Aleksander Aamodt Kilde

Ski-Alpin-Abfahrt Kilde siegt auf der Streif mit Handbruch - Dreßen übt Kritik

Stand: 21.01.2023 15:12 Uhr

Das war beeindruckend: Bei der Abfahrt auf der Streif hat der Norweger Aleksander Aamodt Kilde am Samstag (21.01.2023) die Konkurrenz dominiert. Die beiden besten Deutschen machten den "Schneepflug", kamen aber beim Hahnenkammrennen trotzdem in die Top 15. Thomas Dreßen schimpfte nach seinem Sturz auf den Weltverband FIS.

Abfahrts-Weltcup-Spitzenreiter Kilde hat sich auf der Streif in Kitzbühel eindrucksvoll zurückgemeldet. Einen Tag nach seinem enttäuschenden 16. Platz feierte der Norweger auf der gleichen Strecke einen überlegenden Sieg. Der 30-Jährige siegte in 1:56,90 Minuten und war damit 0,67 Sekunden schneller als der zweitplatzierte Johan Clarey aus Frankreich sowie 0,95 Sekunden schneller als Travis Ganong aus den USA. Bester Deutscher wurde Romed Baumann als Achter (+1,52 Sekunden). Auch Josef Ferstl konnte sich über Rang elf freuen (+1,56 Sekunden). Thomas Dreßen konnte seinen Aufwärtstrend nach einem starken 13. Platz von Freitag nicht fortsetzen - er stürzte, blieb aber unverletzt.

Kilde mit Handbruch auf 140 km/h

Mit einem Mittelhandbruch, den er sich im Training am Donnerstag zugezogen hatte, fuhr Kilde ein aggressives und hochkonzentriertes Rennen. In Abwesenheit von Top-Konkurrent Marco Odermatt, der aus Vorsicht auf einen Start verzichtete, kam der zweifache WM-Medaillengewinner bis auf 140 km/h. Und anders als am Freitag, als er nach einem Fahrfehler fast stürzte und damit den Sieg verschenkte, fuhr Kilde diesmal wie auf Schienen. "Unglaublich", freute er sich im ZDF über den Sieg: "Ich habe alles möglich gemacht, was möglich ist."

Ferstl und Baumann machen den "Schneepflug"

Die ersten deutschen Starter Josef Ferstl und Romed Baumann starteten bei Schneefall und mit den niedrigen Startnummern zwei und drei. Beide hatten damit einen "Schneepflug"-Job für die Konkurrenz – sie machten ihren Job gut, konnten aber auch wegen der Bedingungen nicht ganz vorn reinfahren. Mit den Plätzen acht (Baumann) und elf (Ferstl) kamen beide dennoch zu einem Top-Ergenis.

Baumann: "Es rumpelt ordentlich"

Sowohl Ferstl als auch Baumann fuhren im oberen Teil geschmeidig und im Schlusshang aggressiv. Im flacheren Mittelteil verloren sie aber viel Zeit. "Hier schneit es ordentlich. Wir hatten niedrige Startnummern. Und es waren zwar Vorläufer unterwegs, aber der Schnee war so kräftig, dass die Spur verschneit war", erklärte Ferstl nach dem Rennen im ZDF: "Das ist ein bisschen Pech, aber ich denke trotzdem, dass die Fahrt okay war. Ich kann mir nichts vorwerfen." Baumann sagte: "Der Schnee hat sehr gestockt, die Sicht ist ziemlich flach. Es ist um einiges heraufordernder als gestern. Es rumpelt ordentlich."

Dreßen stürzt und scheidet aus

Kein gutes Rennen erwischte Thomas Dreßen, der sich am Freitag noch über ein couragiertes Rennen und Rang 13 freuen konnte. Am Samstag stand er nicht so sicher auf den Ski, verdrehte sich bereits im oberen Teil und verlor viel Zeit. Im eigentlich flacheren Teil der "Alten Schneise" rutschte er bei einer leichten Kurve weg, stürzte - blieb aber unverletzt.

Nach dem Rennen sagte er im ZDF: "Ich bin natürlich enttäuscht. Nach dem gestrigen Tag wollte ich es heute noch einmal zeigen. Das ist schade, dass es nicht aufgegangen ist. Aber das passiert. Abhaken und weitermachen."

Dreßen kritisiert die FIS: "Nicht zeitgemäß"

Dreßen, der bei zunehmendem Schneefall mit eingeschränkter Sicht zu kämpfen hatte, übte allerdings auch Kritik am Weltverband FIS. "Wenn bereits im Vorhinein entschieden ist, dass der Start da ist, wo er ist und die Athletensprecher vor vollendete Tatsachen gestellt werden, dann finde ich das schade. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Dass wir Athleten da kein Mitspracherecht haben, verstehe ich nicht", monierte er, dass der Start nicht ein Stück nach unten verlegt wurde. Konkret zur Stelle seines Sturzes sagte Dreßen: "Ich habe da wenig gesehen, da war keine blaue Linie. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum man da keine blaue Linie macht. Letztendlich war es trotzdem von mir ein Fahrfehler."

Sander in den Top 20

Andreas Sander musste mit der hohen Startnummer 25 ins Rennen und fuhr zu einem guten 18. Platz (+2,14 Minuten), Dominik Schwaiger kam auf der Strecke nicht so gut zurecht und kam jenseits der Top 30 (+3,75 Sekunden) ins Ziel.

Schweizer Feuz nimmt Abschied

Am Samstag nahmen die 45.000 Zuschauer auch Abschied von einem großen Skifahrer: Der Schweizer Beat Feuz fuhr das letzte Rennen seiner Karriere. Der 36-jährige Abfahrts-Olympiasieger von Peking 2022, Abfahrts-Weltmeister von 2017 und 16-fache-Weltcupsieger, erwischte bei seinem Abschiedsrennen einen guten Start, konnte dann aber nicht den Speed der Top-Fahrer aufnehmen. Im Ziel hatte "Kugelblitz" Feuz mehr als zwei Sekunden Rückstand auf den Tagessieger, wurde aber dennoch von den Kollegen umarmt und den Fans gefeiert.

Goldberg rauscht in die Fangnetze

Schon nach dem fünften Starter musste das Rennen länger unterbrochen werden. Der US-Amerikaner Jared Goldberg geriet im unteren Teil der Strecke bei rund 100 km/h in Rücklage und rauschte in die Fangnetze. Anders als am Freitag der Norweger Henrik Röa, der sich bei einem Sturz einen Wadenbeinbruch zuzog, blieb Goldberg aber offenbar unverletzt.