Gianluigi Buffon

Vorschlag für mehr Tore Größere Tore? Das steckt hinter Buffons Idee

Stand: 05.01.2024 07:15 Uhr

Torhüter-Legende Gianluigi Buffon hat Überlegungen geäußert, das Tor beim Fußball zu vergrößern. Die Sportschau geht der Frage nach, ob das den Fußball attraktiver machen würde.

Von Jakob Schätzle

Sportarten und ihre Regeln werden immer wieder verändert und angepasst, davon ist auch der Fußball nicht ausgenommen. Im Laufe der Zeit wurde etwa das Elfmeterschießen eingeführt, die Gelb-Rote Karte oder zuletzt der Video Assistant Referee (VAR).

Manche Dinge ändern sich, andere wiederum bleiben gleich: Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten - und die Größe eines Fußballtores ist immer konstant.

Seit den Anfängen des Fußballs im 19. Jahrhundert sind die Maße eines Tores unverändert: Der Abstand zwischen den beiden Pfosten beträgt 7,32 Meter, die Höhe zwischen Rasen und Latte liegt bei 2,44 Metern. Diese anscheinend unverrückbaren Maße kennt Gianluigi Buffon selbstverständlich auch. Dennoch hat der ehemalige Welttorhüter nun laut über eine Veränderung der Tore nachgedacht.

Buffon schlägt größere Tore vor

In einem Interview mit der italienischen Sportzeitung "Tuttosport" sprach der 45-jährige Italiener über die Idee einer möglichen Vergrößerung der Tore und begründete dies mit der veränderten Größe der Torhüter: "Als ich 1998 anfing, gehörte ich zu den fünf größten Spielern der Serie A", sagte der 1,91 Meter große Buffon. "Letztes Jahr, als ich mit Parma in der Serie B spielte, war ich immer noch unter den fünf größten, aber von den 22 Spielern auf dem Platz."

Buffon: "Zwei-Meter-Torwart" erschwert das Toreschießen

Die Spieler und auch die Keeper wurden also größer, das Tor jedoch wuchs nicht mit. Nach der Anfangszeit des Fußballs, in der das Tor wahrscheinlich zu groß für die damaligen Torhüter gewesen sei, so Buffon weiter, habe es eine "Zeitspanne von 50, 60 Jahren" gegeben, in der die Maße zu der Größe der Torhüter passten.

Dass die Körpergröße jedoch weiter anstieg, führte aus der Sicht Buffons in der jüngeren Vergangenheit zu weniger Toren: "Vor dreißig Jahren hat man aus fünfzig Schüssen zehn Tore erzielt, heute sind es nur noch drei." Und weiter: "Aus der Ferne ist es viel schwieriger, gegen einen Zwei-Meter-Torwart ein Tor zu schießen." Muss sich also etwas ändern? Und liegt die Lösung für mehr Treffer und einen attraktiveren Fußball tatsächlich in einer Vergrößerung der Tore?

Blick in die Bundesliga: Entwicklung scheint Buffon Recht zu geben

Zunächst einmal: Einige Punkte spricht Buffon zu Recht an. Ein Blick in die europäischen Topligen zeigt, dass sich die durchschnittliche Toranzahl im Laufe der Zeit verringerte und die Größe der Torhüter gleichzeitig anstieg. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 lag die Durchschnittsgröße der in der Bundesliga zum Einsatz gekommenen Torhüter bei 1,91 Metern, 1972/73 war der durchschnittliche Bundesliga-Torwart noch 1,82 Meter groß.

In den vergangenen zehn Bundesliga-Spielzeiten wurden außerdem im Schnitt 3,01 Tore pro Partie erzielt, in den 1970er-Jahren waren es derer 3,34. Was nach einer vernachlässigbaren Differenz klingt, sind jedoch im Schnitt knapp drei Tore mehr pro Spieltag und hochgerechnet 100 Tore mehr pro Saison in den 1970er-Jahren als heute.

Doch die Anzahl der geschossenen Tore hängt von mehr ab als von Keeper- und Torgröße. Zum einen wurde der Fußball besser. Feldspieler fanden also im Laufe der Zeit vielfältigere und ausgefeiltere Mittel, um den gegnerischen Torwart zu überwinden, das räumt auch Buffon ein: "Die Torhüter sind größer, aber die Feldspieler sind schneller, unberechenbarer und schießen stärker." Auch die Technik habe sich verbessert.

Zum anderen lohnt sich ein Blick in den Frauenfußball, denn der legt die Vermutung nahe, dass Buffons Forderung nicht unbedingt in mehr Toren münden muss.

Was Buffon im Männerfußball anstrebt, ist im Frauenfußball bereits Realität

Aus dem Frauenfußball ist eine zu Buffons Überlegungen gegenteilig verlaufende Frage bekannt: Sollte man die Tore verkleinern? Torhüterinnen sind in der Regel kleiner als ihre männlichen Kollegen, müssen aber dasselbe Tor mit denselben Maßen hüten.

Heruntergebrochen auf die Körpergröße der Torhüterinnen, findet man im Frauenfußball also bereits das vor, was Buffon auch für den Männerfußball vorschlägt: ein kleineres Verhältnis zwischen der Körpergröße des Keepers und der Größe des Tores. Der Frauenfußball kann als Beispiel gesehen werden, welche Auswirkungen es hätte, wenn im Männerfußball die Tore vergrößert würden. Einige Fakten legen die Erkenntnis nahe: So groß wäre der Unterschied wohl nicht.

Statistiken zeigen: Mehr Tore sind durch größere Tore nicht unbedingt zu erwarten

Torhüterinnen müssen mit Blick auf ihre Körpergröße eine relativ gesehen größere Fläche abwehren als Männer. Eine Mary Earps, ihres Zeichens englische Nationaltorhüterin, entschärfte jedoch bei der WM 2023 rund 88 Prozent der Bälle auf ihr Tor - ein besserer Wert als bei den beiden Final-Keepern der Männer-WM 2022 (Emiliano Martinez: 54 Prozent, Hugo Lloris: 83 Prozent).

Bei der Frauen-WM des vergangenen Jahres blieb zudem in 55 von 64 Spielen mindestens eine Mannschaft und somit mindestens eine Torhüterin ohne Gegentor. Bei den Männern in Katar gelang dies lediglich in 39 Spielen. Stichwort Spektakel: Bei den Männern fielen trotz der "großen" Torhüter 172 Treffer in 64 Spielen, acht mehr als beim Turnier der Frauen.

Was bleibt also von Buffons Vorschlag? Ein mit Blick auf die Körpergröße größeres Tor bedeutet nicht automatisch ein Plus an Treffern. Würde das Tor vergrößert, hätte man ein ähnliches Verhältnis zwischen Torwartgröße und abzuwehrender Fläche wie aktuell beim Frauenfußball. Der jedoch zeigt: An der Abwehrmacht des Keepers ändert dieses Verhältnis nicht allzu viel.