Andreas Wellinger, Skispringer

Skispringer im Aufwind Andreas Wellinger - von ganz unten zurückgekämpft

Stand: 28.10.2022 13:41 Uhr

Nach Pleiten, Pech und Pannen stand Andreas Wellinger bei den Deutschen Meisterschaften als Sieger auf dem Podest. Gold hatte sich angedeutet, war keine Eintagsfliege und macht Hoffnung für die Saison.

Andreas Wellinger, Sunnyboy im deutschen Skisprungteam, war das Lachen in den letzten Jahren vergangen. Seine Odyssee begann im Juni 2019. Im Training riss das Kreuzband im rechten Knie. Er verpasste die gesamte Saison, kam in der darauffolgenden alles andere als stabil zurück. Wellinger suchte die Form, fand sie nie und war bei der Heim-WM nur Zuschauer. Im September 2021 verletzte er sich erneut und wurde durch eine Corona-Infektion auch um Olympia gebracht.

Gold ein halbes Jahr nach Meniskus-OP

Und das Verletzungspech schien kein Ende zu nehmen. Im Frühjahr lag er erneut unterm Messer. Diesmal wurde der Meniskus geflickt. Aufgeben war für den 27-Jährigen, der zweifacher Olympiasieger und Weltmeister ist, keine Option.

Er kämpfte sich zurück und gibt aktuell im Training gemeinsam mit Eisenbichler und Geiger "die Pace" (Trainer Stefan Horngacher) vor. Horngacher, der österreichische Bundestrainer der Deutschen, lobte Wellinger im Sportschau-Interview: "Ihm geht es sehr gut. Er ist wieder richtig fit und macht einen guten Eindruck." Bei den Deutschen Meisterschaften Mitte Oktober in Hinterzarten räumte Wellinger Doppel-Gold ab. Erst im Einzel, dann im Team. So gut war er bei nationalen Meisterschaften noch nie.

Neue Wege beim Material

Einzigartig ist auch der Weg, den Wellinger beim Material eingeschlagen hat Der Olympiasieger von 2018 schnallt seit dieser Saison Ski der Marke "Van Deer-Red Bull Sports" an. Dahinter steckt das auch im Fußball und der Formel 1 weitverzweigte Unternehmen Red Bull. "Im Leistungssport geht es um Weiterentwicklung. Ich wollte nach der vergangenen Saison etwas verändern und bin ganz offen in die Materialtests gegangen. Bei den Tests hat sich gezeigt, dass die Performance des neuen Materials von Van Deer-Red Bull Sports richtig stark ist", begründete Wellinger seinen Schritt.

Hirscher gründete die Firma

Ex-Ski-Alpin-Ass Marcel Hirscher hatte die ursprünglich nur Van Deer genannte Firma im vergangenen Jahr gegründet und damals vollmundig angekündigt, den Ski-Zirkus aufzumischen: "Gut ist uns nicht gut genug. Bei allem, was wir tun, gehen wir immer einen Schritt weiter“, kündigte Hirscher an. Seit Sommer arbeitet Van Deer mit Red Bull zusammen.

Marcel Hirscher

Marcel Hirscher: Einst ein erfolgreicher Skirennläufer, jetzt will er als Unternehmer durchstarten.

Talent Raimund schafft Sprung ins A-Team

Wellinger sollen die neuen Latten auf dem Weg in die Weltspitze helfen. Ein anderer Deutscher steht erst am Beginn seiner Karriere im Weltcup. Philipp Raimund hat sich mit starken Sprüngen einen Platz im A-Team erkämpft und darf auf regelmäßige Einsätze im Konzert der Besten hoffen. "Er hat sich gut entwickelt und ist auf einem guten Weg", so Horngacher, der dem 22-Jährigen großes Potential bescheinigt und glücklich ist, dass es gelungen ist, einen jungen Athleten in die Mannschaft zu integrieren. Raimund war in der Vergangenheit schon einige Mal nah dran am Team, schaffte den endgültigen Sprung ins Weltcupteam aber nicht. 2019 feierte er seine Premiere bei der Vierschanzen-Tournee (34. in Oberstdorf/39. in Garmisch-Partenkirchen). Zudem durfte er 2020 und 2022 in Titisee-Neustadt Weltcup-Luft schnuppern. Jetzt ist der Oberstdorfer auf dem besten Weg, eine feste Größe im Team von Stefan Horngacher zu werden.

Vorbereitung nahezu problemlos

Die Saisonvorbereitung lief nicht nur für Raimund störungsfrei. Die DSV-Adler konnten nahezu komplikationslos trainieren, blieben von Verletzungen und unvorhersehbaren witterungsbedingten Zwangspausen verschont. "Wir konnten zu 92 Prozent alles machen, was wir wollten", sagte der Coach zufrieden. Jetzt gehe es um den Feinschliff, um gut in die Wettkämpfe reinzukommen. Die erste Weltcupprüfung steht schon am ersten November-Wochenende in Wisla bevor. Dann springen die Skispringerinnen und Skispringen erstmals auf Matten um Punkte im Weltcup (im Liveticker auf sportschau.de).