Lars Stindl jubelt nach seinem Tor gegen den 1.FC Köln

Gladbach schlägt Köln Stindl setzt im Derby die Zeichen

Stand: 10.10.2022 12:12 Uhr

Dass Borussia Mönchengladbach ein emotionales Derby in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Köln am Sonntag (09.10.2022) mit 5:2 klar gewonnen hat, lag auch an den entscheidenden Zeichen, die Gladbachs Kapitän Lars Stindl setzte.

Von Christian Hornung (Mönchengladbach)

Um die ganz besondere Bedeutung dieses Duells zwischen den Rhein-Rivalen (obwohl Gladbach eigentlich gar nicht am Rhein liegt, sondern nur an der Niers, aber das nur am Rande) nachzuvollziehen, reicht eigentlich schon ein Blick auf die beiden zurückliegenden Duelle im Borussia Park.

Schlimme Patzer von Rose und Hütter

Im Februar 2021 spielte Gladbach ganz oben und Köln ganz unten mit, da hatte Marco Rose eine sehr spezielle Idee. Ohne dass ihn die Terminhatz im Fußball dazu gezwungen hätte, warf er plötzlich den ganz wilden Rotor an, änderte sein Team auf gleich sieben Positionen und trat mit einer besseren B-Elf an. Köln mit dem schwer angeschlagenen Markus Gisdol auf der Bank fühlte sich zu Recht provoziert, nicht ernst genommen und gewann total verdient 2:1 - Rose hatte es sich daraufhin noch vor seiner Wechselbekanntgabe nach Dortmund komplett mit den eigenen Fans verscherzt.

Im Jahr darauf leistete sich auch sein Nachfolger Adi Hütter eine schwere taktische Panne gegen den FC, gab mit einer Dreierkette und zwei viel zu hoch agierenden Außen defensiv die Flügel frei. Köln gewann ohne großen Aufwand mit 3:1 - und Hütter war nach der Saison schon wieder Geschichte beim VfL.

"Habe ein Gefühl für das Limit"

An diese beiden Spiele erinnerte Gladbachs Kapitän Lars Stindl auch nach diesem 5:2 am Sonntag (09.10.2022) und sagte zur Sportschau: "Der Sieg jetzt war umso wichtiger, wenn man an unsere letzten 18 Monate zurückdenkt. Mir war es deshalb in der Anfangsphase auch ganz wichtig, die Kollegen richtig zu emotionalisieren. Es war am Limit, aber da habe ich glaube ich ein ganz gutes Gefühl für."

Ulli Schäfer, Sportschau, 09.10.2022 17:53 Uhr

Was Stindl mit dem "Emotionalisieren" meinte: Schon nach anderthalb Minuten hatte er sich mit einer überharten Grätsche an der Seitenlinie Gelb geholt, damit aber eben auch so ein Zeichen gesetzt, wie es Typen wie Stefan Effenberg und Mark van Bommel früher so gern machten. Das klingt ein wenig wie aus der Klamottenkiste des Fußballs, aber es gab dem Spiel tatsächlich eine Richtung.

Folgen für Kainz und Köln

Stindl räumte ein: "Man darf das nicht überziehen, natürlich habe ich auch Respekt vor dem Gegner. Aber es war wichtig." Köln sah sich nach Stindls Foul zu Gegenreaktionen genötigt, so holte sich dann auch Florian Kainz die Gelbe Karte ab, die kurz vor der Pause entscheidende Folgen hatte: Nachdem sein Arm im Strafraum im Gesicht von Jonas Hofmann landete, gab es Elfmeter für Mönchengladbach und den Platzverweis für Kainz.

Kölns Florian Kainz

Den Strafstoß verwandelte Ramy Bensebaini, doch das war aus Gladbacher Sicht doppelt glücklich. Der Algerier, der später auch noch das 4:1 erzielte und damit eine entscheidende Figur dieses Spiels wurde, hätte gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen.

Bensebaini hätte Rot sehen müssen

In der 38. Minute hatte Bensebaini böse mit der offenen Sohle gegen Dejan Ljubicic zugelangt, der anschließend verletzt ausgewechselt werden musste und nun mit einer Knieverletzung bis zum Jahresende ausfällt.

FC-Trainer Steffen Baumgart sagte später nachvollziehbarerweise. "Das war für mich neben dem Elfmeter und dem berechtigten Platzverweis für Florian eine von zwei Schlüsselszenen. Mit der Geschwindigkeit, unten Knöchel und oben Knie, das ist für mich mehr als eine Gelbe Karte."

Auch ein sportliches Zeichen

Dass Schiedsrichter Sven Jablonski hier Gnade vor Recht ergehen ließ und auch von VAR Daniel Schlager nicht an die Seitenlinie gebeten wurde, war dieses "Limit" von dem Stindl gesprochen hatte. Es hätte durchaus schiefgehen können, auch beim Ex-Nationalspieler selbst. Stindl leistete sich nach seiner frühen Verwarnung noch zwei weitere - allerdings nicht so gravierende - Fouls: Auch bei ihm hatten die Kölner während des Spiels einen Platzverweis gefordert.

Auch deshalb holte Gladbachs Trainer Daniel Farke seinen Kapitän schon in der 52. Minute vom Platz, obwohl der nur fünf Minuten zuvor auch ein entscheidendes sportliches Zeichen gesetzt hatte: Von Stindls Vollspannschuss zum 3:1 erholte sich der FC nicht mehr, hätte danach gegen die Gladbacher Überzahl sogar noch deutlich schlimmer untergehen können.

Thuram provoziert mit dem Modeste-Jubel

Allein Marcus Thuram hatte vier Großchancen, ehe er die fünfte zum 5:2-Endstand nutzte. Der Franzose provozierte danach die Kölner Fans, indem er den Modeste-Jubel mit einer imitierten Brille vor der Gästekurve aufführte. Das war eine Aktion, die irgendwie bemüht, fast albern wirkte. Aber sie bewies: Im Gegensatz zu den Desastern von Rose und Hütter wollte Gladbach dieses Derby auf keinen Fall erneut unterschätzen, sondern - sinnvolle oder auch weniger sinnvolle - Zeichen setzen.