Ski Alpin | Weltcup in Lake Louise Goggia krönt ihr Traum-Comeback in der Abfahrt

Stand: 03.12.2021 22:37 Uhr

Die Italienerin Sofia Goggia meldet sich in Lake Louise mit einer furiosen ersten Abfahrt nach ihrer Verletzungspause zurück. Zwischen ihr und dem Rest des Feldes liegt schon eine kleine Welt. Kira Weidle ist enttäuscht auf einer ihrer Lieblingsstrecken.

Sie war erst ein paar Fahrsekunden auf der ersten Abfahrt der neuen Weltcup-Saison in Lake Louise/Kanada unterwegs, da stieß Kira Weidle schon einen Schrei der Enttäuschung aus. Ihr unterlief ein Leichtsinnsfehler dort oben im flacheren Teil, der sie ziemlich ärgerte: Die stärkste deutsche Abfahrerin bog zu spät nach rechts ab - und landete im Neuschnee.

Ein Top-Ergebnis war da beim Auftakt am Freitag also schon dahin, das war ihr bewusst. Anschließend touchierte sie Tor um Tor - so, als wollte sie zumindest noch einmal angreifen, die engstmögliche Linie dafür wählen. Letztlich landete die 25-Jährige vom SC Starnberg auf dem zehnten Platz - die Olympia-Qualifikation verpasste sie damit erst einmal knapp. Mit ihrer Fahrt war sie alles andere als zufrieden - im Ziel folgte ein lautes: "Ach, Mann!" Sie analysierte: "Es war ganz schwierig, die Mischung zu finden zwischen feinem Skifahren und trotzdem Anzugasen."

Goggia gelingt fulminante Weltcup-Rückkehr

Es ist ja eigentlich ein besonderer Ort da oben im Banff-Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains für Kira Weidle. In Lake Louise hat sie ihren ersten Weltcup-Podiumsplatz herausgefahren. So etwas behalten Skirennfahrer natürlich zeit ihrer Karriere in ihrem Kopf. "Lake Louise ist eine meiner Lieblingsstrecken", sagte Weidle vor der ersten Standortbestimmung der Saison.

"Ich war dort die letzten Jahre immer recht erfolgreich", fügte sie hinzu, schränkte jedoch ein: "Es ist aber jedes Jahr aufs Neue ein anderes Rennen." Dieses Mal war es eine ganz schnell gesetzte Abfahrtsstrecke, das zeigte sich von der ersten Fahrerin Ramona Siebenhofer weg.

Und es war eine Strecke, die eine besondere Comeback-Geschichte bereithielt: Denn die Italienerin Sofia Goggia feierte nach ihrem Schienbeinkopfbruch in der Vorsaison gleich zum Einstieg in die Saison wieder einen Weltcupsieg. Lediglich den Riesenslalom in Sölden im Oktober hatte sie seither bestritten, in den Speed-Disziplinen schaffte sie nun auf Anhieb wieder einen Traumlauf.

Im Februar brach sich Goggia den Schienbeinkopf - der Heim-WM-Traum platzte

Von oben bis unten fuhr die Abfahrts-Weltcup-Siegerin der Vorsaison fast durchweg Top-Speed und legte über die 3,052 Kilometer ins Ziel eine kleine Welt zwischen sich und den Rest der Fahrerinnnen. Breezy Johnson (USA) und Mirjam Puchner (Österreich) komplettierten zwar das Podium, sie waren aber 1,47 und 1,54 Sekunden langsamer. "Ich muss mir das heute anschauen, was die da runtergezaubert hat", sagte Puchner über Goggias Ausnahmefahrt im ORF.

Für die 29-jährige Goggia war es also eine fulminante Rückkehr, nachdem sie in der vergangenen Saison erst vier Abfahrten gewann - und sich dann in einem Moment der Unachtsamkeit Anfang Februar abseits der Rennpiste von Garmisch-Partenkirchen bei einer Talabfahrt den Schienbeinkopf brach.

Ihr großer Traum von einer Medaille bei der Heim-WM in Cortina d'Ampezzo platzte - das nahm sie nicht nur physisch, auch psychisch mit. Kira Weidle holte damals in Cortina übrigens Abfahrts-Silber, nur die Schweizerin Corinne Suter war schneller. Suter wurde am Freitag Fünfte hinter Ramona Siebenhofer aus Österreich.

Zwei Trainingsläufe mussten abgesagt werden - Nadine Kapfer wird 45.

In den vergangenen beiden Tagen mussten in Lake Louise die Trainingsläufe aufgrund des schlechten Wetters ausfallen, ganz klar war es nicht, wie sich die Frauen bei der ersten Saisonabfahrt nach nur einer Trainingsfahrt präsentieren.

Große Probleme gab es dann jedoch nicht zu besichtigen am Renntag, höchstens Leichtsinnsfehler wie bei Weidle. Wohl auch, weil sich der kanadische Wintersportort am Freitag nun pünktlich zum Rennen bei bestem Wetter zeigte, von oben bis unten carvten die Skirennfahrerinnen durch die Sonne. Die zweite deutsche Starterin Nadine Kapfer wurde übrigens 45. (+5,52 Sekunden).

Anders als die genervt abwinkende Weidle pustete Goggia im Ziel erst heftig durch, blieb trotz der Gala-Fahrt ruhig. Dann feierte sie lässig mit einem Küsschen, das sie über ihren Zeigefinger in die Welt schickte. Mehr Statements brauchte es wohl nicht mehr, das Ausrufezeichen hatte die mit Abstand Schnellste bereits in den Schnee der Rocky Mountains gezaubert.