Karim Adeyemi (l.) wird im Spiel gegen VfL Bochum im Strafraum gefoult

Nach Fehlentscheidung gegen den BVB Diskussion über "Challenge" flammt neu auf

Stand: 05.05.2023 16:21 Uhr

Nach der Fehlentscheidung beim Bundesligaspiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund flammt die Diskussion neu auf, ob Fußballtrainer die Möglichkeit der "Challenge" erhalten sollen.

"Ich hätte auf jeden Fall Gebrauch davon gemacht", sagte Dortmunds Trainer Edi Terzic am Freitag (5.5.2023). "Man sollte alles afür tun, dass man Fehlentscheidungen vermeidet. Und wenn es das ist, was uns hilft, dann sollte man definitiv darüber nachdenken."

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In anderen Sportarten ist es bereits üblich, dass Schiedsrichter gezwungen werden können, strittige Szenen am Monitor neu zu bewerten.

Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln, hatte sich im Fachmagazin "kicker" auch dafür ausgesprochen: "In solchen Fällen, in denen offensichtlich klare Fehlentscheidungen getroffen werden, sollten Trainer diese Möglichkeit bekommen. Pro Halbzeit einmal wäre sinnvoll."

Auch Schalkes Trainer Thomas Reis befürwortete eine Änderung im Zusammenhang mit dem Video Assistant Referee (VAR) im Fußball. Die "Challenge" könne "eine Möglichkeit sein". Es gehe darum, "Abläufe zu optimieren".

Beim Spiel von Meisterschaftskandidat Borussia Dortmund am Freitag (28.04.2023) hatte der Bochumer Abwehrspieler Danilo Soares Karim Adeyemi im Strafraum eindeutig gefoult, was später auch Schiedsrichter Sascha Stegemann einräumte. Der Referee hatte dies allerdings live anders bewertet und wurde vom Video-Assistenten weder korrigiert noch dazu aufgefordert, sich die Szene noch einmal selbst am Spielfeldrand anzusehen.

Die Dortmunder reagierten auch wegen eines vermeintlichen strafbaren Handspiels im Bochumer Strafraum und eines angeblichen Fouls vor dem 1:0 des VfL erbost, Sportdirektor Sebastian Kehl behauptete gar: "Heute ist es hier nicht mit rechten Dingen zugegangen."

Brych: "Eine Challenge würde nichts bringen"

Gegen eine "Challenge" sprach sich Felix Brych aus. In der Sendung "Blickpunkt Sport" des Bayerischen Rundfunks sagte der Bundesliga-Schiedsrichter: "Ich glaube, eine 'Challenge' würde nichts bringen." Das Problem würde dadurch nur "verlagert", zudem fehle dem sogenannten Videobeweis die Akzeptanz. Er werde beim Fußball immer noch von vielen abgelehnt, im Gegensatz zu den Anhängern anderen Sportarten.

Die "Challenge" beim Tennis etwa ist längst akzeptiert, sie profitiert aber auch davon, dass es immer um Schwarz-Weiß-Entscheidungen geht.

Abhängig vom Weltverband

Diskussionen über die Einführung einer "Challenge" sind so alt wie der VAR, der in Deutschland zur Saison 2017/18 eingeführt wurde. Noch zu Beginn der laufenden Spielzeit hatte Jochen Drees, ehemaliger Schiedsrichter und inzwischen Innovations-Leiter beim DFB, gesagt: "Ich stehe der Diskussion über Verbesserungen und Entwicklungen im Bereich des Videoassistenten grundsätzlich immer offen gegenüber." Allerdings sei der deutsche Verband auch abhängig vom Weltverband: "Wir sind aber auch dran gebunden, was die FIFA uns vorgibt. Dort wird die Einführung einer Challenge-Option aktuell nicht verfolgt."

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Italiens Fußball-Verband FIGC hatte die Einführung einer Challenge bereits 2020 vorgeschlagen, diese war vom International Football Association Board (IFAB) aber abgelehnt worden. "Es wird alles vom Videoassistenten überprüft. Wie soll ein Trainer das besser erkennen? Die Schiedsrichter sind Experten im Regelwerk, die Trainer nicht", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud damals bei sportschau.de.

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