Eishockey | WM Eishockey-WM: DEB-Team liegt voll im Soll

Stand: 17.05.2022 13:05 Uhr

Drei Spiele, zwei Siege - die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft erfüllt bei der WM in Finnland bislang die Erwartungen. Was läuft gut im DEB-Team, was noch nicht?

Eine Niederlage mit guten Ansätzen gegen den Gruppenfavoriten Kanada, eine starke Leistung und ein Erfolg gegen die Slowakei sowie ein Arbeitssieg gegen die Franzosen - das ist die erste Zwischenbilanz der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Finnland.

Das Tor zum Viertelfinale, dem Minimalziel, ist damit weit aufgestoßen für die Auswahl von Cheftrainer Toni Söderholm. Die Grundlagen für einen guten Turnierverlauf sind gelegt. Vor allem der Sieg gegen den Olympia-Dritten aus der Slowakei zeigte, welches Potenzial in der deutschen Mannschaft steckt.

Hohes Tempo ist möglich

"Das war extrem wichtig. Die Slowakei ist mit Sicherheit ein direkter Konkurrent. Denen drei Punkte abzunehmen, hilft ungemein - auch der Stimmung", sagte Routinier Moritz Müller. Es zeigte vor allem, dass die deutsche Mannschaft höchstes Tempo gehen kann. So hoch sogar, wie es Söderholm selbst noch nicht erlebt hatte in seiner Zeit als Chefcoach dieser DEB-Auswahl.

Es zeigte auch, wie sehr die drei Stars aus der NHL dieser Mannschaft helfen können: Torwart Philipp Grubauer, Verteidiger Moritz Seider und Offensivspieler Tim Stützle. Goalie Grubauer hielt mit einer Super-Leistung im Schlussdrittel den Sieg gegen die Slowaken fest.

Moritz Seider ragt heraus

Moritz Seider zeigte trotz seiner erst 21 Jahre, warum er im Vorjahr zum besten Verteidiger des Jahres in Schwedens erster Liga gewählt worden ist. Auch in seinem ersten NHL-Jahr bei den Detroit Red Wings überzeugte der junge Top-Spieler, gebürtig aus Zell an der Mosel und in Mannheim als Eishockeyspieler groß geworden. Nun ist er sogar ein Kandidat für den Rookie des Jahres in der NHL, der stärksten Liga der Welt.

Und auch Tim Stützle gab dem deutschen Team frische Impulse. Das sollte vor allem deutlich werden, als der Offensivmann aus Ottawa, der sein erstes großes Turnier für die deutsche A-Nationalmannschaft absolviert, im Spiel gegen Frankreich verletzungsbedingt nicht mehr dabei war und dem DEB-Team das hohe Tempo fehlte, das es gegen die Slowaken aufs Eis brachte.

Pföderl führt die Scorerliste an

Die drei allein hervorzuheben wäre aber zu kurz gegriffen, denn es war vor allem die mannschafliche Geschlossenheit, die das Team bislang nach vorne brachte. Aus dieser Geschlossenheit heraus glänzen konnte bislang Leonhard Pföderl von den Eisbären Berlin, der mit fünf Scorerpunkten derzeit die teaminterne Rangliste bei diesem Turnier anführt.

Es hätten freilich noch mehr Scorerpunkte sein können für Pföderl und Co., doch an der Abschlussschwäche krankte es - auch das eine Erkenntnis aus den ersten Partien. "Wir müssen noch konsequenter werden. Diese letzte Konsequenz in unseren Abschlüssen, das Ding wirklich über die Linie zu bringen, die fehlte", bemängelte Moritz Seider im Interview mit der Sportschau.

Wie geht es Tim Stützle?

Die große Frage beim DEB-Team ist nun: Wie geht es Tim Stützle? Gegen die Franzosen musste Stützle nach einem harten Check und einer Knieverletzung das Eis verlassen. Noch ist nicht klar, ob er in den nächsten Spielen eingesetzt werden kann.

Sollte Stützle tatsächlich ausfallen, wäre weitere Verstärkung aus Nordamerika umso wichtiger. Drei Plätze hat Söderholm offengelassen, um sein Team während des Turniers auffüllen zu können.

Reichel und Gawanke sind angefragt

Erste Kandidaten sind Lukas Reichel von den Rockford IceHogs und Leon Gawanke von den Manitoba Moose aus der zweitklassigen nordamerikanischen AHL. Beide sind mit ihren Klubs in den Playoffs ausgeschieden, der DEB nahm bereits Kontakt zu ihnen auf.

Leon Gawanke würde der deutschen Verteidigung noch mehr Tiefe bringen. Der 19-jährige Lukas Reichel ist ein schneller Linksaußen und brillanter Techniker und würde der Offensivreihe der deutschen Mannschaft ebenfalls gut zu Gesicht stehen bei den kommenden Aufgaben.

Ähnlich wie gegen Frankreich geht die deutsche Mannschaft auch gegen Dänemark am Donnerstag (19.05.2022) als klarer Favorit ins Spiel, auch wenn die Spieler selbst wie Moritz Seider vor der Stärke der Dänen - bislang ein hoher Sieg gegen Kasachstan (9:1) und eine hohe Niederlage gegen die Schweiz (0:6) - warnen.

Es folgen die Vorrundenduelle gegen Italien am Freitag und Kasachstan am Sonntag, die unbedingt gewonnen werden sollten. Im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz am Dienstag (24.05.2022) wird es dann wohl darum gehen, wer am Ende Zweite oder Dritter in der Helsinki-Gruppe wird. Das ist nicht unerheblich für das Viertelfinale, wo dann der jeweilige "Überkreuz"-Gegner auf das deutsche Team warten würde.