Fußball | Bundesliga Deshalb ist Hoffenheim in der Bundesliga jetzt so stark

Stand: 13.12.2021 13:15 Uhr

In der vergangenen Saison galt die TSG Hoffenheim als graue Maus in der Fußball-Bundesliga. Jetzt ist die Farbe im Spiel der Kraichgauer zurück.

In einer regionalen Tageszeitung überrascht eine Umfrage. Demnach trauen nur 3,7 Prozent der Leser und Leserinnen der TSG Platz eins bis vier zu. Ein Großteil, 40 Prozent, sehen die Hoffenheimer gerade mal auf Platz 12 bis 15. Mangelnde Zuversicht, die mit der Gegenwart nicht mehr viel zu tun hat. Denn die TSG mischt nach vier Siegen in Folge wieder oben mit.

Vertrauen. Geduld. Glaube

In anderen Klubs wäre der Trainer wahrscheinlich schon längst ausgetauscht worden. Hoffenheim hat an Sebastian Hoeneß festgehalten. Weil er in seiner Debütsaison zu selten die Chance hatte, sich als Fußballlehrer auszeichnen zu können. Zu oft war er als Krisenmanager gefragt. Im letzten Herbst gab es Spieltage, da war nicht die Frage, ob Hoffenheim gewinnen kann, sondern, ob die TSG genug Spieler haben würden, um überhaupt antreten zu können. Der Klub war extrem von Corona betroffen, dazu kamen immer wieder verletzungsbedingte Ausfälle.

Viele Gesichter - ein Erfolg

Wie immer wurde im Sommer gebibbert, ob die Leistungsträger nicht doch noch auf ein Last-Minute-Angebot anspringen und gehen würden. Aber Andrej Kramaric oder Florian Grillitsch oder auch Christoph Baumgartner sind noch da. Drei, die als bitterer Verlust gegolten hätten. Ihre Klasse ist unbestritten, aber unbestritten ist auch: die anderen haben aufgeholt. Das ein André Kramaric im Spiel gegen Frankfurt erst eine gute Viertelstunde vor Schluss eingewechselt wird, ist bezeichnend.

Alexander Rosen: Sportchef mit Händchen für den Erfolg

Die Grundlage für den Erfolg legen inzwischen also auch mal die anderen. Den einsamen Top-Torschützen Kramaric (2 Tore) gibt es in dieser Saison nicht. Top sind natürlich die beiden Tempomacher Ihlas Bebou (5) und Georginio Rutter (4) aber auch ein Diadié Samassekou (2) oder Dennis Geiger (2) tragen mit ihren Treffern zum Offensivpower bei. Das scheint ansteckend zu sein: David Raum und Chris Richards erzielten beim 2:1 Erfolg in Freiburg beide ihre Bundesliga-Premieren-Tore. Ein Bild, dass auch die Handschrift von Sportchef Alexander Rosen trägt: Mit dem erst 19-jährigen Rutter hat er ein Juwel entdeckt, bei Neu-Nationalspieler Raum war seine Überzeugungsarbeit erfolgreich.

Zusammen erwachsen gewachsen

Offensivspektakel mag in Hoffenheim nichts Neues sein. Neu ist aber, dass die Mannschaft die defensive Anfälligkeit immer besser in den Griff bekommt. Das Hoffenheimer Spiel ist deutlich mehr ins Gleichgewicht geraten. Führungen werden nicht einfach gehalten oder gar verspielt, die TSG sucht den Erfolg, mutig und selbstbewusst. "Das Tabellenbild ist das Zeugnis einer guten Entwicklung", sagt Trainer Sebastian Hoeneß. Mit gesundem, mit gewachsenem Selbstbewusstsein.

Internationale Spiele als Ziel

Auf Ziele angesprochen sprang ihm dieser Tage Torwart Oliver Baumann bei: "Da muss ich für die Medien natürlich ein bisschen aufpassen", begann er vorsichtig, "aber ich habe immer gesagt, dass die internationalen Spiele Kindheitsträume sind."

Oliver Baumann hat die großen Erfolge mit Hoffenheim schon erlebt. Aber die zwölf Europapokalspiele mit der TSG sind scheinbar noch lange nicht genug. "Ich möchte hier einfach weiter erfolgreich sein", sagte der 31-Jährige, als er in der letzten Woche seinen Vertrag vorzeitig bis 2024 verlängerte.

In der anfangs genannten Tageszeitung ist die Abstimmung übrigens weiter offen. Es würde nicht überraschen, wenn die Zuversicht wieder deutlich größer wird. Zurecht.