Aaron Rodgers (m.) im Trikot der New York Jets mit Russell Wilson (r.) im Trikot der Denver Broncos und Matthew Stafford (l.) von den LA Rams.

NFL-Saison 2023 Rodgers, Wilson und Co. - kommt das letzte Hurra der "Alten Garde"?

Stand: 04.09.2023 14:29 Uhr

Tom Brady ist weg, die jungen Quarterbacks um Patrick Mahomes dominieren die NFL. Können die Recken der "Alten Garde" noch zu einem "letzten Hurra" ansetzen?

Es gibt nicht viel was US-Sportjournalisten und Fans mehr lieben als Rankings. Und kaum eine Rangliste wird in der NFL mehr diskutiert und öfter erstellt als die der besten Quarterbacks.

Schaut man sich solche Rankings aktuell zum Start der 2023er-Saison an, sind die Führenden fast unisono Patrick Mahomes (27), Josh Allen (27), Joe Burrow (26), Justin Herbert (25) und Jalen Hurts (25). Auch Lamar Jackson (26) und Trevor Lawrence (23) finden sich weit oben. Es sind die Youngster, die dominieren. Tom Brady ist zurückgetreten, auch Drew Brees spielt schon seit einigen Jahren nicht mehr.

Aaron Rodgers ist die Speerspitze der Routiniers

Durchaus noch aktiv ist aber Aaron Rodgers. Rodgers (39) bildet in diesen Rankings die Speerspitze der Routiniers, die die Fahne der "Alten Garde" in der NFL hochhalten. Gemeinsam mit Matthew Stafford (35) von den LA Rams und Russell Wilson (34) von den Denver Broncos ist er der einzige Starting Quarterback außer Mahomes, der schon mal als Starter einen Super Bowl gewonnen hat.

Das ist allerdings schon einige Jahre her - im Februar 2011 stemmte Rodgers im Trikot der Green Bay Packers die Vince Lombardi Trophy in die Höhe. Wilson folgte ihm als Spieler der Seattle Seahawks drei Jahre später, Stafford holte seinen Titel mit den Rams im Jahr 2022.

Für Stafford und Wilson wird es schwer

Stafford dürfte es dieses Jahr schwer haben, noch einmal in diese Regionen zu kommen. Der Kader der Rams hat einen Umbruch vollzogen, das Team müsste sich schon sehr strecken, um überhaupt um die Playoffs mitzuspielen. Wilson hatte in seinem ersten Jahr nach seinem teuren Wechsel von Seattle nach Denver riesige Probleme und gehörte in fast allen relevanten Statistiken zu den schwächsten Quarterbacks der vergangenen Saison. Mit neuem Trainer und verstärktem Kader wollen die Broncos jetzt zwar nochmal angreifen, aber es ist absolut fraglich, ob Wilson noch einmal annähernd zu alter Stärke zurückfinden kann - und das dürfte nötig sein, um aus Denver einen erweiterten Titelkandidaten werden zu lassen.

Kirk Cousins (35), den man mit etwas Wohlwollen auch in die Riege der "großen" verbliebenen Routiniers zählen kann, hat bei den Minnesota Vikings zumindest ein Team um sich herum, dem im Optimalfall zugetraut werden kann, auch in den Playoffs in der NFC noch eine Rolle zu spielen.

Rodgers jetzt bei den Jets - aber reicht das?

Und Rodgers? Der sah offenbar bei den Packers im Spätherbst seiner Laufbahn nicht mehr die Möglichkeit, noch einmal ernsthaft um den Titel zu spielen. Rodgers spielt deshalb jetzt, wohl noch zwei Jahre, bei den New York Jets und verzichtet, im Gegensatz zu seinen letzten Jahren in Green Bay, sogar auf Geld, um seinem Team Ressourcen für bessere Spieler freizuschaufeln. Aber was ist das am Ende wert?

Die bislang letzte Playoff-Teilnahme der Jets liegt genauso lange zurück wie Rodgers' Titel. Anfang 2011 nahm man zuletzt an der Endrunde teil, im letzten Jahr gelangen dem Team von Coach Robert Saleh immerhin sieben Siege und in Wide Receiver Garrett Wilson und Cornerback Sauce Gardner hatte man zwei der besten Youngster der Saison im Kader. Mit Rodgers und einigen weiteren Kader-Veränderungen ist das Team zwar ohne Frage auf dem Papier besser als vergangene Saison, aber wie gut und schnell sich Rodgers mit 39 bei seiner ersten Station außerhalb von Green Bay akklimatisieren kann, darf zumindest angezweifelt werden. Und auch wenn er körperlich in der vergangenen Spielzeit keinen großen Leistungsabfall zeigte, wird auch er natürlich nicht jünger.

Starke Division - steiniger Weg in die Playoffs

Kleiner Exkurs: Die NFL ist in zwei Conferences aufgeteilt, die AFC und die NFC. Die sind wiederum in jeweils vier Divisions mit je vier Teams unterteilt. Um die Playoffs zu erreichen, muss man die eigene Division gewinnen, oder unter den verbleibenden zwölf Teams der Conference zu den besten drei Mannschaften gehören.

Für die Jets sind das nicht unbedingt gute Nachrichten, denn die Division hat in den Buffalo Bills, den Miami Dolphins und den New England Patriots starke Konkurrenz parat. Die Bills gehören seit einigen Jahren regelmäßig zum Favoritenkreis, die Dolphins setzen gerade finanziell alles auf Angriff und die Patriots sind zwar weit von alter Dominanz entfernt, aber mit ihrer Defensive immer noch ein extrem unangenehmer Gegner. Da man gegen jeden Divisions-Konkurrenten zwei Saisonspiele absolvieren muss, ist der Weg für die Jets durchaus steinig und auch der sonstige Spielplan hält einige dicke Brocken bereit.

Vergangene Saison kein Ü30-Quarterback unter den letzten acht

Schon in der vergangenen Saison war in den Playoffs unter den letzten acht Teams kein Starting Quarterback älter als 29 Jahre. Im Jahr zuvor waren es noch fünf, die mindestens 30 Jahre alt waren. Der Generationswechsel ist vollzogen. Die Chance auf ein großes "letztes Hurra" der "Alten Garde" sind auch in diesem Jahr nicht besonders groß - aber womöglich ist es tatsächlich die letzte.