Basketball | NBA-Playoffs NBA: Ein Hauch von 2011 bei den Dallas Mavericks

Stand: 16.05.2022 12:00 Uhr

Die Dallas Mavericks stehen in der NBA in den Conference Finals und wecken Erinnerungen an die große Ära mit Dirk Nowitzki. Neben Maxi Kleber bei Dallas darf auch Daniel Theis mit den Boston Celtics vom Meistertitel träumen.

Der Geist von 2011, dem Jahr des Titelgewinns, wurde bei den Dallas Mavericks häufig beschworen in den vergangenen Jahren. Am Sonntagabend (15.05.2022), in der Basketball-Arena von Phoenix, war ein Hauch davon tatsächlich wieder zu spüren: Dirk Nowitzki, der Anführer der legendären Meistermannschaft und heute im Management des Klubs, protokollierte während des Spiels bei Twitter "Let’s Go, Mavs!"-Rufe in der Halle.

An der Seitenlinie stand Jason Kidd, der Spielmacher des Nowitzki-Teams, der nun als Coach bei den Mavs arbeitet und dabei ein erstes kleines Meisterstück ablieferte: Mit dem deutlichen 123:90-Sieg im siebten Spiel bei den Phoenix Suns zogen die Mavericks ins Endspiel der Western Conference ein.

Mavericks - starkes Team neben Doncic

Dies ist eine Riesen-Überraschung, nicht nur, weil die Mavs das beste Team der regulären Saison auseinandergenommen hatten, in deren eigener Halle. Bei den Experten hatten zuvor auch die Zweifel deutlich überwogen, ob die Mavs ohne einen echten zweiten Superstar neben Luka Doncic tatsächlich reif für die großen Siege in den Playoffs wären. Ähnlich wie 2011, als sie eben "nur" mit Nowitzki in die Finals gingen, gegen Miamis Superteam um LeBron James und Dwyane Wade.

Doch wie Nowitzki kann sich auch Doncic, der aktuelle Anführer in Dallas, auf ein funktionierendes Team an seiner Seite verlassen, bei dem immer mal ein Spieler explodieren kann: Reggie Bullock etwa, der im sechsten Spiel gegen Phoenix, bei einem 2:3-Rückstand in der Serie, auf einmal einen Dreier nach dem anderen versenkte. Auch Jalen Brunson half mit 18 beziehungsweise 24 Punkten in Spiel sechs und sieben, das drohende Aus abzuwenden.

Vor allem Spencer Dinwiddie wurde bei den Mavs zum X-Faktor: In den entscheidenden Partien gegen Phoenix traf Dinwiddie mehr als 70 Prozent seiner Würfe - keiner war effektiver, auch nicht der überragende Doncic. Für Dinwiddie hatten die Mavs im Februar für viele unerwartet Starspieler Kristaps Porzingis ziehen lassen. Dies erwies sich bislang als echter Coup.

Kleber - als Distanzschütze in Dallas gebraucht

Einer von Doncics wichtigen Helfern ist auch nach wie vor Maxi Kleber: Der deutsche Nationalspieler hatte in dieser Saison zwar häufig Probleme mit seinem Wurf von jenseits der Dreipunktelinie, eigentlich seine große Stärke in der Offensive. In den Playoffs traf Kleber zuletzt aber wieder besser. Damit zwingt er auch mehr Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidiger auf sich - und schafft sie Doncic ein Stück vom Hals. Ein weiteres, wichtiges Puzzlestück bei den wiedererstarkten Mavs, die nun so nahe an einem möglichen NBA-Titel sind wie zuletzt 2011.

Theis im Osten mit Boston auf Titelkurs

Neben Kleber darf mit Daniel Theis ein weiterer deutscher NBA-Profi vom großen Wurf träumen: Theis stand mit den Boston Celtics bereits einmal in den Conference Finals, vor zwei Jahren in der Corona-Bubble von Orlando. Der erneute Einzug ins Endspiel im Osten war zuletzt nicht unbedingt erwartet worden. Die Serie gegen Milwaukee schien für die Celtics bereits verloren, vor allem weil auf der anderen Seite ein schier unüberwindbarer Gegner stand: Giannis Antetokounmpo, die Urgewalt aus Griechenland, der die Bucks im Vorjahr zum Titel geführt hatte.

Auch in den diesjährigen Playoffs dominierte der "Greek Freak": In Spiel fünf in Boston drehte Antetokounmpo die Partie in der Schlussphase fast im Alleingang. Dabei zeigte er nach Meinung vieler Experten eine der besten Leistungen der Playoff-Geschichte - und wurde auf eine Stufe mit Shaquille O’Neal, Kobe Bryant und LeBron James gestellt.

Playoff-Erfolg gegen den NBA-Champion und Antetokounmpo

In Spiel sechs kam Antetokounmpo wieder auf 44 Punkte und 20 Rebounds - der Sieg ging allerdings an die Celtics, die den Schlüssel zum Erfolg gefunden hatten: Nachdem sie gemerkt hatten, dass sie den Bucks-Anführer ohnehin nicht komplett aus dem Spiel nehmen konnten, ließen sie ihn weitestgehend gewähren, verbarrikadierten die Zone so gut es ging - und passten auf, dass keiner von den anderen Bucks-Spielern heiß lief, vor allem nicht die Distanzschützen. Im entscheidenden siebten Spiel landeten die Bucks bei 33 Versuchen von jenseits der Dreipunktelinie nur mickrige vier Treffer - eine Bilanz, mit der man in der NBA kaum Spiele gewinnen kann.

Die Treffsicherheit von draußen wurde wiederum für Boston zum entscheidenden Faktor. Den Celtics gelang es, ihre große Stärke auch in den entscheidenden Momenten auszuspielen: In Spiel sechs war es Jayson Tatum, der den Bucks sieben Dreier einschenkte. Im siebten Spiel war Grant Williams der Matchwinner, traf ebenfalls sieben Würfe von "downtown". Insgesamt trafen die Celtics im Do-or-die-Spiel gegen die Bucks 22 Dreier - und stellten einen neuen Franchise-Rekord auf.

"Giannis überlebt" - Boston nun Favorit

Aufgrund ihrer tiefen, ausgeglichenen Besetzung gilt Boston nun als Favorit für das Finale im Osten gegen Miami - und wohl auch auf den NBA-Titel. Dabei wird es auch wieder auf die Abräumer-Qualitäten von Daniel Theis ankommen. Die Celtics haben den Nationalspieler vor allem wegen seiner Stärke in der Defensive und beim Rebound zurückgeholt. Ihm zur Seite steht Center-Routinier Al Horford, der auch gegen Milwaukee zu großer Form auflief.

Dass sich die Celtics gegen das Meister-Team um Antetokounmpo durchgesetzt haben, dem "besten Spieler der Welt", wie Guard Jaylen Brown nach Spiel sieben sagte, dürfte ihnen einen Extra-Schub an Selbstvertrauen geben. Dies glaubt auch ESPN-Kolumnist Brian Windhorst: "Wenn sie am Montag nach Miami fliegen, dann können sie sich vorher einen Sticker auf ihre Koffer kleben: Wir haben Giannis überlebt."