf Kurs

Stand: 18.04.2022 13:33 Uhr

Der FC Schalke 04 ist auf Kurs in Richtung Bundesliga, aber noch lange nicht im Ziel. Trainer Mike Büskens hat mal wieder den Nerv des Klubs getroffen und Mannschaft wie Verein angezündet. Er ist weiter als "Neurofighter" gefragt.

Die Feier ist vorgezogen worden. Am 7. Mai steigt sie schon in Gelsenkirchen, beim Heimspiel des FC Schalke 04 gegen den FC St. Pauli. Olaf Thon rief sie zusammen, und die meisten haben zugesagt.

Thon war Kapitän der Mannschaft, die unter "Eurofighter" firmiert und am 21. Mai 1997 den UEFA-Cup im Elfmeterschießen bei und gegen Inter Mailand gewann. Ein Vierteljahrhundert ist das nun her, am 7. Mai wollen die "Eurofighter" das Jubiläum feiern.

Jede Menge Topspiele

Auf ein Telefonat konnte Thon verzichten, denn Mike Büskens ist ohnehin in der Arena. Er wird an der Seite stehen und die Mannschaft anleiten, die möglicherweise auch an jenem Abend schon etwas zu feiern hat. Spätestens am 15. Mai soll es aber soweit sein, dann steht der letzte Spieltag in der 2. Liga an.

Den FC Schalke 04 führt es dann zum 1. FC Nürnberg. Das Treffen der befreundeten Altmeister könnte ein spaßiger Sommerkick werden, aber auch ein nervenaufreibendes Duell unter dem Motto "wir oder ihr". Oder beide. Oder gar keiner.

Wer mag schon Prognosen treffen in dieser 2. Liga, in der noch so viele Topspiele anstehen, dass die Bundesliga vor Neid erblasst. Am Samstag (23.04.2022) etwa trifft der Tabellenführer FC Schalke 04 auf seinen ärgsten Verfolger, den SV Werder Bremen.

Der Saisonverlauf der Bremer ähnelt dem des FC Schalke, nur über eine längere Strecke. Mit dem neuen Trainer Ole Werner, der den mit einem gefälschten Impfpass aufgeflogenen Markus Anfang abgelöst hatte, startete Werder im Dezember eine Serie, die am 6. März nach einem knappen Heimsieg gegen Dynamo Dresden 28 von 30 möglichen Punkten aus den vorangegangenen zehn Spielen auswies. Werder war Spitzenreiter und somit Topfavorit auf den Aufstieg.

Nachfolger des farblosen Grammozis

Schalke hatte am 5. März ein Heimspiel knapp verloren, mit 3:4 gegen den FC Hansa Rostock. Es war bereits die achte Saisonniederlage. Die Hoffnung, sofort wieder in die Bundesliga aufzusteigen, war gering. Der Rückstand auf den zweiten Platz war mit sechs Punkten zwar noch erträglich, aber der Fußball war nach dem Konzept "Flanke von links, Abnahme Simon Terodde" unter dem farblosen Trainer Dimitrios Grammozis zu simpel gestrickt, um noch ein Feuer zu entfachen.

Also musste Schalke angezündet werden. Grammozis wurde beurlaubt, dessen Assistent Büskens von Sportdirektor Rouven Schröder zum Interimschef berufen. Interim ist so etwas wie ein dritter Rufname von Büskens, der gemeinhin "Mike" genannt wird, auf Schalke aber vor allem "Buyo".

Torwart auf Schalke war er auch schon

Francisco Buyo war Torwart, mit Real Madrid wurde er in den 80er- und 90er-Jahren sechsmal spanischer Meister.

Büskens war beim FC Schalke 04 schon vieles, auch schon mal Torwart. Als Jens Lehmann sich Anfang der 90er-Jahre in einem Bundesligaspiel verletzte und die Wechselmöglichkeiten schon ausgeschöpft waren, ging "Buyo" ins Tor, weil der im Training auch häufiger und gerne mal ins Tor gegangen war.

So erklärt es sich, dass Michael Büskens nach einem Torwart seines spanischen Lieblingsklubs benannt wurde, und nicht etwa nach José Antonio Camacho, der es auch gerne mal rustikal mochte und nie für einen anderen Verein als die "Königlichen" spielte.

Büskens ist Schalke, und Schalke ist Büskens

Das gilt für Büskens und den FC Schalke zwar nicht, aber in der Wahrnehmung ist Büskens Schalke und Schalke Büskens. Maloche, Ehrgeiz, Leidenschaft - die Werte, mit denen der FC Schalke angezündet werden kann und muss, verkörpert Mike Büskens.

Nur Garantien, die kann auch er nicht geben. Büskens als Interimslösung, das war nicht zwingend eine Erfolgsgeschichte. Auch deshalb gab es Zweifel, ob der gebürtige Düsseldorfer, inzwischen 53 Jahre alt, die richtige Lösung ist.

Motivator und Moderator

Dass die Schalker den 70 Jahre alten Peter Hermann ins Interimstrainerteam holten, zeigt, dass auch sie Bedarf sahen, Büskens auf fachlicher Seite Kompetenz an die Seite zu stellen. Hermann und der erst 39 Jahre alte Matthias Kreutzer sind die Fußballlehrer im Wortsinn beim FC Schalke. Büskens ist darüber hinaus der Motivator, der Moderator. Er muss den Nerv treffen, er ist der "Neurofighter" im Aufstiegskampf.

Das 5:2 beim SV Darmstadt 98 am Sonntag (17.04.2022) war der fünfte Sieg im fünften Spiel unter Büskens, wobei er sich in der ersten Partie in Ingolstadt (3:0) wegen einer Coronainfektion von Kreutzer als Chef hatte vertreten lassen müssen.

"Noch gar nichts erreicht"

"Wir konnten den Vorsprung ausbauen, aber wir wissen auch, dass wir noch gar nichts erreicht haben", sagte Büskens in Darmstadt. Es sei ein "langer, langer Weg" mit der komplett neu zusammengestellten Mannschaft gewesen, um an die Tabellenspitze zu kommen.

Der Weg zum Aufstieg ist auch noch lang, selbst wenn nur noch vier Spieltage anstehen. Gegen Bremen dürfte die Arena auf dem Berger Feld erstmals nach mehr als zwei Jahren wieder ausgelastet sein. Werder ist nach drei 1:1-Unentschieden hintereinander ein bisschen angeschlagen. Aber was heißt das schon in diesem engen Rennen?

Schalke ist dank Büskens auf Kurs, aber frühzeitig feiern darf er nur als "Eurofighter".