Yago Mateus Dos Santos feiert nach dem Titelgewinn

Basketball Ulm feiert, Bonn trauert - große Gefühle nach Meister-Entscheidung

Stand: 17.06.2023 12:11 Uhr

Zigarren und euphorische Party in Ulm, tiefe Niedergeschlagenheit in Bonn - nach dem Finale um die deutsche Meisterschaft der Basketballer gab es große Gefühle.

Titelheld Yago dos Santos hatte stolz die brasilianische Fahne über die Schultern gespannt, für die Protagonisten des erstmaligen Meisters gab es reichlich Champagner und ein ganzes Set an Zigarren: Die Basketballer von Ratiopharm Ulm haben die erste Krönung bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

"Einer der schönsten Tage, die wir in diesem Verein erlebt haben. In diesen Playoffs war jeder Tag ein besonderer. Als Siebtplatzierter den Zweiten, den Dritten und den Ersten rausgehauen. Das ist der absolute Wahnsinn", strahlte Sportdirektor Thorsten Leibenath.

Martin Thiel, Sportschau, 17.06.2023 10:49 Uhr

"Unglaublich für diese Stadt"

Das 74:70 gegen Hauptrundensieger Telekom Baskets Bonn war der letzte Schritt eines sportlich verrückten Laufs, der gegen den entthronten Meister Alba Berlin, Pokalsieger Bayern und Champions-League-Gewinner Bonn neun Siege und nur zwei Niederlagen einbrachte. "Damit hat keiner gerechnet. Es ist unglaublich, für diese Stadt den ersten Titel zu gewinnen", sagte Chefcoach Anton Gavel.

Vergessen sind die Finalniederlagen 2012 und 2016, am Freitagabend herrschte in der mit 6.000 Fans voll besetzten Arena in Neu-Ulm absolute Glückseligkeit.

Konfetti am Boden, Netze abgeschnitten

Bis nach Mitternacht feierten Yago und Co. auf dem Parkett der Arena. Am Boden klebte reichlich Konfetti, die beiden Basketball-Netze waren von den nationalen Champions längst abgeschnitten worden. "Das wird ein Wochenende, was nicht so leicht zu vergessen sein wird. Ich hoffe, dass ich mich noch an ein paar Sachen erinnern kann, denn es wird viel Alkohol fließen", sagte Leibenath, der seit über zehn Jahren im Verein ist und 2019 vom Trainer zum Sportdirektor wurde. Er ist einer der Architekten dieses sportlichen Erfolgs.

Erstmals seit 2009 heißt der Meister nicht Bamberg, Berlin oder München. Und dass es Außenseiter Ulm geschafft hat, der als Siebter in die Playoffs startete, ist ein Gemeinschaftswerk.

Bonn trauert - vieles ist ungeklärt

Weniger toll war die Stimmung naturgemäß beim unterlegenen Finalgegner aus Bonn. Die Zukunft von Erfolgstrainer Tuomas Iisalo ist genauso ungeklärt wie die von Spielmacher T.J. Shorts. Und nach der Vize-Meisterschaft bekannte sich am Freitagabend keine der beiden Schlüsselfiguren öffentlich zum Klub.

Der Trainer des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn: Tuomas Iisalo.

Der Trainer des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn: Tuomas Iisalo.

"Jetzt will ich mit den Jungs die Zeit genießen, und dann können wir immer noch über die Zukunft sprechen", sagte Iisalo, der in Paris als Trainer gehandelt wird. Seine Zukunft, das seien jetzt erst einmal zwei bis vier Bier. Das Gefühl sei "bittersweet", stellte der Finne fest. Den erreichten Champions-League-Titel wolle man trotzdem nachfeiern, weil dies im Terminstress im Mai nicht möglich war.

Spielmacher Shorts vor dem Absprung

Spielmacher Shorts hat trotz Schwächen im Finale so für sich geworben, dass ein Wechsel zu einem besseren Klub - wahrscheinlich in der Euroleague - nur die logische Folge wäre. "Wir dürfen nicht unsere Köpfe hängen lassen. Wir haben die Hauptrunde als Erster abgeschlossen, haben die Champions League gewonnen. Heute kamen wir zu kurz, aber das ist nichts, um die Köpfe hängen zu lassen", bilanzierte Shorts nach dem Finale.

Die Bonner spielten die Saison über herausragenden Basketball und ließen in der regulären Spielzeit auch Alba Berlin und den FC Bayern hinter sich. Hauptsponsor Telekom bestätigte am Freitag noch vor dem vierten Finale, dass man den Klub weiter finanziell unterstützen werde.