Spiel für Bochum gewertet Union wettert gegen DFB-Urteil nach Feuerzeugwurf
Das DFB-Sportgericht hat am Donnerstag (09.01.2025) dem Einspruch des VfL Bochum gegen die Wertung des Spiels bei Union Berlin stattgegeben und das Endergebnis auf 2:0 für den VfL festgelegt. Das eigentliche Spiel endete 1:1. Streitpunkt war ein Feuerzeugwurf.
Die Berliner haben Berufung eingelegt und kritisierten das Urteil scharf. Man sei in keiner Weise mit der Entscheidung einverstanden. "Und sie entspricht auch nicht unserer rechtlichen Einschätzung und unserem sportlichen Rechtsempfinden", sagte Kommunikations-Chef Christian Arbeit. Die Berufung wird in der Folge am Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes abgehalten.
Bereits am Donnerstag hatte Unions Präsident Dirk Zingler drastische Worte gewählt. "Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden. Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm, wird das nicht zu akzeptierende Werfen von Gegenständen aber nicht verhindern."
Wenn "die nutznießende Partei" ihre Schwächung selber erklären könne, so Zingler weiter, brauche es keine unparteiischen Schiedsrichter mehr und "dem Betrug beziehungsweise einem Schmierentheater" seien Tür und Tor geöffnet.
Konkurrenten stellen sich auf Seiten der Unioner
Heidenheims Boss Holger Sanwald stimmte nach dem Sieg von Heidenheim gegen die Köpenicker seinem Union-Kollegen zu. "Ich kann mit dem Urteil nichts anfangen und es nicht nachvollziehen, ich bewerte es als falsch", sagte er bei Sky: "Was der VfL Bochum da macht, ist ein Stück weit nach dem letzten Strohhalm greifen." Man erwäge juristische Schritte.
Kiels Sportgeschäftsführer Carsten Wehlmann wollte die Frage, ob der Klub in der Berufung Nebenkläger sein könnte weder bejahen noch verneinen. Hoffenheims Andreas Schicker meinte bei Sky: "Wir haben uns noch nicht dazu abgestimmt, aber ich habe eine klare Meinung, dass diese Urteile nicht in den Sport eingreifen dürfen. Tribüne sperren oder so okay, aber ein Eingriff in die Wertung ist fraglich."
Feuerzeug traf Bochums Torwart Drewes am Kopf
Bochums Torwart Patrick Drewes war im Spiel bei Union Berlin am 14. Dezember 2024 kurz vor dem Schlusspfiff von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden, konnte weiterspielen. Ein Fan hatte den Gegenstand Richtung Spielfeld geworfen.
Drewes musste mit Schwindel und Übelkeit ins Krankenhaus. Die Partie war für mehr als 25 Minuten unterbrochen. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Die Bochumer waren nach der Unterbrechung nur unter Protest wieder auf den Platz gegangen.
Außergewöhnliche Situation
Die Situation war außergewöhnlich: Ein Spieler konnte nicht weiterspielen, die Partie wurde aber regulär zu Ende gebracht. Hätte Schiedsrichter Petersen das Spiel abgebrochen, wäre die Lage klarer. So stand das Sportgericht vor einem schwierigen Fall.
Die Gesamtlage stellte das Gericht vor mehrere Fragen: Lag so kurz vor dem Schlusspfiff eine entscheidende Schwächung des VfL Bochum vor? Welche Bedeutung hat der offenkundige anschließende "Nichtangriffspakt" zwischen den Teams bei der Entscheidung? Torwart Drewes wurde zwar von dem Feuerzeug getroffen - aber war der Treffer wirklich folgenschwer?
Oberholz: "Kaum andere Möglichkeiten"
Nun urteilte das Gericht, attestierte dem Torhüter eine "eingeschränkte Spielfähigkeit". "Daraus hat sich eine Schwächung der Bochumer Mannschaft ergeben, die durch einen Berliner Zuschauer ausgelöst wurde und nach der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB damit Union Berlin zuzurechnen ist", sagte der Vorsitzende Stephan Oberholz.
Schwere Verstöße gegen die Fußball-Rechtsordnung, wie in diesem Fall, müssten eine eindeutige spieltechnische Rechtsfolge nach sich ziehen, sagte Oberholz. "Dies kann nur eine Spielwertung zu Gunsten des geschädigten Vereins sein. Entscheidungen am grünen Tisch sind immer das allerletzte Mittel. Die Umstände ließen uns aber kaum andere Möglichkeiten. Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen."
In der Tabelle hat das bisherige Schlusslicht Bochum nun acht Punkte und ist wieder dicht dran an den rettenden Plätzen. Union Berlin, mit nun 16 Punkten im unteren Mittelfeld der Tabelle, hatte den Feuerzeugwerfer nach eigenen Angaben ermittelt, eine Anzeige erstattet und ein dreijähriges Stadionverbot ausgesprochen.