Basketball I NBA Joel Embiid in der NBA - ein Superstar hat seine Rolle gefunden

Stand: 16.04.2022 08:04 Uhr

Joel Embiid hat erst mit 16 Jahren angefangen, Basketball zu spielen. Inzwischen ist er einer der dominantesten Spieler der nordamerikanischen Profiliga NBA. In den Playoffs lastet ein enormer Druck auf ihm und den Philadelphia 76ers.

Joel Embiid hat Geschichte geschrieben. Dass ein Center die reguläre NBA-Saison als bester Scorer abschließt, ist zuletzt vor 22 Jahren Legende Shaquille O'Neal gelungen. Embiid ist die Lebensversicherung der Philadelphia 76ers. Er ist der beste und dominanteste Spieler im Team, das Gesicht der Franchise und der Liebling der Fans. Embiid beflügelt das, er genießt seine Rolle in Philadelphia, aber er weiß auch, dass die Stimmung schnell kippen kann.

Embiid ist Teil eines umstrittenen und viel diskutierten Plans. Vor zehn Jahren hatten die Philadelphia 76ers entschieden, einen kompletten Neustart hinzulegen. Sie schickten ihre Stars für Draft-Picks weg und spielten über Jahre – auch wenn sie es selbst so nicht gesagt haben – absichtlich schlecht, um noch mehr Picks zu sammeln. Für NBA-Fans, nicht nur in Philadelphia, war das eine Zumutung.

Eine schwierige Anfangszeit

Joel Embiid wurde in dieser Zeit, 2014, an dritter Stelle im Draft gezogen. Er verpasste die ersten beiden Saisons aufgrund einer Fußverletzung. In den Jahren danach war immer wieder zu erkennen, dass Embiid das Potenzial hat, ein Star in der NBA zu werden. Sein Problem: Eine Verletzung nach der anderen sorgte dafür, dass der 2,13 Meter große und 127 Kilogramm schwere Center nie konstant für sein Team da sein konnte.

Ein Vorwurf, den er sich immer wieder anhören musste, war, dass er seine Rolle als Anführer nicht ernst genug nehme. Embiid war zum Beispiel dafür bekannt, sich auffallend schlecht zu ernähren und oft nicht fit zu sein. Immer wieder berichteten Leute aus dem Umfeld, dass er zu viel Fast Food esse.

Embiid denkt nach Familientragödie ans Aufhören

Das Leben als NBA-Profi hatte in den ersten Jahren seiner Karriere keinen großen Stellenwert. Das schrieb Embiid vor zwei Jahren in einem Essay für das Magazin "Players' Tribune". Ein paar Monate, nachdem Embiid im Draft ausgewählt wurde, starb sein kleiner Bruder bei einem Autounfall. Embiid dachte in der Zeit darüber nach, seine NBA-Karriere sofort wieder zu beenden: "Es hatte nichts mit Verletzungen zu tun. Dein Körper regeneriert immer. Aber dein Herz? Das ist anders, das ist viel komplizierter."

Die Erwartungshaltung in Philadelphia, die Verletzungen, der Tod seines Bruders: Embiid hat viel Zeit gebraucht, um das einzuordnen und zu verarbeiten. Über die Jahre hat er sichtbar an seinem Mindset gearbeitet. Embiid will die Verantwortung übernehmen und sein Team zum Erfolg führen. Bis auf kleine Verletzungen stand er in dieser Saison konstant auf dem Feld und hat so dominant wie noch nie zuvor gespielt.

Embiid ist offensiv kaum zu stoppen

Embiids Bilanz nach der regulären Saison ist beeindruckend. Pro Spiel kam er auf 31 Punkte, zwölf Rebounds und vier Assists. Vor allem seine Vielfältigkeit zeichnet ihn aus. Über viele Jahre war er überwiegend direkt unter dem Korb sehr gefährlich. Mittlerweile trifft Embiid auch aus der Mitteldistanz und von der Dreierlinie gut. Das macht ihn unberechenbar. Embiid hat sich zu einem kompletten Spieler entwickelt und gehört zu den Favoriten auf den Titel des besten Spielers der Saison (MVP).

Die 76ers sind zum Erfolg verdammt

Die Philadelphia 76ers gehen als viertbestes Team in der Eastern Conference mit einem enormen Leistungsdruck in die Playoffs. Vor zwei Monaten haben die Sixers mit einem Trade für Aufsehen gesorgt, in dem sie einen ihrer jungen Stars und weitere Spieler für den deutlich älteren Superstar James Harden getauscht haben. Harden hat individuell viel erreicht, aber in den Playoffs seine Teams bisher nicht in die Finals führen können.

Embiid und Harden – darauf setzen die Fans in Philadelphia jetzt. Nach den langen Jahren des Neustarts und den vergangenen Saisons als gutes, aber nicht sehr gutes Team, ist der Druck groß, in diesen Playoffs weit zu kommen. Weniger als der Titel oder die Finals wäre wohl für die meisten in Philadelphia eine Enttäuschung.